Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)
einander an den Händen zu fassen, hatten die Frauen die vergnügliche Aufgabe, die schmerzhaft prallen Glieder der Männer zu ergreifen; beim Griffwechsel ergab sich so immer ein kurzer Moment, in dem die Dame einen Schwanz gerade noch hielt und mit der anderen Hand bereits den nächsten zu fassen bekam. Die Herren durften sich für diese Behandlung auf äußerst reizvolle und unterhaltsame Art revanchieren: mit einem Klaps auf den Po, der meist möglichst tief und satt auf die Spalte gezielt wurde.
Für ein anderes Spiel wurden zwei Sesselreihen zueinandergewandt in etwa einem halben Meter Abstand aufgestellt. Die Frauen hockten sich nun derart hin, dass sich je ein Fuß auf einer Sitzfläche befand; ihre Schenkel waren so weit geöffnet und ließen keine Geheimnisse mehr zu. Außerdem bildete sich ein tunnelartiger Gang, durch den nun die Männer auf allen Vieren krochen. War einer der Herren bei der letzten Dame in der Reihe angelangt, ließ sich diese auf seinen Rücken nieder und wurde für eine Runde lang die Reiterin. Die zweite Dame in der Reihe aber rückte nach und wartete ihrerseits auf den Moment, wo ihr Blick nach unten einen Männerkopf erfassen konnte, der aussah als würde er geradewegs aus ihrem Schoß kriechen.
Als alle einmal rundherum geritten waren, folgte noch ein ausgelassener, schwungvoller Reigen, bei dem sich die Paare mit einem Arm umschlungen hielten und die zweite Hand das Geschlecht des anderen berührte.
Schließlich fand die aufreizende Quadrille ein Ende und das Signal zum Kotillon erscholl.
Mit heftig geröteten Gesichtern und unter schwerem Atmen wogenden Brüsten sanken die Damen auf die Diwans nieder und fächelten sich Luft zu. Die Herren verließen kurzzeitig den Saal, um sich mit den duftenden Rosenbouquets auszustatten, die sie für die Herrenwahl einzusetzen gedachten.
Die Aufregung unter den Frauen erreichte ihren Höhepunkt – nun würde es sich entscheiden, mit welchem Herrn sie sich im Tanz der Liebe vereint wiederfinden würden.
Die Männer trafen ihre Wahl, und alle Damen fanden einen Kavalier; lediglich die Homoerotiker hielten sich für diese Runde abseits und sahen zu.
Während die Paare zueinanderfanden, nahmen zwei hübsche Dienerinnen an beiden Saalenden Platz; in Händen hielten sie geflochtene Körbchen, die feinste französische Präservative enthielten sowie Pariser Schwämmchen. Je nach Gusto konnten sich die Anwesenden hier bedienen.
Hermann flog natürlich förmlich auf Hermine zu, überreichte ihr den Blumenstrauß – die roten Rosen im Kontrast zu ihrer blassen Haut waren überwältigend – und stürzte sich mit ihr ins Getümmel.
Hermine beherrschte den schon beschriebenen Gliedersprung ausgezeichnet und nahm Hermanns pochenden Riesen sofort zwischen ihre Schenkel; während des Tanzes entschlüpfte er freilich der Umklammerung und daher nahm ihn Hermine bis zum Ende des Reigens in die Hand.
Dieses kam erfreulicherweise sehr bald; inmitten eines dichten Gewirrs tanzender Leiber waren Hermann und Hermine zum Innehalten gezwungen worden, als sich plötzlich eine Lücke auftat und beider Blick auf eine der einladenden, palmenumsäumten Nischen beziehungsweise das darin befindliche rote Kanapee fiel.
Es bedurfte keiner Worte mehr; liebestrunken und toll, wie sie waren, glucksten sie nur fröhlich und zogen und schoben sich gegenseitig in die Richtung, in der die Erfüllung wartete.
Der samtige, dunkelrote Stoff empfing sie in schmeichelnder Wärme. Hermann gestikulierte heftig nach einem der Mädchen mit den Parisern, doch Hermine hielt seinen Arm fest.
„Lass es, Hermann“, seufzte sie. „Ich will das nicht; nichts soll zwischen uns stehen.“
Damit spreizte sie ihre Schenkel so weit als möglich und zog Hermann über sich. Rundherum wurde getanzt, jedoch lichtete sich der Trubel am Parkett nach und nach und immer mehr folgten dem Beispiel des Königspaares; bald war aus dem aufrechten allgemein ein mehr liegender Tanz geworden, und nicht lange danach befand sich niemand mehr auf der Tanzfläche und jedes Paar wie aneinander festgeklebt auf einem der Diwans.
Herr Vibransky hörte auf, in die Tasten des Flügels zu hämmern, und erkor sich die Schenkel einer Generalstochter als neuen Ort seines Wirkens. Die eintretende Stille wurde nun nur noch von schmatzenden Geräuschen und dem Klang von Fleisch, das auf Fleisch klatscht, unterbrochen.
Inmitten des Saals standen nun lediglich einige überzählige oder päderastisch veranlagte Männer
Weitere Kostenlose Bücher