Der Tempelmord
... in Alexandria ... einzumarschieren ... und Ptolemaios ... wieder zu ... seinem Thron zu verhelfen.«
»Aber Elagabal hatte doch Kontakt zu Berenike!«
Hophra lächelte. »Ich habe ihn . getäuscht. Alle . Briefe waren ... gefälscht.«
»Und die Waffenlieferung? Woher kamen die Schwerter?«
»Pompeius . er hat sie . uns über . Vertraute in Kreta . zugespielt. Hast .du dich . nie gefragt .
warum es . ausgerechnet . römische Schwerter waren? Sie . stammten von . einer seiner . ausgemusterten . Legionen.«
Samu konnte einfach nicht glauben, was sie hörte. Zu widersinnig erschien ihr das Ganze. »Aber Marcus Antonius? Wenn der Aufstand geglückt wäre, dann hätte er dafür mit dem Leben bezahlt. Man hat mir erzählt, daß es deine Aufgabe war, ihn auf dem Platz vor dem Tempel zu erschießen! Er gehört zu den Vertrauten des Pompeius. Der Feldherr hätte niemals geduldet, daß er stirbt!«
»Du irrst . Pompeius hatte zugestimmt . und auch Gabinius ... war eingeweiht. Man hat ... Antonius ausgewählt . weil er aus keinem . bedeutenden Geschlecht ... stammt. Sein Tod ... hätte in Rom ... keine Folgen gehabt. Gleichzeitig . war er aber bedeutend . genug, um . den Mord als . Anlaß für einen . Krieg zu nehmen.«
Samu fühlte sich wie versteinert. Immer wieder versuchte sie, nach einem Widerspruch in dem Komplott zu suchen. Nach einer Lücke, die die Geschichte als Lüge entlarvte. Doch vergebens! Je länger sie darüber nachdachte, desto glaubwürdiger erschien ihr alles. Zu dem Hophra, den sie einst gekannt hatte, hatte es nicht gepaßt, daß er seinen Pharao verriet. Und nun zeigte sich, daß der Krieger an seiner Treue zu dem verbannten Herrscher festgehalten hatte. Er war bereit gewesen, eine ganze Stadt voller Unschuldiger, die nicht einmal begriffen, für welches hinterhältige Spiel sie mißbraucht wurden, für den Thron von Ägypten zu opfern. Zum ersten Mal fragte sich Samu, ob es nicht besser wäre, wenn Berenike in Zukunft herrschen würde.
So wie es schien, hatte sie weder mit den Mordanschlägen auf Ptolemaios noch mit der Rebellion in Tyros zu tun. Und doch würde man sie als die Verantwortliche hinstellen.
»Die Briefe .«
Samu beugte sich zu Hophra hinab. Seine Stimme wurde immer leiser. »Du mußt . bei Simon . die Briefe . abholen und sie ... Antonius geben. Versprich ... es mir ...« Plötzlich umklammerte der Sterbende Samus Hand mit einer Kraft, die sie ihm nicht mehr zugetraut hätte. »Schwöre . es mir!«
»Ich schwöre, daß der Brief in die richtigen Hände geraten wird.«
Die Züge des Kriegers entspannten sich. Einen Moment lang lag er still und sah sie an.
»Denkst . du manchmal . an . die . Löwen . jagd?«
Samu schluckte. »Ja, oft.« Es war, als würde ihr eine unsichtbare Faust den Hals zudrücken. Sie hatte kaum die Kraft, ein Wort hervorzubringen.
»Ich . liebe . dich . seit . wir . am . Brunnen ...« Hophra hatte nicht mehr die Kraft, den Satz zu Ende zu führen. Jetzt war Samu es, die seine Hand fester drückte.
»Ich erinnere mich noch an jedes Wort, das du damals zu mir gesagt hast. Du warst so überzeugt von deinem Weg als Krieger und davon, daß es dem Aufrechten niemals schwerfallen würde, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.« Samu spürte, wie ihr Tränen die Wangen hinabliefen.
»Du . bist . so . schön .«
Die Priesterin wischte sich über das Gesicht und biß die Zähne zusammen. Sie wollte nicht, daß er sie weinen sah und ihre Schminke dunkle Linien über ihr Gesicht zog.
»Wir . werden . wohl . nie . wieder . Wasser . zusammen . holen . « Hophras Hände zitterten. Seine Wunde hatte aufgehört zu bluten. Ein Hustenkrampf ließ den Krieger erbeben. Blut tropfte von seinen Lippen. Dann lag er still.
Lange starrte die Priesterin auf das ebenmäßige, schmale Gesicht Hophras. Heute morgen noch hatte sie ihn verflucht und jetzt . Jetzt konnte sie nicht fassen, daß sie nie wieder seinen warmen Atem auf ihren Brüsten spüren würde.
Fröstelnd schlang sie sich die Arme um den Leib. Dann beugte sie sich vor und küßte ihn ein letztes Mal.
»Was war er für dich?« Philippos blickte die Priesterin über die Feuerschale hinweg an. Sie hielt ihre Hände dicht über die glühenden Kohlen. Seit sie den Eshmun-Tempel verlassen hatten, zitterte sie, und der kalte Regen hatte ihr die Lippen blau geschminkt. In Simons Haus hatte man sie in warme Decken gehüllt und ein Feuer aus Holzkohle für sie entfacht, doch die Kälte schien nicht von ihr weichen
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