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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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New York gezogen bin. Ganz allein in dieser großen, verrückten Stadt. Es war wahnsinnig spannend. Du musst alles auskosten, die Theaterstücke, Filme, Menschen, Geschäfte und Bücher. Das wird die schönste Zeit in deinem Leben, das weiß ich genau.« Sie war so ergriffen, dass sie sogar meine Hand nahm, was ihr gar nicht ähnlich sah. »Ich bin ja so stolz auf dich.«
    »Danke, Mom. Bist du stolz genug, um mir ein Apartment, Möbel und eine komplett neue Garderobe zu kaufen?«
    »Aber sicher doch«, sagte sie und verpasste mir eine Kopfnuss. Dann ging sie zur Mikrowelle, um uns noch zwei Tassen Tee aufzubrühen. Sie hatte zwar nicht nein gesagt, aber dass sie gleich freudig ihr Scheckheft gezückt hätte, konnte man auch nicht gerade behaupten.

    Den Rest des Abends verbrachte ich am Telefon und vor dem Computer. Ich verschickte E-Mails an alle, die ich kannte, und rief Leute an, mit denen ich zum Teil seit Monaten nicht mehr gesprochen hatte. Immer die gleiche Frage: ob jemand eine Mitbewohnerin suchte oder vielleicht von einem freien Zimmer gehört hatte. Immer das gleiche Ergebnis: Fehlanzeige. Wenn ich mich nicht auf ewig bei Lily einnisten oder doch noch dem armen Alex auf die Bude rücken wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als erst mal irgendwo übergangsweise zur Untermiete einzuziehen, bis ich mich in der großen Stadt besser zurechtfand. Am besten wäre ein möbliertes Zimmer, damit ich mich nicht auch noch mit dem Möbelproblem herumschlagen musste.
    Kurz nach Mitternacht klingelte das Telefon. Ich hechtete so überstürzt zum Apparat, dass ich fast aus meinem Jungmädchenbett gekippt wäre. An der Wand hing noch ein gerahmtes Autogrammfoto von meiner Kindheitsheldin Chris Evert, direkt unter der Pinnwand, die mit Zeitungsartikeln über Kirk Cameron zugepflastert war. Ich musste schmunzeln.
    »Hi, Champ. Ich bin’s, Alex.« Seine Stimme verriet mir gleich, dass er eine Neuigkeit für mich hatte. Nur wusste man bei ihm leider nie, ob es eine gute oder eine schlechte war. »Ich habe gerade eine E-Mail bekommen, dass eine Claire McMillan eine Mitbewohnerin sucht. Sie hat in Princeton studiert. Ich glaube, ich habe sie mal kennen gelernt. Sie geht mit Andrew. Scheint ganz normal zu sein, nicht durchgeknallt oder irgendwie abgedreht. Was meinst du?«
    »Warum nicht? Hast du ihre Telefonnummer?«
    »Nein, nur die E-Mail-Adresse. Aber ich leite ihre Mail an dich weiter, dann kannst du dich selbst mit ihr in Verbindung setzen. Ich glaube, sie wäre die Richtige.«
    Während ich mich noch ein bisschen mit Alex unterhielt, schickte ich schon die Mail an diese Claire los. Dann konnte ich endlich in meinem eigenen Bett einschlafen. Mit ein bisschen Glück hatte sich die Wohnungsfrage schon von selbst gelöst.

    Pech gehabt: Mit Claire McMillan wurde es nichts. Ihre Wohnung war ein dunkles, deprimierendes Loch in einer nicht gerade einladenden Wohngegend. Als ich zur Besichtigung kam, hockte ein Junkie auf der Treppe. Auch sonst sah es nicht viel besser aus. Ein Angebot kam von einem Pärchen, das gleich durchblicken ließ, dass ich mich bei ihnen auf permanente und lautstarke Bettakrobatik gefasst machen müsste. Ein anderes von einer Künstlerin um die 30, die vier Katzen hatte und sich sehnlichst noch ein paar mehr wünschte. Ein Zimmer lag am Ende eines langen, finsteren Korridors und hatte weder Fenster noch Schrank. Und dann war da noch der 24-jährige Schwule »in seiner schlampigen Phase«, wie er selbst sagte. Nein, danke. Jede Bude, die ich mir ansah, sollte im Monat weit über 1000 Dollar kosten, und mein Gehalt belief sich auf sagenhafte 32 500 (im Jahr!). Obwohl ich noch nie ein Mathegenie gewesen war, konnte sogar ich mir leicht ausrechnen, dass allein die Miete davon mehr als 12 000 verschlingen und der Rest fürs Finanzamt draufgehen würde. Ach ja, und dann hatten mir Mom und Dad auch noch meine nur für Notfälle gedachte Kreditkarte abgeknöpft. Schließlich war ich jetzt erwachsen. Sollte auf meinen eigenen Füßen stehen. Super.
    Nach drei Tagen Frust war es dann Lily, die einen Volltreffer landete. Da sie ein gewisses Eigeninteresse hatte, mich von ihrer Couch hinunterzubefördern, schickte sie eine Rundmail an alle Freunde und Bekannten, ob nicht jemand ein Zimmer für mich wüsste. Über drei Ecken erfuhr ich schließlich von zwei jungen Frauen, Shanti und Kendra, die auf der Upper East Side eine Mitbewohnerin suchten. Das Zimmer entpuppte sich als winzige Kammer, hatte aber wenigstens

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