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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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einmal ein Mann, der in einer leeren Kekspackung lebte. Dann fällt ihr nichts mehr ein und sie zerknüllt das Blatt. Außerdem verwechselt Lydia manchmal ihre Geschichten mit dem wahren Leben. Sie denkt zum Beispiel, ihre Mutter wäre drogensüchtig und ihr Vater ein schmieriger Frauenheld. Ich glaube, das war vielleicht ein bisschen so, als sie noch jünger wa ren, und Lydia hat nur nicht gemerkt, dass sie jetzt erwachsen geworden sind. Ihre Mutter spinnt manchmal schon ganz schön. Aber meistens ist sie einfach nur extravagant. Es ist eiskalt. Meine Füße sind schon ganz taub. Lydias Vater ist auch in Ordnung. Aber er bringt ständig diese albernen Vaterwitze, zum Beispiel schaltet er die Fußbodenheizung an und sagt dann: »Hört ihr das, Mädels? Das ist das Elektrizitätswerk, das Beifall klatscht.« Damit will er sagen, dass es teuer ist, die Fußbodenheizung anzuschalten. Außerdem will er immer, dass wir uns Drei-D-Bilder anschauen (Du weißt schon, die mit den Schnörkelmustern?), bis ein Umriss erscheint. Ein Tiger zum Beispiel oder ein Skispringer. Wir tun nach einer Weile immer so, als würden wir es sehen, dabei erkennen wir gar nichts. Emily hat auf ihre Wand in Lydias Zimmer lauter Schnörkel gemalt. Dann hat sie Lydias Vater gerufen und ihm gesagt, sie hätte was dahintergemalt, was er sehen könne, wenn er die Wand lange genug anstarrt. Leider hat er gemerkt, dass sie gelogen hat.
    Liebe Grüße
Cassie
     
     
    Cassie,
na gut, Du hast offenbar nicht vor, mich in Ruhe zu lassen. Schon kapiert. Ich sage nur so viel: Die Sache mit mir ist die, dass ich ein Loser bin. Ich bin total mies in allem, außer vielleicht im Trompetespielen. Darin bin ich gut, so wie Du vermutlich gut Klavier spielst. Und eigentlich ist es das Einzige, was mich bei der Stange hält, mir einen Grund zum Leben gibt. Du scheinst ziemlich durchgeknallt zu sein, aber Du schwänzt dauernd den Physikunterricht, um ins Kino zu gehen, und das ist cool. Aber es heißt auch, dass Du ziemlich schlau sein musst. Ich könnte Physik nicht schwänzen, weil ich in jeder Stunde dabei sein muss, denn wenn ich in Physik keine guten Noten bekomme, kann ich niemals Pilot werden, und das ist das Einzige, was ich mir vom Leben wünsche. Einfach nur Trompete spielen und ein Flugzeug fliegen. Ist das zu viel verlangt? Außerdem finde ich es dumm, sich unnötig in Schwierigkeiten zu bringen. Da ist so ein Typ in meiner Klasse, der kurz davor ist, von der Schule zu fliegen, wenn er sich nicht zusammenreißt, und neulich trieb er sich den halben Vormittag in Castle Hill in den Läden rum, anstatt diese wichtige zentrale Englischklausur mitzuschreiben. Ich weiß nicht. Ich finde einfach, er ist ein Idiot. Nur so als Beispiel. Ich werde Dir erzählen, was passiert ist. Damit will ich bei Dir nicht auf die Tränendrüse drücken oder Dich verarschen. Ich habe neulich verdammt Ärger bekommen und das meinte ich mit den gewissen Umständen. Und zwar wegen eines Mädchens, das auf Eure Schule geht. Ich war mit diesem Mädchen zusammen und vielleicht kennst Du sie sogar, deshalb werde ich ihren Namen nicht verraten. Sie ist echt hübsch mit funkelnden Augen und einer ganz weichen Haut. Ich war ganz verrückt nach ihr, als würde mein Herz kaum in meiner Brust bleiben können. Vor etwa einem Monat hat sie mich überredet, sie in der Mittagspause zu treffen, in dem Wäldchen hinter Eurer Schule, und ich bin hingegangen. Ich bin ein solcher Idiot, aber mein Herz war, wie gesagt, völlig am Rotieren. Also ging ich hin und traf mich mit ihr und auf einmal lagen wir im Gras – bitte entschuldige – und es ging richtig zur Sache. Hoffentlich bist Du nicht gekränkt, weil ich Dir erzähle, wie ich mit einem anderen Mädchen rummache. Aber so war es. Deine Direktorin spazierte zufällig durch das Wäldchen und entdeckte uns und sofort fällt mir das Mädchen in den Rücken und plärrt los und erzählt so eine Scheißstory, dass ich sie dazu gezwungen hätte und so. Ich hätte sie gezwungen, mit mir in das Wäldchen zu gehen, und ich hätte gedroht, mit ihr Schluss zu machen, wenn sie nicht bla, bla, bla, was eine verdammte Lüge war. Ihre funkelnden Augen vermisse ich immer noch. Trotz allem. Und eigentlich sollte ich dieses Jahr meine Schule wieder beim Schulbezirkskonzert vertreten, mit der Trompete, aber – keine Chance. Deine Direktorin hat meiner Schulleiterin davon erzählt und jetzt ist alles im Eimer. Sie hat mir die Daumenschrauben angelegt. Verstehst Du? Sie

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