Der Teufel trägt Prada
dicht sein. Lass von dir hören, wenn er was besonders Albernes von sich gegeben hat. Ich muss jetzt los. Caroline hat gerade, keine Ahnung wieso, einen Stila-Lippenstift von Miranda volle Kanne gegen den Badezimmerspiegel gedonnert.«
»Wir haben echt ein bewegtes Leben, stimmt’s? Und sind cool wie noch mal was. Na denn, danke für die Warnung. Ich melde mich wieder bei dir.«
»Okay, bye.«
Bis BTB eintrudelte, nahm ich mir den Briefentwurf noch mal vor. Es ging um eine Anfrage von Miranda an das Kuratorium des Metropolitan Museum of Art. Im März wollte sie dort in einem der größeren Säle eine Dinnerparty für ihren Schwager veranstalten, der ihr, wie ich wohl wusste, von Herzen zuwider war, sich leider Gottes aber trotzdem nicht so ohne weiteres aus dem Stammbuch tilgen ließ. Mr. Tomlinsons kleiner wilder Bruder Jack hatte soeben verlauten lassen, er werde Frau und Kinder (drei an der Zahl) verlassen und seine Masseurin heiraten. Er und BTB waren eigentlich klassische Zuchtgewächse der schnöseligen Ostküstenaristokratie, doch mit Ende 20 hatte Jack sich seines Harvard-Images entledigt und war nach South Carolina gezogen, wo er in null Komma nichts mit Immobilien ein Vermögen an Land gezogen hatte. Emilys Schilderungen zufolge war er zum hinterwäldlerischen Südstaatler par excellence mutiert, der ständig auf Strohhalmen herumkaute und Ströme von Tabaksaft in die Gegend spuckte – und damit Miranda, der Hüterin
von wahrer Klasse und Kultur, ein Dorn im Auge war. Nun hatte BTB Miranda gebeten, eine Verlobungsparty für seinen kleinen Bruder zu organisieren, was sie als treu sorgendes Eheweib natürlich keinesfalls abschlagen konnte. Und nach dem Motto »Wenn schon, denn schon« kam für einen solchen Event ganz klar nichts anderes in Frage als das Met.
Sehr geehrte Mitglieder, blablabla, ersuche Sie hiermit um Genehmigung, in Ihren Räumlichkeiten eine kleine Soiree zu veranstalten, blablabla, Catering, Blumenschmuck und musikalische Untermalung selbstverständlich nur vom Feinsten, blablabla, freuen uns über Ideen und Vorschläge Ihrerseits, blabla. Nachdem ich auch bei der letzten Durchsicht keine eklatanten Fehler fand, mogelte ich noch schnell Mirandas Unterschrift darunter und bestellte einen Kurier.
Fast im gleichen Atemzug klopfte es an der Tür, die ich zu dieser frühen Stunde stets geschlossen hielt, weil sowieso noch kein Mensch im Haus war. Mann, sind die schnell, dachte ich noch, als die Tür auch schon den Blick auf BTB freigab, der bis über beide Ohren grinste. So was gehörte vor acht Uhr morgens einfach verboten.
»Andrea«, säuselte er, schritt forsch auf meinen Schreibtisch zu und bedachte mich mit einem herzensguten Lächeln, das in mir sofort Schuldgefühle aufkommen ließ, weil ich ihn trotz und alledem nicht ausstehen konnte.
»Guten Morgen, Mr. Tomlinson. Was führt Sie denn so früh zu uns?«, fragte ich. »Es tut mir Leid, aber Miranda ist noch nicht im Büro.«
Er zuckte mit der Nase wie ein Nagetier auf Beutezug. »Ja, ja«, gluckste er, »sie kommt wohl erst nach dem Mittagessen, wenn ich es recht verstanden habe. Na, meine kleine Andy, wir zwei haben aber schon ewig lang nicht mehr gemütlich miteinander geplauscht. Nun erzählen Sie Ihrem lieben Mr. T. doch einmal: Wie geht’s uns denn immer?«
»Warten Sie, ich nehme Ihnen das erst mal ab«, sagte ich und
griff nach dem Matchsack mit Mirandas Monogramm, randvoll mit getragener Kleidung, die ich zur Reinigung bringen sollte. Außerdem befreite ich ihn von der Handtasche, die unlängst wieder aufgetaucht war: ein Unikat, für Miranda zum Dank für all ihre freundliche Unterstützung eigens im Auftrag von Silvia Venturini Fendi von Hand in kunstvollem Kristall-Design mit Perlen bestickt. Eine Modeassistentin von Runway hatte ihren Wert auf knapp 10 000 geschätzt. Nun allerdings, da ich sie wieder in Händen hielt, fiel mir auf, dass einer der beiden fragilen Ledergriffe, die von der Ausstattungsabteilung sicherlich schon zwei Dutzend Mal reklamiert und von Fendi stets anstandslos nachgenäht worden waren, erneut lose herabbaumelte. Die Tasche war zur Aufnahme einer zierlichen Damenbörse gedacht; zur Not ließen sich auch noch eine Sonnenbrille und äußerstenfalls ein klitzekleines Handy darin verstauen: Beschränkungen, die Miranda nicht zur Kenntnis nahm. Diesmal hatte sie eine XL-Flasche Parfüm von Bulgari, eine Sandale mit abgebrochenem Absatz, die ich vermutlich zum Richten hätte bringen sollen,
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