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Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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schönen Weges zu gehen, zu baden, in dem guten Wirtshaus zu Mittag zu essen, auf der Wiese dahinter Siesta zu halten, dann gemächlich zurückzugehen.
    Da es ein heißer Tag war und da man an jener Badestelle scharf hinunterzuklettern hatte, wollte ich es mir möglichst bequem machen. Ich zog nichts an als ein dünnes, schäbiges, kurzärmeliges Hemd, eine uralte helle Hose und Sandalen mit dicken Gummisohlen. Die Hose zeigte viele Löcher. Der Schneider des Nebenzeltes setzte ihr noch rasch ein paar Flicken auf.
    Dann machten wir uns auf den Weg. Wir stiegen zunächst der Höhe eines breiten Hügels zu, folgten, hoch über dem Fluß, dem Kamm dieses Hügels, durchquerten dann auf steinigem Pfad einen wilden Hain verkümmerter Eichen, stiegen hinunter in ein hübsches Tal, wieder hinauf auf einen zweiten Kamm. Dann, endlich, immer mit der Aussicht auf eine hohe, kühne Brücke und auf ein schönes Kloster, kletterten wir steil hinunter zum Fluß.
    Wir badeten und legten uns ins Gras. Dann gingen wir in jenes Restaurant. Der Wirt setzte uns beflissen die Speisenfolge auseinander, die er sich ausgedacht hatte, und wir billigten sein Programm. Es gab zunächst vielerlei Hors d’Oeuvre, dann ein ausgezeichnetes Fischgericht, dazu einen leichten Elsässer, dann gab es Perlhuhn mit Salat und Kartoffeln, dazu einen anständigen Burgunder, dann eine Süßspeise, dazu einen schweren, algerischen Wein, dann vielerlei Obst und eine wohlassortierte Käseplatte, dann Kaffee und alten Kognak. Bei Tisch sprach man von Politik, Literatur und französischer Küche. Der Wirt gab einige politische Meinungen zum besten, die erheblich klüger waren als diejenigen, welche die maßgeblichen französischen Berufspolitiker die ganze Zeit über hatten verlauten lassen. Er ließ es sich nicht nehmen, den Kognak auf eigene Rechnung beizusteuern.
    Nach dem Essen fühlten wir uns schwer und müde und streckten uns, wie es geplant war, auf die Wiese hinterm Haus. Da lagen wir, ziemlich hart. Aber es war eine schöne Wiese, und sie stank nicht, auch gab es ein wenig mit Sonne gesprenkelten Schatten.
    Ich schlief nicht gut. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich wieder über die Stillung des Hungers hinaus gegessen und reichlich getrunken. Der Wein machte mir Kopfschmerzen. Ich wachte bald auf. Ich starrte hinauf in den Himmel, der heiß und dunstig durch das spärliche Laub schaute. Ich betrachtete mir die andern, die noch schliefen. Vor allem den schweren, blauroten, gescheiten, musischen, vom Trinken etwas gedunsenen Kopf des Schriftstellers R. betrachtete ich lange und genau. Es war das letzte Mal, daß ich ihn sehen sollte.
    Bald darauf erwachte auch Herr Wolf. Er machte mir Zeichen, und wir standen auf, leise, um die andern nicht zu wecken. Herrn Wolfs Neffe stieß zu uns, er hatte nicht geschlafen. Wir hatten nach dem schweren Essen Lust zu gehen, tranken nochmals Kaffee, hinterließen den andern Bescheid und machten uns auf den Rückweg.
    Wir schlugen den etwas längeren, doch leichteren und gleichmäßigeren Weg über die Landstraße ein. Es gab jetzt nur wenig Automobilverkehr und wenig Staub, und die Landstraße führte zum Teil durch Schatten. Wir gingen langsam. Erst schwatzte ich mit Herrn Wolf, dann sprachen wir nicht mehr. Meine Kopfschmerzen hatten zugenommen, ich war müde, der Weg zog sich, ich sehnte mich danach, »nach Hause« zu kommen, ins Lager, mich auf mein Stroh zu legen. Wie weit haben wir wohl noch? Dort vorne zweigte der Pfad ab zu der dem Lager nächstgelegenen Badestelle. Beinahe zwei Drittel des Weges hatten wir also hinter uns.
    Da, vielleicht fünfzig Meter vor der Abzweigung zur Badestelle, kam mir Madame L. entgegen; sie hatte mich offenbar abgepaßt. »Ich habe erfahren, daß Sie zum Baden gegangen sind«, sagte sie hastig, »ich habe auf Sie gewartet. Ich bringe Ihnen Nachricht von Ihrer Frau«, erklärte sie weiter und übergab mir einen Brief. Ich war verblüfft, ich wußte nicht, was ich aus ihrem unvermuteten Erscheinen machen sollte. »Danke«, sagte ich und nahm den Brief. »Lesen Sie«, drängte sie, »lesen Sie gleich.«
    Ich riß den Umschlag auf, las. »Tu, was man Dir sagt«, schrieb mir Marta, französisch, »überleg nicht lange, es ist alles durchaus solid und seriös.« Ich las, las zweimal, schaute fragend auf Madame L.
    Die wies auf einen hübschen Wagen, der in der Nähe am Straßenrand hielt. Und da stieg auch schon jemand aus dem Wagen, ein jüngerer Herr, den ich gut kannte. Er war

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