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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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amigo!«
    McCracken wußte nicht genau, welche Absichten die Männer auf dem Kreuzer hatten. Er zählte insgesamt fünf: die beiden, die ihn flankierten, derjenige, der das Boot an Ort und Stelle gehalten hatte, den Steuermann und einen weiteren, der auf einer offenen Brücke stand und eine Mac-10-Maschinenpistole in der Hand hielt.
    »Ihre Waffe, bitte«, sagte der Mann rechts von ihm.
    Blaine gab ihm seine SIG-Sauer, und der Mann steckte sie in seinen Gürtel. Der Gulfstar legte ab.
    Seine Gastgeber ließen nichts über das Ziel verlauten, und McCracken stellte keine Fragen. Er blieb einfach in der warmen Nachtluft an der Reling stehen und versuchte sich zu entspannen.
    Der Kreuzer machte gute Fahrt durch die ruhigen Gewässer. Nach einer Stunde konnte Blaine die Silhouette einer großen Jacht ausmachen, die sich vor dem vom Mondlicht erhellten Horizont abhob. Als sie deutlich in Sicht gekommen war, erkannte er sie als eine Dreißig-Meter-Motorjacht der Marke Hatteras mit einem Detroit-Doppelmotor mit achthundertfünfundsiebzig Pferdestärken. Ein absolutes Spitzenmodell, für das man vielleicht zwei Millionen Dollar auf den Tisch legen mußte. Der Kapitän lenkte das Schiff auf einer hohen, geschlossenen Brücke. Selbst aus dieser Entfernung konnte Blaine eine großgewachsene Gestalt ausmachen, die auf dem großen Oberdeck stand und die Annäherung des Gulfstar beobachtete.
    Als McCracken versuchte, trotz der Dunkelheit einen besseren Blick auf die Gestalt zu bekommen, rasten zwei Schnellboote um die Seiten der Hatteras und hielten auf den Gulfstar zu. Sie bezogen auf beiden Seiten des Kabinenkreuzers Position und begleiteten ihn das letzte Stück des Weges.
    Vom Heck der Dreißig-Meter-Jacht wurde eine Stahlleiter hinabgelassen, und zwei Männer hielten sie fest, damit McCracken hinaufsteigen konnte.
    »Hier entlang«, begrüßte ihn einer der beiden, nachdem er sich auf das Deck gezogen hatte. McCracken fiel auf, daß der Mann nicht bewaffnet war.
    Er führte ihn auf das Oberdeck, wo die Gestalt stand, die McCracken schon zuvor ausgemacht hatte, und nach Backbord auf das Meer hinausschaute. Die Gestalt drehte sich langsam um, und das Mondlicht erhellte ihr Gesicht.
    »Manuel Alvarez«, begrüßte McCracken den Mann, der als tot galt. Er hatte ihn aufgrund der Fotos erkannt, die Captain Martinez ihm am Tag zuvor gezeigt hatte.
    »Wie ich sehe, kann man Sie nur schwer überraschen, Mr. McCracken.«
    »Nicht immer. Es überrascht mich, daß Sie mich hierher geholt haben.«
    »Aber nicht, daß ich noch lebe.«
    »Ich habe Ihre Akte studiert«, erwiderte Blaine. »Sie haben zugelassen, daß sie die kleinere Ihrer beiden Jachten in die Luft jagen.«
    Alvarez lächelte verkniffen. »Die Eitelkeit, fürchte ich.« Das Lächeln verschwand wieder. »Sie haben damit gerechnet, zu mir gebracht zu werden.«
    »Zumindest gehofft. Ich habe gewußt, daß der Köder Sie interessieren würde.«
    »Ich war schon interessiert, bevor Sie ihn ausgeworfen haben. Hätte ich gewußt, wie, hätte ich vielleicht schon vorher mit Ihnen Kontakt aufgenommen. Es kam mir vor wie ein Geschenk Gottes, als ich hörte, daß Sie nach Miami zurückgekehrt sind.«
    Blaine trat einen Schritt auf ihn zu. »Wieso?«
    »Ich habe in der Polizei von Miami ein paar gutunterrichtete Kontaktleute. Sie haben mich informiert, wer Sie sind und was Sie im Grove zustandegebracht haben. Anscheinend haben Sie vielen Menschen das Leben gerettet.«
    »Aber nicht das Ihres Sohnes, Mr. Alvarez.«
    »Sie hätten auch ihn gerettet. Das weiß ich.«
    »Wenn es mir möglich gewesen wäre.«
    Blaine ging zu Alvarez, der auf halber Höhe des Oberdecks stand. Alvarez stützte die Ellbogen auf der Reling ab und sah wieder auf das Meer hinaus. Seelenqual verzerrte sein Gesicht zu einer angespannten Grimasse. Seine eigentlich dunkle Haut wirkte gelblich-fahl. Der Wind hatte sein ordentlich geschnittenes Haar durcheinandergebracht, und sein dünner Schnurrbart schien hinabzuhängen.
    »Deshalb habe ich auf diese Gelegenheit gehofft, Mr. McCracken.« Er drehte sich wieder zu Blaine um. »Ich brauche Sie, um meinen Sohn zu rächen.«
    »Das heißt, wir müssen Arlo Cleese finden, Mr. Alvarez.«
    Alvarez' Hände verkrampften sich um die Reling. »Es waren seine Leute, nicht wahr?«
    »Wenn Sie die Frage schon stellen, brauchen Sie mich nicht, um sie zu beantworten.«
    »Ich habe meinen Sohn gewarnt. Er sollte sich zurückhalten. Ich habe ihn gewarnt! Er war der Ansicht, keine Gefahr

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