Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)
Nicken nach allen Seiten lobte den Arrangeur der Veranstaltung. Entlang des Randes waren Sofas aufgestellt worden, deren roter Samtbezug verschwenderisch und verführerisch zugleich wirkte. Ferner hatte der Hintern liebende Konfektionär Palmen aufstellen lassen, durch die sich überall Nischen ergaben. Darin waren weitere Diwans zu finden; die Nischen waren je nach Größe für Paare oder Gruppen geeignet.
Für die musikalische Untermalung sorgte ein Pianist von hervorragendem Ruf, Vibransky mit Namen. Er saß bereits hinter einem Konzertflügel, der auf einem Podest aufgestellt worden war. Vibransky war der Ballordnung entsprechend kostümiert; seine kraftvolle Erscheinung, seine ungebändigte Lockenpracht und seine geniale Ausstrahlung wirkten hüllenlos noch weit beeindruckender als sonst.
Die Herren näherten sich der Damengarderobe, vor der bereits zwei Männer Aufstellung genommen hatten, um die Frauen in Empfang zu nehmen.
Der eine würde jeder eintretenden Dame einen Herren zum Geleit übergeben; die Aufgabe des anderen bestand in der Überreichung der Damenspenden, die der Gastgeber eigens zu diesem Anlass in Paris hatte fertigen lassen.
Es handelte sich um kleine, erigierte Silberpenisse samt Hodensack, an denen an zwei Ketten ein Kärtchen baumelte. Auf diesem war die Tanzordnung gedruckt, wobei jeder Buchstabe aus der Darstellung halbnackter Figuren bestand, die, dem Alphabet gehorchend, in die freizügigsten Stellungen gezwungen waren.
Analfisti gab Johann ein Zeichen, der daraufhin die Flügeltür zum Damenzimmer weit aufschwang.
Hermann beugte sich unwillkürlich vor, um die weiblichen Verheißungen in Augenschein zu nehmen.
Ein Odeur aus schwerem Parfüm über nackter Frauenhaut wehte in betäubender Intensität in den Raum. Helles Gelächter war zu vernehmen und ein unüberschaubares Durcheinander aus Rundungen, Schenkeln, Brüsten und Hintern bannte seinen Blick.
Dann gelang es ihm doch, einige bekannte Gesichter zu erspähen – all jene, die er während des Kränzchens kennengelernt hatte, waren anwesend. Er spürte wie sich sein Herzschlag beschleunigte und Blut in seine Lenden schoss.
Als erste betrat die Rätin Büstenvoll den Saal und löste unter den männlichen Gästen erstaunte Ausrufe aus.
Auch sie machte ihrem Namen alle Ehre – eine Matrone von 45 Jahren, mit überquellenden Brüsten, deren eine zu bedecken gut und gerne zweier Männerhände bedurfte. Ihre haselnussgroßen, bräunlich roten Warzen standen stramm hervor. Alles an ihr war füllig, und diejenigen Herren, denen es um weibliche Rundungen ging, bekamen einiges zu sehen. Nur ihre Füße, auf denen sich dieser Fleischberg bewegte, waren verhältnismäßig zierlich.
Sie verneigte sich gnädig vor den Herren und inspizierte dabei, inwieweit sie in Reih und Glied standen; sie durfte zur Kenntnis nehmen, dass sämtliche Zepter hoch erhoben waren.
Ihr Verehrer, der Kanonikus von Faster, hatte sich sofort nach ihrem Auftritt in ihre Richtung zu drängen begonnen. Nun standen er, sein wulstiges, glatt rasiertes Gesicht und sein fetter Bauch vor ihr und boten ihr den Arm. Huldvoll ergriff ihn die Büstenvoll und die beiden wälzten sich als erstes Paar in den Ballsaal.
Weitere Damen traten hervor, dennoch wandte sich so manches männliche Auge der Rückseite der Rätin zu; man wollte den kolossalen Eindruck, den sie von vorne gemacht hatte, eben vervollständigen. Und tatsächlich lohnte dieser Blick, denn wenn auch ihre Vorderseite nicht jedermanns Geschmack entsprach, ihre Kehrseite hatte es wahrlich in sich.
Waren ihre Knöchel noch fest, aber dennoch fein, so gingen bereits die Waden wie ein Trichter auseinander und drohten die schwarzen Strümpfe jeden Moment zu sprengen. Um die Knie herum wurden die Säulen der Rätin wieder etwas schlanker, nur um sich in Oberschenkel zu verbreitern, die an Umfang jenen der Hüften der meisten jungen Fräuleins ohne Weiteres in den Schatten stellten. Die Krönung war natürlich der Zusammenschluss dieser beiden fetten Ungetüme – der gewaltigste Arsch, den die Stadt in Jahren gesehen hatte.
Die Büstenvoll fühlte wohl die vielen Blicke auf sich, denn sie schritt majestätisch aus und schwang ihr Kronjuwel gekonnt hin und her.
„Ich mag ja weder jung noch schön sein“, teilte sie im Brustton der Überzeugung ihrem Galan mit, „und auch der Glätte des Gesichts muss ich entbehren, aber dennoch, mein lieber Gottlieb, verfüge ich gegenüber den jungen Dingern über einen
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