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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Unrecht, das ich Ihnen zugefügt, durch die Begründung des Glückes dieser beiden Kinder!«
    Weder Alice noch Cyprien vermochten, wenigstens nicht mit vernehmlichen Lauten, zu antworten, ihre Blicke aber übernahmen das für sie.
    Der Greis streckte dem früheren Gegner die Hand entgegen und John Watkins ergriff dieselbe voller Wärme.
    Alle Augen der Umstehenden waren feucht geworden, selbst die eines alten grauköpfigen Constablers, der sonst so trocken aussah wie ein Schiffszwieback.
    John Watkins selbst erschien jetzt ganz umgewandelt. Seine Gesichtszüge drückten ebenso viel Wohlwollen und Sanftmuth aus, wie vorher Härte und Bosheit. Auch das bis dahin ernste, strenge Antlitz Jacobus Vandergaart’s nahm wieder den gewohnten Charakter heiterer Gutmüthigkeit an.
    »Vergessen wir Alles, rief er, und trinken wir auf das Wohlergehen des jungen Paares – wenn der Herr Officier des Sherifs es gestatten will – von dem Weine, den er beschlagnahmt hat.
    – Ein Officier des Sherifs hat zuweilen die Verpflichtung, sich dem Verkauf steuerpflichtiger Getränke zu widersetzen, nicht aber der Verzehrung derselben.«
    Nach dieser frohlaunigen Entscheidung kreisten die Flaschen von Neuem, und bald herrschte wieder die unbeschränkteste Heiterkeit im Speisesaale.
    Jacobus Vandergaart saß zur Rechten John Watkins’ und entwarf mit ihm Pläne für die Zukunft.
    »Wir verkaufen Alles und folgen unseren Kindern nach Europa, sagte er. Dort gründen wir uns auf dem Lande ein Heim in ihrer Nähe, und werden hoffentlich noch manche schöne Tage mit ihnen verleben!«
    Seite an Seite sitzend hatten sich Alice und Cyprien in eine leise, französisch geführte Plauderei versenkt – eine Plauderei, die wegen der Alice ungewohnteren Sprache nicht minder interessant erschien, wenn man das nach der Lebhaftigkeit der beiden Theilnehmer abschätzen durfte.
    Jetzt war es ungemein warm geworden. Eine schwüle, drückende Hitze trocknete die Lippen schon am Rande der Gläser und verwandelte alle Tischgenossen in eben so viele Elektrisirmaschinen, welche bis zum Funkengeben geladen waren. Vergeblich hatte man Thüren und Fenster weit offen stehen lassen. Nicht der mindeste Luftzug bewegte die Flammen der Kerzen.
    Jedermann empfand, daß die bedrückenden atmosphärischen Verhältnisse nur eine einzige Art der Lösung finden könnten – einen tüchtigen Sturm mit Gewitter und Platzregen – wie solche im südlichen Afrika nicht selten, einer Empörung aller Elemente der Natur vergleichbar, auftreten. Ein derartiges Ungewitter erwartete, ja erhoffte man jetzt als eine Erleichterung.
    Plötzlich verbreitete ein greller Blitz einen grünlichen Schein über alle Gesichter und fast gleichzeitig verkündete der über die weite Ebene hinrollende Donner, daß das Concert begonnen habe.
    In demselben Augenblicke fegte durch den Raum ein heftiger Luftstrom, der alle Kerzen verlöschte. Dann öffneten sich ohne Uebergang alle Schleußen des Himmels und die Sintfluth strömte herab.
    »Hörten Sie unmittelbar nach dem starken Donnerschlage nicht ein kurzdauerndes trockenes Geräusch?« fragte Thomas Steele, während sich Mehrere bemühten, Fenster und Thüren schnell zu schließen, und die Kerzen wieder angezündet wurden; man hätte dabei an das Zerspringen einer Glaskugel denken können.«
    Wie instinctiv wendeten sich alle Blicke sofort nach dem »Südstern« hin.
    Der Diamant war verschwunden.
    Uebrigens standen der Gitterkäfig und die Glasglocke, welche denselben bedeckten, noch auf derselben Stelle, und es war unbedingt auszuschließen, daß Jemand den Stein berührt habe.
    Die Erscheinung glich fast einem Wunder.
    Cyprien, der sich schnell nach dem Diamanten hingeneigt hatte, erkannte an dessen Stelle auf dem blausammtnen Kissen sofort einen seinen grauen Staub. Er stieß einen Schrei der Verwunderung aus, erklärte aber mit vier Worten den hier stattgehabten Vorgang:
    »Der »Südstern« ist zersprungen!« sagte er.
    Im Griqualande weiß Jedermann, daß das sozusagen eine Krankheit ist, an welcher die Capdiamanten leiden, doch spricht absichtlich Niemand davon, um deren Handelswerth nicht zu vermindern. Thatsache bleibt es immerhin, daß gerade die kostbarsten Steine, wohl infolge zunächst unerklärlicher Molekularverschiebung, öfter wie einfache Schlagsätze zerplatzen. In solchen Fällen bleibt von ihnen kein Rückstand als ein wenig Staub, der höchstens noch als Schleifmaterial benützbar ist.
    Den jungen Ingenieur beschäftigte

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