Der Teufel und die Lady
eine zerknitterte silberblaue Hochzeits-Houppelande mit langen Flügelärmeln. Eine riesige Hörnerhaube mit langem Schleier wippte bedenklich auf ihrem Kopf. Ihre blonden Locken flogen, zusammen mit den Pompons aus weißem Hermelin, die ihre Kleidung halten sollten.
Mit klopfendem Herzen stellte Brenna sich vor ihre Miniatur, wie eine Mutter, die ihr Kind beschützt. Sie war vor einem Jahr in diesen Turm verbannt worden, weil sie sich ein eigenes Leben gewünscht hatte, eine Chance, selbst ihren Weg in der Welt zu machen. Sie hatte ihrem Vater getrotzt, hatte sich geweigert zu heiraten und ihm angedroht, ins Kloster zu gehen. Wenn er ihre erotischen Arbeiten fand, würde er ihre Malutensilien verbrennen. Wenn der oberste Geistliche der Stadt, Bischof Humphrey, sie entdeckte, würde Brenna selbst verbrannt werden.
„Mein Bräutigam … James … die Hochzeit …“ Die Worte sprudelten nur so über Gwyneths Lippen, von Wort zu Wort wurde ihre Stimme schriller. Immer mehr goldblonde Strähnen lösten sich aus ihrer Frisur, als hätte Gwyneth sich vor lauter Angst und Furcht die Haare gerauft. Die Hörnerhaube rutschte endgültig zur Seite und wurde nur noch von einer Haarnadel gehalten.
Brenna stellte ihren Pinsel in einen Krug mit Lavendelöl und zwang sich zu einer gefassten Miene, als ihre Schwester auf sie zutrat. „Die Hochzeit hat doch heute Morgen stattgefunden, nicht wahr?“ Sie hatte nach Jubelrufen gelauscht, die in der Großen Halle schon vor Stunden hätten ertönen müssen, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht zu wenig Gäste waren, um sie bis hier hinauf hören zu können.
„Papa … in den Wäldern … Sonnenaufgang …“ Mit bebenden Händen hastete Gwyneth in der Kammer hin und her. Dabei stolperte sie fast über ein Gemälde, das die Geburt Christi darstellte und zum Trocknen auf dem Boden lag.
Brenna schürzte die Lippen, ihre Sorge wegen des erotischen Bildes verflog. Gwyneth war viel zu aufgelöst, ihr wäre nicht einmal aufgefallen, was es zum Ausdruck brachte, selbst wenn sie es gesehen hätte. „Nun atme erst einmal tief durch, Schwester.“
Nach Luft schnappend, legte Gwyneth die Hand auf den Ärmel von Brennas schlichtem Gewand. Die weiche Hand wirkte irgendwie fehl am Platz auf dem farbverschmierten, abgetragenen Stoff. „Papa ist gefangen genommen worden!“, stieß sie endlich hervor.
Brennas Magen fühlte sich an, als wäre er ein eiskalter Klumpen. „Großer Gott! Was ist passiert?“
„Papa hat die Hochzeitsgäste auf ihrem Weg hierher aus dem Hinterhalt angegriffen – und ‚der Vollstrecker‘ hat ihn als Geisel genommen.“
Der Vollstrecker.
James Vaughn, Earl of Montgomery. Ein Freibeuter des Königs mit der Aufgabe, Schmuggler und Rebellen zur Strecke zu bringen.
Der Verlobte ihrer Schwester.
„Hölle und Verdammnis“, fluchte Brenna, zuckte aber sofort zusammen, als sie sich daran erinnerte, wie ihr Vater sie geschlagen hatte, als sie das letzte Mal solche Worte in den Mund genommen hatte. Sie packte die Schultern ihrer Schwester. Der Vollstrecker bestrafte jeden, der es wagte, die Autorität des Königs infrage zu stellen. Man sagte ihm nach, dass er ganze Schiffsmannschaften tötete und die redlich erworbenen Waren beschlagnahmte, dass er mordete und stahl – und alles im Namen der Krone.
Sie und ihr Vater mochten ihre Auseinandersetzungen haben, aber er war immer noch ihr Vater. Sie wollte nicht, dass er durch die Hände eines Ungeheuers umkam.
„Papa hat versucht, die Hochzeit zu verhindern.“
Das eisige Gefühl schlug um in Zorn. Verzweiflung überfiel sie, weil sie hier in dieser Kammer eingesperrt sein musste und so wenig von den Vorgängen außerhalb dieser erfuhr. „Das ist doch wohl … Papa ist ein Dummkopf, wirklich! Warum, zum Teufel, hat er dem Earl einen Hinterhalt gelegt? Ich dachte, er wollte, dass du ihn heiratest!“ Am liebsten hätte sie noch hinzugefügt: „Und du tust schließlich immer alles, was man dir sagt.“ Aber sie hielt sich gerade noch zurück.
„Das wollte er auch. Aber ich … ich …“ Tränen strömten über Gwyneths blasses, herzförmiges Gesicht.
Brenna widerstand nun dem Bedürfnis, ihre Schwester zu schütteln. „Erzähle es mir.“
„James of Montgomery ist ein U…Ungeheuer! Er hat seine letzte Gemahlin kaltblütig ermordet.“ Gwyneth schlug die Hände vor das Gesicht und begann laut zu weinen. „Ich wollte ihn nicht heiraten – und das sagte ich Vater – und da
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