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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ist?»
    Sie seufzt, als sei ich ihr lästig. «Das werden sie dich nicht fragen.»
    «Und was geschieht dann?»
    «Seine Gnaden, der König, wird einen neuen Vormund ernennen, und dafür verspricht er dich einem anderen Mann seiner Wahl.»
    «Eine neue Verlobung?»
    «Ja.»
    «Kann ich nicht ins Kloster gehen?» Ich stelle meine Frage sehr leise, auch wenn ich schon weiß, wie ihre Antwort lauten wird. Niemand achtet meine spirituellen Gaben. «Nun, wo diese Verlobung gelöst ist, wäre das doch möglich, oder?»
    «Natürlich kannst du nicht ins Kloster gehen, Margaret. Sei nicht albern. Es ist deine Pflicht, einen Sohn und Erben zu gebären, einen Jungen für unsere Familie, die Beauforts, einen jungen Verwandten des Königs von England, einen Sohn des Hauses Lancaster. Gott weiß, dass das Haus York genügend Söhne hat. Es ist unerlässlich, dass wir einen eigenen haben. Und du wirst uns einen schenken.»
    «Aber ich glaube, ich bin berufen …»
    «Du bist berufen, die Mutter des nächsten Erben des Hauses Lancaster zu sein», sagt sie barsch. «Das sollte genug Ehrgeiz sein für ein Mädchen. Nun geh und halt dich zur Abreise bereit. Deine Zofen werden inzwischen deine Kleider gepackt haben; du musst nur noch deine Puppe für die Reise suchen.»
    Ich hole meine Puppe und mein eigenes, sorgfältig abgeschriebenes Gebetsbuch. Selbstverständlich kann ich Französisch lesen und Englisch auch, aber ich bin weder des Lateinischen noch des Griechischen mächtig, und meine Mutter gestattet mir keinen Privatunterricht. Ein Mädchen ist die Bildung nicht wert, sagt sie. Ich wünschte, ich könnte die Heilsbotschaft und die Gebete auf Latein lesen, aber ich kann es nicht, und auf Englisch gibt es nur wenige kostbare per Hand kopierte Exemplare. Jungen werden in Latein und Griechisch und weiteren Fächern unterrichtet; aber Mädchen brauchen nur Lesen und Schreiben zu lernen, sie müssen Nähen können und Haushaltsbücher führen, sollen ein Instrument spielen und sich an Gedichten erfreuen. Wäre ich Äbtissin, hätte ich eine große Bibliothek zur Hand und könnte all die Texte abschreiben lassen, die ich lesen wollte. Novizinnen müssten mir den ganzen Tag vorlesen. Ich wäre eine gelehrte Frau und kein unwissendes Mädchen, ich wäre nicht dumm wie ein gewöhnliches Mädchen.
    Lebte mein Vater noch, hätte er mir vielleicht Latein beigebracht. Er hat sehr viel gelesen und geschrieben; so viel weiß ich immerhin über ihn. Er war viele Jahre lang in Frankreich in Gefangenschaft und hat sich dort täglich seinen Studien gewidmet. Aber er ist wenige Tage vor meinem ersten Geburtstag gestorben. Meine Geburt hat ihm so wenig bedeutet, dass er auf Feldzug in Frankreich war, um sein Vermögen zurückzugewinnen, als meine Mutter mit mir niederkam. Erst kurz vor meinem ersten Geburtstag kehrte er nach Hause zurück, und dann ist er gestorben; also hat er mich und meine Gaben nie kennengelernt.
    Wir werden drei Tage benötigen, um nach London zu kommen. Meine Mutter wird ihr eigenes Pferd reiten, aber ich soll hinter einem der Pferdeknechte aufsitzen. Er heißt Wat und hält sich für einen großen Charmeur in den Ställen und in der Küche. Er zwinkert mir zu, als wäre ich zu einem Mann wie ihm freundlich, und ich bedenke ihn mit einem tadelnden Blick, um ihn daran zu erinnern, dass ich eine Beaufort bin und er ein Niemand. Ich sitze hinter ihm auf und muss mich an seinem Ledergürtel festhalten, da sagt er zu mir: «Halt dich gut fest. Du weißt ja: Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter plumps.» Ich nicke kalt, um ihn zu warnen, dass ich nicht will, dass er den ganzen Weg bis nach Ampthill mit mir spricht.
    Also singt er, und das ist genauso schlimm. In hellem Tenor schmettert er Lieder über die Liebe und die Heuernte, und die Männer, die mit uns reiten, um uns vor bewaffneten Banden zu beschützen, die in diesen Tagen überall in England ihr Unwesen treiben, fallen ein und singen mit. Ich wünschte, meine Mutter würde ihnen befehlen, still zu sein oder wenigstens Psalmen zu singen; aber sie genießt den Ritt in der warmen Frühlingssonne, und als sie an meine Seite kommt, lächelt sie und verspricht: «Jetzt ist es nicht mehr weit, Margaret. Wir übernachten heute in Abbots Langley, und morgen reiten wir weiter nach London. Bist du nicht zu müde?»
    ***
    Die Menschen, die sich um mich kümmern sollten, haben mich so schlecht auf das Leben vorbereitet, dass ich jetzt nicht einmal reiten kann. Man gestattet mir

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