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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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atmete den phantastisch fruchtigen Duft des Whiskys ein.
    »Er ist wieder da«, sagte Burgl leichthin. »Er wohnt jetzt in
Partenkirchen und hat eine Praxis in Hechendorf aufgemacht.«
    »Hechendorf.« Schwemmers Blick wurde misstrauisch. Er starrte Burgl
an, die genussvoll den ersten Schluck Whisky im Mund hin- und herrollte.
    »Ferdi …«
    »Ja. Der, mit dem ich studiert hab.«
    Schwemmer merkte, wie seine Hände kalt wurden.
    Der flotte Ferdi. Der Mann – ach was, das Arschloch, an dem fast
ihre Verlobung gescheitert war. Den es leider nur nach Würzburg und nicht, wie
Schwemmer gehofft hatte, nach Timbuktu verschlagen hatte. Der mit seinem
sportlichen Körper, der blond-blöden Lockenmähne und dem amerikanisch breiten
Unterkiefer jede Kommilitonin ins Bett bekommen hatte, die er wollte.
    Und Burgl hatte er gewollt.
    Und nun war dieser Ferdi »wieder da«.
    »Hast du vor …«, fing er an, dann wusste er nicht weiter.
    »Was denn?« Eine kleine, besorgte Falte stand auf Burgls Stirn und
machte sie noch schöner. »Wir haben einen Kaffee getrunken und geredet. Er ist
geschieden … Probier den Whisky, er ist toll.«
    Schwemmer nickte und nahm einen eiligen Schluck. Er versuchte, sich
auf den Geschmack zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht.
    »Du, der hat übrigens einen Drohbrief gekriegt.«
    »Drohbrief? Von mir nicht.«
    Burgl lachte kopfschüttelnd. »Hausl, also wirklich … Wahrscheinlich
von diesem Spinner, diesem einsamen Rächer, der in Partenkirchen umgeht.«
    »Aha …« Der Rächer. Das war eines der wenigen ungelösten Probleme
der Kripo Garmisch. Ein Wutbürger, der seine Mitmenschen mit perfiden kleinen
Racheakten terrorisierte, wenn sie falsch parkten oder sich sonst wie nicht an
die Regeln hielten, die der Rächer für wichtig erachtete.
    »Ja, sein Hund ist ihm aus dem Garten ausgebüxt, und es hat den
halben Tag gebraucht, bis er ihn wiedergefunden hat. Und vor ein paar Tagen lag
ein anonymer Brief im Kastl. Wenn der Hund noch einmal allein unterwegs sei,
dann wär er fällig.«
    »Soll den Brief auf die Wache bringen«, sagte Schwemmer und ärgerte
sich sofort. Jetzt forderte er sie auch noch selbst auf, mit Ferdi zu reden.
    Ferdi Schurig, dachte er. Ausgerechnet.
    * * *
    »Hallo?«, rief Sebastian in die dunkle Diele hinein. Er erhielt
keine Antwort. Mit zitternden Fingern tastete er nach dem Lichtschalter. Als er
ihn fand, wurde er geblendet vom Licht einer vielstrahligen Halogenschiene an
der Decke.
    Seine Brille beschlug leicht in der warmen Luft der Diele. Hastig
nahm er sie ab und wischte die Gläser trocken.
    Es war nichts Besonderes zu sehen. Ein Schuhschrank mit sehr vielen
Klappen; eine Garderobe, daran drei oder vier sportliche Blazer und die
elegante Steppjacke mit Pelzkragen, in der er Sanne schon einmal im Büro
gesehen hatte. Hinter der Garderobe eine offene Tür zur dunklen Küche.
    Er warf noch einen Blick auf die mondbeschienene Straße hinaus. Kein
Mensch war zu sehen. Zögernd betrat er die Diele.
    »Hallo?«, rief er noch einmal, aber er bekam wieder keine Antwort.
    Was machst du hier?, fragte die eine Hälfte seines Gehirns. Was
wirst du sagen, wenn sie dich fragt, was du hier willst?
    Er wusste keine Antwort, aber der anderen Gehirnhälfte wäre sie
ohnehin egal gewesen. Langsam schloss er die Haustür hinter sich.
    Er war drin. In ihrem Haus.
    Die Terrakottafliesen des Bodens glänzten wie frisch gewischt.
Langsam ging er auf die Garderobe zu. Sein Mund war trocken, die Beine fühlten
sich an, als würden sie ihn nicht mehr lange tragen können, aber das kannte er
schon. Er wusste, sie würden durchhalten.
    Er streckte die Hand nach der Steppjacke aus und strich zärtlich
über den Pelzkragen, hielt die Hand an die Nase und genoss den Duft, der daran
haftete. Er trat näher heran und presste sein Gesicht in den Pelz. Der Duft
umfing ihn, und er meinte, in ihrem Parfüm auch ihren eigenen, salzigen Geruch
zu spüren.
    Er merkte, dass er mit den Tränen kämpfte, und riss sich von der
Jacke los.
    Idiot, dachte er. Du bist ein Idiot. Du benimmst dich wie ein Idiot.
Sie hält dich für einen Idioten. Weil du ein Idiot bist.
    GEH WEG!
    Aber er schaffte es nicht. Er konnte jetzt nicht weggehen. Konnte es
einfach nicht.
    Er warf einen Blick in die Küche. Auch hier nichts Ungewöhnliches.
Reste einer Brotzeit standen auf dem Tisch, ein leeres Weinglas.
    Er drehte sich um, ging zurück in die Diele und griff nach dem
Stiegengeländer.
    »Scheiß drauf«, murmelte er,

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