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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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wollen die Alten und Kranken loswerden – alle, die auf dem Sklavenmarkt keinen ordentlichen Preis erzielen.»
    «Sind sie Heiden?»
    «Sehr wahrscheinlich, wenn sie aus dem Norden kommen. Bitte, Hauptmann …»
    Vallon stellte fest, dass Helgis Schiff beinahe außer Sicht war. «Fahr zu der Mündung.»
    Raul klatschte in die Hände. «So schnell ich kann.»
    Hastig wurde das Segel hochgezogen und das Schiff gewendet. Sie hatten etwa zwei Meilen zurückgelegt, als das Langschiff von seiner Beute abließ und sich an ihre Verfolgung machte. Eine Meile weiter kam mit einem Mal der Wind zum Erliegen. Die
Shearwater
lag reglos auf dem Wasser. Noch einmal schlug das Segel, dann hing es schlaff herab.

XXIX
    N ebelschwaden zogen in trägen Wirbeln über die Wasseroberfläche. Bleierne Stille hing über dem Meer. Als Vallon auf seinen Ring sah, stellte er fest, dass der Stein so schwarz geworden war wie Cosmas’ Auge. Die Wikinger ruderten langsam auf sie zu. Sie waren erschöpft von ihren Anstrengungen und wussten, dass die
Shearwater
nicht entkommen konnte. Vallon schaute zum drei oder vier Meilen entfernten Ufer hinüber. Helgis Schiff lag ruhig in einer breiten Fahrrinne, die zwischen kahlen, welligen Hügeln ins Inland führte.
    «Du hattest recht. Ich habe eine schlechte Entscheidung getroffen.»
    Raul hob seine Armbrust. «Wir sitzen ziemlich in der Klemme.»
    «Sie werden eine Prisenmannschaft auf der Knarr gelassen haben. Also ist ihre Übermacht nicht mehr ganz so groß.»
    «Sie haben höchstens vier oder fünf Männer dort gelassen. Das macht keinen großen Unterschied.»
    Vallon beobachtete das näher kommende Langschiff. Das Meer hatte sich in einen öligen Spiegel verwandelt. Federwolken standen am Himmel, der sich zusehends bezog.
    «Gibt es so hoch im Norden Gewitter?»
    «Einer von den Grönländern hat mir gesagt, es hätte in seinem ganzen Leben erst eines gegeben.»
    Das Langschiff war bis auf eine Meile herangekommen. Die Wikinger hatten sich nicht die Mühe gemacht, das Segel herunterzuholen, und in der stehenden Luft wurde es gegen die Fahrtrichtung an den Mast gedrückt. Das Schiff hatte kein Deck. Die Männer legten sich paarweise auf den Ruderbänken sitzend in die Riemen und hatten sich ihre runden Schilde über den Rücken gehängt. Die überlebenden Gefangenen von der Knarr waren im Heck zusammengetrieben worden.
    «Wie lautet der Plan?», fragte Raul.
    «Kämpfen. Was sonst?»
    «Bis zum letzten Mann?»
    Vallon musterte seine Leute. Wayland hatte die Bogensehne gespannt und seinem Hund das Stachelhalsband sowie eine Rüstung aus Walrosshaut angelegt. Garrick, Hero und Richard hatten sich mit Schwertern bewaffnet. Das waren seine gesamten Verteidigungskräfte. Kurz blieb Vallons Blick an Syth hängen.
    «Bei dir klingt es, als hätten wir eine Wahl.»
    «Sie halten uns für ein Handelsschiff. Wenn wir ihnen bei ihrem ersten Angriff ein paar Verluste beibringen können, machen sie vielleicht ein Verhandlungsangebot.»
    «Zum Beispiel?»
    «Ihnen unsere Waren auszuliefern.»
    «Könnte das auch Syth einschließen?»
    Raul spielte mit seiner Armbrust herum und grinste schief. «Na gut, irgendwann ist für uns alle der letzte Tag gekommen.»
    «Aber wir nehmen so viele wie möglich von ihnen mit auf die Reise», sagte Vallon. Er winkte Wayland zu sich.
    «Schieß so genau und schnell du kannst. Jeder Pfeil zählt.»
    Wayland nickte angespannt. «Ganz egal, wie viele wir erwischen, irgendwann werden sie uns doch entern.»
    «Wenn das passiert, tu mit Syth, was du tun musst, und stelle dich dann tapfer dem Ende. Wenn du vorher getötet wirst, sorge ich dafür, dass dein Tod euch nicht scheidet.»
    Darauf widmete Vallon seine Aufmerksamkeit wieder dem Langschiff. Es hatte immer noch eine halbe Meile zurückzulegen, aber es war so windstill, dass er das Zischen hörte, mit dem sie die Riemen durchs Wasser zogen. Er blinzelte zur Sonne hinauf. Die Wolken hatten sich zu einer unheilverkündenden Nebelbank verdichtet.
    «Lasst das Segel ein Stück herunter.»
    Alle schauten das Tuch an, das schlaff von der Rah herunterhing. Keiner rührte sich.
    «Raul, Garrick, hängt das Segel niedriger. Du auch, Wayland. Beeilung!»
    Sie hasteten los. Vallon beobachtete das Langschiff. Die Wikinger hatten, nachdem sie die Prisenmannschaft auf der Knarr gelassen hatten, noch ungefähr zwei Dutzend Männer. Im Bug des Langschiffs stand ein blonder Hüne mit einem Kettenwams und schlug rhythmisch mit dem Stiel seiner

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