Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
ihren Tagesplaner von Hermès, der jeden Laptop an Ausmaß und Gewicht in den Schatten stellte, ein überdimensionales Hundehalsband mit Stacheln, das meinem Gefühl nach entweder Madelaine gehörte oder als Accessoire für die nächsten Shootings dienen sollte, sowie das BUCH, das ich ihr am Abend zuvor frei Haus geliefert hatte, hineingestopft. Ich persönlich hätte eine Tasche im Wert von 10 000 Dollar so gewinnbringend wie möglich verhökert und mir damit ein Jahr Miete gesichert; Miranda sah darin lediglich einen Müllbehälter.
    »Danke, Andy. Sie sind ja wirklich rührend um uns bemüht. Nun denn, Mr. T. brennt darauf, mehr von Ihrem Leben zu erfahren. Was tut sich denn so bei Ihnen?«
    Was tut sich denn so bei Ihnen? Was tut sich denn so bei Ihnen? Hmmm, genau betrachtet – nicht allzu viel, würde ich mal schätzen. Den Großteil meiner Zeit bringe ich damit zu, die Fronarbeit für Ihre sadistische Gattin lebend zu überstehen. In den wenigen freien Minuten
unter der Woche – sofern sie mir da nicht auch noch irgendetwas reinwürgt, was kein normaler Mensch schaffen kann – versuche ich gegen die fortschreitende Gehirnerweichung anzukämpfen, auf die ihre Seniorassistentin mit ihrem Gewäsch unerbittlich hinarbeitet. Bei den immer seltener werdenden Anlässen, die mich außer Reichweite dieses Magazins bringen, rede ich mir regelmäßig gut zu, dass es vollkommen okay ist, pro Tag mehr als 800 Kalorien zu mir zu nehmen und dass ich kein Elefant bin, nur weil ich Kleidergröße 38 trage. Kurz gesagt, die Antwort auf Ihre Frage lautet: Nichts Besonderes.
    »Ach, Mr. Tomlinson, eigentlich nichts Besonderes. Ich habe hier eine Menge zu tun. Und sonst unternehme ich was mit meiner besten Freundin oder mit meinem Freund. Dann ist da ja auch noch meine Familie.« Früher habe ich viel gelesen , wollte ich hinzusetzen, aber jetzt bin ich einfach zu müde dazu. Ich habe immer gern Sport getrieben, aber auch dazu fehlt mir augenblicklich schlicht die Zeit.
    »Darf ich raten, wie alt Sie sind? 25, stimmt’s?« Hä? Worauf wollte er denn damit wieder hinaus?
    »Äh, nein, 23. Ich habe erst letzten Mai meinen Abschluss gemacht.«
    »Ach was, 23?!« Offensichtlich wusste er nicht, was er dazu sagen sollte. Ich machte mich auf alles gefasst. »Nun erzählen Sie Mr. T. doch einmal, wie vergnügen sich 23-Jährige denn heutzutage hier in der Stadt? In Restaurants? In Clubs? Etwas dergleichen?« Wieder lächelte er, und ich fragte mich, ob der Schein nicht trog und er am Ende gar nicht nach einem Übermaß an Aufmerksamkeit heischte: Vielleicht verfolgte er ja keinerlei finstere Absichten, sondern wollte wirklich einfach bloß reden .
    »Hm, man vergnügt sich bei allem Möglichen, würde ich mal sagen. Weniger in Clubs, aber gern in netten Kneipen und schicken Bars und so was. Oder einfach irgendwo beim Essen, oder im Kino.«
    »Na, das klingt doch sehr lustig. So hab ich’s in Ihrem Alter
auch gemacht. Jetzt stehen bloß noch Arbeitsessen und Wohltätigkeitsveranstaltungen auf dem Programm. Hauen Sie auf den Putz, solange es geht, Andy.« Dazu das passende väterlich-vertrottelte Zwinkern.
    »Ich tu mein Bestes«, brachte ich heraus. Nun geh doch endlich, geh doch endlich, geh doch endlich , war alles, was ich denken konnte, während ich sehnsüchtig zu dem Bagel hinstarrte, der lauthals nach mir schrie. Was musste der Kerl auch aufkreuzen und mich um die drei Minuten Ruhe und Frieden bringen, die der Tag für mich bereithielt?
    Er wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufgestoßen wurde, und Emily im Takt der Musik, die aus ihren Ohrstöpseln drang, hereinwalzte. Beim Anblick unseres Besuchers fiel ihr die Kinnlade herunter.
    »Mr. Tomlinson!« Mit einem Ruck riss sie sich die Kopfhörer ab und ließ den Discman (von Apple) eilends in ihrer Gucci-Tasche verschwinden. »Ist irgendwas passiert? Alles in Ordnung mit Miranda?« Gehabe und Tonfall verrieten ehrliche Betroffenheit. Eine 1-A-Vorstellung: gestatten, unsere Assistentin, die Aufmerksamkeit und Liebenswürdigkeit in Person.
    »Hallo, Emily. Nein, nein, nichts ist passiert. Miranda wird gleich da sein. Mr. T. wollte nur rasch vorbeikommen und ihre Sachen abliefern. Und, wie geht’s Ihnen heute?«
    Emily strahlte ihn an. Freute sie sich echt, dass er da war? »Prächtig. Danke der Nachfrage. Und wie geht es Ihnen? Hat sich Andrea gut um Sie gekümmert?«
    »O ja, und ob«, sagte er und ließ das x-tausendste Lächeln in meine Richtung wandern. »Ich wollte

Weitere Kostenlose Bücher