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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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es auch kaum glauben kannst. »Such dir ein nettes Mädchen an deiner Schule, Schätzchen«, sagte sie. Bestimmt stellt sie sich eines vor, das eine Brille trägt und eine Strickjacke und zu allem, was ich sage, nur nickt. Die einzige Person, die mir einfällt, ist ein Mädchen von unserer Schule namens Elizabeth Clarry, die ziemlich nett zu sein scheint. Vor ein paar Jahren hatten wir mal zusammen Sport. Meine Mutter bekam auch eine Aufgabe: Sie sollte einen Brief an meinen Vater schreiben, in dem sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringt. Ich finde das einfach bescheuert. Sie soll diesen Brief nicht abschicken oder so, nur schreiben. Meine Mutter erledigte ihre Aufgabe gleich gestern Abend und leerte dabei eine Flasche Wein. Ich habe den Brief heute Morgen auf dem Küchentisch gefunden, voller roter Flecken, und ihn mit
in die Schule genommen, weil ich Angst hatte, sie könnte traurig
werden, wenn sie heute Morgen verkatert aufwacht und ihn
sieht.
Und das Merkwürdigste daran ist: Er handelt nur davon, wie ich
als Baby war. Ich habe ihn gelesen und in dem Brief beschreibt
sie mehr oder weniger nur, wie ICH in meiner Wiege liege.
Wenn ich Dir diesen Brief von meiner Mutter schicke, bedeutet
das, dass ich meine Hausaufgabe erledigt habe.
Du kennst mich nicht und Du bist bestimmt ein netter Mensch,
weil Du ein Brooker-Kid bist.
Deswegen lege ich ihn jetzt bei.
    Bis dann
Cassie

Briefe von der Brookfield High

Brief an Emily Thompson
Ashbury High School
    Liebe Emily,
ich muss sagen, Dein Brief war echt ein Schock. Aber vielleicht ist das ja so ein Mädchen-Junge-Ding? Willst Du Deinen Lehrer nicht lieber fragen, ob Du an ein Mädchen aus meiner Klasse schreiben kannst statt an mich? Ansonsten habe ich auch noch eine Schwester, vielleicht probierst Du es lieber mit ihr? Ein Ton ge nügt. Ernsthaft, in welche Klasse gehst Du eigentlich? Ich will Dich ja nicht beleidigen, aber Du klingst echt wie eine fünfundachtzigjährige Oma! Du klingst genau wie die Frau von dem Imbiss, wo ich jeden Nachmittag auf dem Nachhauseweg meine Pizza kaufe. Sie hat weißes Haar und sagt jeden Tag: »Haha! Ich weiß, was du willst, junger Mann! Du willst bestimmt eine Bratwurst im Brötchen!« Und ich sage immer: »Nein, eigentlich hätte ich gerne eine Pizza.«
    Und das JEDEN TAG! Ist Dir klar, dass Du genauso klingst? Hier ist ein Beispiel dafür aus Deinem Brief: »Ich sollte gar nicht erst davon anfangen!« So einen Ausdruck benutzen nur fünfundachtzigjährige Imbiss verkäuferinnen. Und außerdem, wieso willst Du eigentlich nicht anfangen? Hast Du Angst, Dir könnte mittendrin der Sprit ausgehen oder so? Ich meine, Du hast doch sowieso schon angefangen. Immer, wenn Du das in Deinem Brief geschrieben hast, hattest Du bereits angefangen. Ein verdammt seltsamer Ausdruck, finde ich. Außerdem muss ich sagen – und das tue ich jetzt nur zu Deinem Besten – dass Du wirklich perfekt in das Klischee einer Privatschulzicke passt. Ich las Deinen Brief und dachte die ganze Zeit: Ach du heilige S*-*-*-*-*-*-*. (Ruf mich an, wenn ich Dir erklären soll, was die fehlenden Buchstaben bedeuten. Ich wollte nicht riskieren, das ganze Wort hinzuschreiben, weil Du sonst vor Schreck womöglich tot umgefallen wärst.) Offen gesagt, ich habe keinen Schimmer, worüber wir uns unterhalten sollen, wenn deine Hobbys Einkaufen, Schokolade und Pferde sind. Wir könnten vielleicht ein paar alte Schlager zusammen singen, aber sonst fällt mir null komma gar nichts ein. Hast Du nicht doch noch ein paar andere Interessen? Am besten, Du unterhältst Dich mit Deinen Freundinnen über Deine Hobbys und hältst mich da raus. Eins kann ich aber tun, wenn Du willst: Dir erklären, warum die Mutter Deiner Freundin Lydia eine berühmte Persönlichkeit ist. Ich kenne sie nämlich. Du brauchst also Deine Freundin nicht mit Bonbons zu bewerfen, um es herauszukriegen. Ein Ton genügt und ich verrate es dir. Kaum zu glauben, dass Du schon seit der Grundschule mit Lydia befreundet bist und trotzdem keinen Schimmer hast, warum ihre Mutter ein Star ist. Na ja, ich hab eben ein superphänomenales Gedächtnis, im Gegensatz zu den meisten anderen Leuten. Das sollte ich natürlich berücksichtigen. Meine erste Erinnerung stammt sogar noch aus der Zeit, bevor ich überhaupt gezeugt wurde. Ich meine, bevor ich überhaupt existierte. Es muss etwa zwei Wochen vorher gewesen sein. Das ist so eine »schräge« Eigenart von mir, wie Du sagen würdest, wie Deine Geheimaufträge in den

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