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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Senator.«
    »Das ist Miss Kurcells Geschichte ebenfalls.«
    »Die Sie anscheinend glauben.«
    »Ja«, sagte die Jordan, den Blick auf Kristen gerichtet. »Ja, ich glaube sie.«
    Auf dem Weg von Gainesville zum Staatsgefängnis Huntsville in Texas versuchte Johnny Wareagle sich einzureden, daß Häuptling Silver Cloud sich geirrt hatte. Wenn Traggeo im Gefängnis war, konnte er weder für Will Shortfeathers Verschwinden verantwortlich sein, noch konnte die Vision des alten Häuptlings von einem anderen, erst kürzlich erfolgten Mord stimmen. Johnny wollte glauben, daß der Mörder hinter Gittern war, wie der Hilfssheriff in Gainesville ihm versichert hatte; daß die Jahre Silver Clouds Augen schließlich doch getrübt hatten. Doch die Entschlossenheit, die im Blick des alten Häuptlings gebrannt hatte, schloß jeden Fehler seinerseits aus, eine Tatsache, die am Sonntagmorgen vom Direktor des Staatsgefängnisses Huntsville bestätigt wurde.
    »Traggeo wurde vor fünf Monaten Bewährung zugestanden, nachdem er sieben Monate seiner fünfjährigen Haftstrafe abgesessen hatte«, erklärte der Mann. Auf seinem Schreibtisch lag eine geöffnete Jiffytasche. Der Direktor war ein aufgeschwemmter, frühzeitig kahl gewordener Mann, der durch Brillengläser von der Dicke des Bodens einer Colaflasche zu Johnny hochlugte.
    »Wer hat sie gewährt?«
    »Der Gouverneur, steht hier. Ich habe hier ein Formular mit seiner Unterschrift.«
    »Ich habe nicht gewußt, daß Texas brutalen Mördern vorzeitig Bewährung bietet.«
    »Ich mache die Gesetze nicht, Mr. Wareagle.«
    »Kennen Sie wenigstens seine Adresse?«
    »Natürlich. Warten Sie, ich sehe mal nach … komisch.« Der Direktor sah durch seine dicke Brille wieder zu Wareagle hoch. »Das Formular scheint nicht vollständig ausgefüllt worden zu sein …«
    »Gibt es jemanden, der mir helfen könnte, es auszufüllen?«
    »Wenn Sie damit die hier fehlenden Angaben meinen, nein. Außer …« Der Direktor blätterte die Akte noch einmal durch. »Anscheinend ist Traggeos Zellengenosse noch bei uns. Elwin Coombs, zwanzig Jahre bis lebenslang wegen Mordes. Aber ich bezweifle, daß er sich als kooperativ erweisen wird.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »Sie haben mich nicht aussprechen lassen. Coombs mußte mehrmals gemaßregelt werden, weil er Wächter bedroht hat. Einem Gefängniskaplan hat er die Nase gebrochen, und einen Psychiater hat er bei einer jährlichen Routineuntersuchung krankenhausreif geschlagen. Er beantwortet Fragen nicht gern.«
    »Wo finde ich ihn?« wiederholte Johnny.
    Der Direktor zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Er müßte auf dem Hof sein und bei den Vorbereitungen für das jährliche Rodeo helfen.«
    »Rodeo?«
    Der Direktor erklärte, daß die Insassen der Strafanstalt Huntsville jedes Jahr ein Rodeo veranstalteten. Man errichtete auf dem riesigen Hof unüberdachte Tribünen für die Zuschauer, und die Eintrittsgelder flossen in einen Fonds, über dessen Verwendung ein Häftlings-Komitee entscheiden konnte. Das Rodeo begann jeweils freitags und endete sonntags.
    »Da drüben ist er«, sagte der Wächter, der Johnny auf den Hof geführt hatte, und deutete auf einen Corral. »Viel Glück.«
    Wareagle ging hinüber.
    Der massige, breitschultrige Coombs schüttete gerade Futter in einen Trog vor dem Pferch eines der bockenden Wildpferde, die die Hauptattraktion des Rodeos darstellten. Als er sich vorbeugte, um den Rest des Sackes auszukippen, stieß Johnny ihn durch die Gitterstangen in den Pferch.
    »He!« schrie er, als der Hengst schnaubte und nach ihm trat. »He!«
    Coombs rappelte sich auf und wich vor dem wiehernden Ungetüm zurück. Das Pferd holte erneut mit den Vorderläufen aus, und Coombs prallte gegen das Gatter. »He!«
    Kaum war der Schrei über seine Lippen gekommen, als Coombs einen riesigen Indianer sah, der die Zügel des Wildpferdes packte und das Tier – so unglaublich es auch erschien – festhielt.
    »Was soll der Unsinn, Mann?«
    »Wir werden uns über Traggeo unterhalten«, erwiderte Johnny.
    Wareagle ließ dem Wildpferd gerade so viel Zügelfreiheit, daß es wieder nach Coombs treten konnte. Die Hufe pfiffen an dessen Gesicht vorbei und streiften seine Schulter.
    Coombs winkte hektisch. »Schon gut, schon gut! Ich rede! Aber laß mich hier raus!«
    »Zuerst redest du«, sagte Johnny und nahm das Wildpferd wieder an die Zügel.
    »Das perverseste Arschloch, das ich je getroffen habe, drinnen oder draußen, und du kannst mir glauben, ich

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