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TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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1.
     
    Nahuatls größerer Mond verfolgte die kleinere grünliche Scheibe seines Gefährten über einen wolkenlosen Himmel, auf dem die Sterne wie ein geflecktes Schuppenmuster einer Riesenschlange wirkten. Ras Hume blieb auf der obersten Terrasse des Vergnügungspalastes am Rand der duftenden Stachelblumen stehen. Warum dachte er eigentlich an Schlangen? Und dann wußte er es. Der uralte Haß der Menschheit, den sie von ihrem Heimatplaneten zu den fernsten Sternen mitgenommen hatte, galt dem Bösen, versinnbildlicht durch eine sich auf dem Boden ringelnde Schlange. Und auf Nahuatl ebenso wie auf einem Dutzend anderer Welten war Wass die Schlange.
    Ein Nachtwind erhob sich und bewegte die Blätter von einem Dutzend exotischer Gewächse, die geschickt hier auf der Terrasse angepflanzt waren, um den Eindruck eines Dschungels zu erwecken.
    »Hume?« Die Frage schien aus dem Nichts zu kommen.
    »Hume«, wiederholte er seinen Namen ruhig.
    Ein Lichtstrahl, hell genug, um ihn zu blenden, stach durch die dichte Vegetation und zeichnete einen Weg ab. Hume blieb einen Augenblick stehen und überlegte. Wass war der Lord eines Schattenreiches, aber das war eine ganz andere Welt als die, in der Ras Hume lebte.
    Er trat entschlossen in den Korridor, der sich ihm zwischen den Blättern und Blüten abzeichnete. Eine groteske Fratze grinste ihm aus einem Beet Tharsala-Lilien entgegen. Das Schnitzwerk teuflischer Züge war das Produkt einer fremden Kunst. Dünne Rauchfäden kräuselten sich aus den Nasenlöchern der Statuette, und Hume sog den Duft eines Narkotikums ein, das er wohl kannte. Er lächelte. Von solchen Mitteln mochte sich ein gewöhnlicher Zivilist beeindrucken lassen, den Wass hier in seinem Allerheiligsten empfing. Aber ein Sternenpilot, der zum Sternenjäger geworden war, ließ sich von solchen Mitteln nicht beeinflussen.
    Dann kam eine Tür, deren Türstock wieder geschnitzt war, aber diesmal im irdischen Stil, dachte Hume – alt, uralt, vielleicht hatte das Gerücht recht. Milfors Wass konnte wirklich ein echter Terraner sein und nicht ein Angehöriger einer zweiten, dritten oder vierten Sternengeneration wie die meisten Leute auf Nahuatl.
    Der Raum, der sich hinter diesem kunstvoll geschnitzten Eingang auftat, bot einen krassen Gegensatz. Die glatten Wände zeigten keinerlei Schmuck, abgesehen von einer ovalen Scheibe, die golden schimmerte. Der lange Tisch bestand aus massivem Rubinfels von Xipe, dem giftigen Schwesterplaneten Nahuatls. Hume ging geradewegs auf den Stuhl zu und setzte sich, ohne auf eine Einladung zu warten.
    Die ovale Scheibe konnte natürlich ein Fernsehgerät sein. Hume gönnte ihr nur einen Blick und sah dann absichtlich weg. Diese erste Unterhaltung sollte persönlich geführt werden. Wenn Wass nicht innerhalb kurzer Zeit auftauchte, würde er wieder gehen.
    Hume hoffte, daß er einem unsichtbaren Beobachter das Bild eines Mannes bot, der sich durch solche Äußerlichkeiten nicht beeindrucken ließ. Schließlich war er derjenige, der etwas verkaufen wollte, und das war zweifellos die schwierigere Position.
    Ras Hume legte die rechte Hand auf den Tisch. Das gesunde Braun seiner Hautfarbe spiegelte sich in der polierten Fläche – und die Hand unterschied sich durch nichts von seiner linken. Der unbemerkbare Unterschied zwischen echtem Fleisch und falschem war keinerlei Hindernis im Gebrauch seiner Finger oder ihrer Stärke. Nur insofern, als er ihn das Kommando über einen Fracht- und Passagierraumer gekostet und ihn von der stolzen Höhe eines Sternenpiloten hinabgestürzt hatte. Um seinen Mund lagen bittere Linien, die wie mit einem Messer eingegraben schienen.
    Vier Jahre war es nun her – Planetenzeit – seit er mit dem Rigal Rover von der Piste auf Sargon II gestartet war. Er hatte schon damit gerechnet, daß es eine unangenehme Reise sein würde mit dem jungen Tors Wazalitz an Bord, der Miteigentümer der Kogan-Bors-Wazalitz-Linie war und außerdem Gratz kaute. Aber man ließ sich mit den Eignern nicht auf Diskussionen ein, wenn nicht gerade die Sicherheit des Schiffes in Gefahr war. Die Rigal Rover hatte in Alexburg eine Bruchlandung gebaut, und ein schwerverletzter Pilot hatte sie mit viel Hoffnung, Willenskraft und Glauben auf den Boden gebracht.
    Er bekam eine Plasta-Hand – die beste, die das Medizinzentrum liefern konnte – und eine Pension. Und dann – den blauen Brief, weil Tors Wazalitz tot war. Sie wagten es nicht, Hume wegen Mordes anzuklagen, denn das Logbuch des

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