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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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der diensthabende Offizier ihn informiert hatte, daß Samuelson eingetroffen war, wußte er, daß etwas schiefgegangen war.
    Der Präsident hatte seinen Bademantel so nachlässig übergestreift, daß man einen Großteil seiner nackten Brust sehen konnte. Während der FBI-Direktor Bericht erstattete, schritt er am Erkerfenster seines Büros auf und ab.
    »Wie viele haben wir geschnappt, Ben?« fragte er mit seltsam ruhiger Stimme, bevor Samuelson enden konnte.
    »Vier von fünfzehn, Sir. Damit bleiben elf übrig.«
    Der Präsident blieb stehen. »Ich kann auch rechnen, Ben. Ich bin auch ganz gut darin, etwas zusammenzusetzen, und spontan würde ich sagen, daß die vier, die wir erwischt haben, Delphi zur selben Zeit wie Bill Carlisle verlassen haben.«
    »Ihre ersten Aussagen lassen darauf schließen, Sir.«
    »Und was ist mit den anderen?«
    »Keiner meiner Leute kann genau sagen, wieso sie uns durch die Lappen gingen. Keine zwei Fälle scheinen gleich zu sein. Anscheinend sind sie einfach verschwunden.«
    »Also eine koordinierte Aktion.«
    »Genau, wie die Festnahme eine gewesen wäre.«
    »Also müssen sie gewußt haben, daß wir kommen.«
    Der FBI-Chef stand ganz starr da. »Sir, ich weiß, daß die Verantwortung sowohl für das Scheitern der Aktion als auch für das offensichtliche Leck bei mir liegt, denn nur meine Leute waren involviert. Ich kann nur sagen, daß ich bei dieser Operation alle erdenklichen Eventualitäten in Betracht gezogen habe. Noch eine halbe Stunde vor Beginn der Operation hat kein einziger meiner Einsatzleiter gewußt, worum es sich handelte. In einigen Fällen war ihnen sogar nicht einmal der Einsatzort bekannt. Ja, es ist vorstellbar, daß ein paar der elf Wind von der Sache bekommen haben oder gewarnt worden sind. Aber alle elf? Nein, das können sie nicht von meinen Leuten erfahren haben.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß einer aus unserem Inneren Zirkel der Informant ist?«
    »Nicht unbedingt, Sir. Wir wissen, daß der Countdown bereits läuft. Es ist vorstellbar, daß der Rückzug der Delphi-Mitglieder bereits geplant war und sie uns nur durch einen glücklichen Zufall entkommen sind.«
    »Und wenn nicht, Ben?«
    Samuelson zögerte, bevor er antwortete, und wich dabei dem Blick des Präsidenten aus. »Dann müssen wir davon ausgehen, daß Delphi bereits über die Aktion informiert war, bevor meine Leute den Marschbefehl bekamen.«
    »Und wenn dies der Fall ist, wissen Sie auch, daß wir Ihren Zeitplan mittlerweile kennen.«
    »Ja, Sir, aller Wahrscheinlichkeit nach.«
    »Dann bleibt ihnen vielleicht keine andere Möglichkeit mehr, als die Dinge zu beschleunigen und nicht mehr bis zum nächsten Dienstagabend zu warten.«
    Der FBI-Chef sagte nichts.
    »Na schön, Ben, unter diesen Umständen können wir auf weitere Täuschungsmanöver verzichten. Ich will, daß diese Männer gefunden werden. Und wenn wir sie nicht finden können, will ich, daß sie von allen Möglichkeiten abgeschnitten werden.« Der Präsident hielt gerade lange genug inne, um seine Gedanken zu sammeln. »Das bedeutet, wir frieren nicht nur ihre persönlichen, sondern auch ihre Geschäftskonten ein. Und ich will, daß die Telefonleitungen aller beteiligten Regierungsmitglieder angezapft werden.«
    »Soll ich mir dafür einen Gerichtsbeschluß besorgen?«
    »Eine Anordnung des Präsidenten müßte genügen.«
    »Natürlich«, sagte Samuelson, zögerte dann aber. »Sir?«
    »Ja, Ben?«
    »Haben Sie in Erwägung gezogen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Stellen Sie diese Arschlöcher als das bloß, was sie sind, bevor sie ihren Plan in die Wirklichkeit umsetzen können.«
    »Ich habe diese und hundert andere Möglichkeiten in Betracht gezogen. Doch selbst im günstigsten Fall – einmal vorausgesetzt, daß das Volk mir glaubt – wird es zu einer Panik kommen. Dieses Vorgehen könnte des weiteren dazu führen, daß Delphi in Verzweiflung gerät und seine Atomwaffen einsetzt. Das ist sein Trumpf, Ben, die große Unbekannte in dieser Gleichung.«
    Der Präsident fügte allerdings nicht hinzu, daß die beiden Männer, für die McCracken sich verbürgt hatte, derzeit auf der Suche nach diesem Atomwaffenarsenal waren. Außerdem war er McCrackens Ratschlag gefolgt und hatte nicht einmal die Mitglieder seines Inneren Zirkels darüber informiert, daß Blaine ebenfalls unterwegs war; er hatte noch nicht einmal die internationalen Repräsentanten Delphis erwähnt. Es sei vorstellbar, so hatte McCracken ihn gewarnt, daß

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