Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod im Eis

Der Tod im Eis

Titel: Der Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Foxglove vor der beißenden Kälte da draußen graute - er hätte im Moment nichts auf der Welt lieber getan, als den Platz dort oben in dem zugigen Unterstand einzunehmen. Es war immer noch besser, als hier unter Deck zu bleiben - und stückchenweise den Verstand zu verlieren.
    Er knöpfte den Parka aus Karibufell zu, zog die Mütze über die Ohren und steckte die Hände in lederne Fäustlinge. Dann stapfte er die Stufen zum Ausstieg hoch, öffnete die niedrige Tür - - aber er kam nicht mehr dazu, die Kajüte zu verlassen.
    Hände krallten sich von hinten in seinen Parka.
    Foxglove stürzte die Stiege hinab und prallte irgendwo hart mit dem Kopf auf.
    Die Welt um ihn herum wurde dunkel. Und als sie nur noch aus Schwärze bestand, entdeckte Trimble Foxglove an ihren Rändern mächtige weiße Zähne, nadelspitz und widernatürlich lang.
    Dann schwand auch dieser Anblick.
    Schmerz trat an seine Stelle.
    Schmerz, der für Trimble Foxglove irgendwann vergessen war.
    Ebenso vergessen wie sein Leben vor diesem Schmerz.
    *
    Gegenwart Las Vegas, Nevada
    Die Luft selbst schien zu glimmen und zu blitzen und jedes noch so kleine Licht in dem riesigen Saal zu reflektieren. Der verwirrende Effekt betäubte die Sinne der Besucher - wenn sie nicht ohnedies schon völlig aufgegangen waren in dieser irrealen Welt des »Caesars Palace«. Hier hatte jeder Gedanken an die Wirklichkeit fast etwas Frevelhaftes.
    Die verspiegelten Wände ringsum ließen den geradezu verschwenderisch großen Showpalast ins schier Unermeßliche wachsen. Jede Bewegung fand darin ein Echo - nun, fast jede ...
    »Unforgetable, that's what you are. Unforgetable, so near orfar ...«
    Die Stimme, die den alten Nat King Cole-Song ins Mikrofon hauchte, schien nicht allein von der Bühne am Kopfende des Saals zu kommen, sondern von überall her. Sie füllte den mit marmornem Prunk ausstaffierten Raum, und das rauchige Timbre darin löste im Publikum so manchen wohligen Schauder aus.
    Nur einen Zuhörer ließ sie offenbar unbeeindruckt. Er saß jenseits des Rampenlichts in Schatten gehüllt, und nur die kreuzförmige Narbe auf seiner Wange war in der Dunkelheit zu erahnen. Als würde sie schwach unter einem inneren Feuer glosen. sein Haar war im Nacken zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden, und seine Kleidung ging mit den Schatten ein finsteres Bündnis ein. Einer Aura gleich lag etwas spürbar Düsteres über ihm, das selbst den Widerschein der Lichtkaskaden verschlang.
    Der Mann schaute nur scheinbar interessiert zur Bühne. Hätte ihn jemand beobachtet, so hätte er unschwer erkannt, daß seine schwarzen Augen im Moment Dinge sahen, welche sich allein ihnen offenbarten.
    Dinge, die von furchtbarem Sterben kündeten, von tiefster Verzweiflung - und von heillosem Zorn. Und all das manifestierte sich im Blick des Unheimlichen in einer Stärke, die kein Mensch ertragen hätte, ohne darüber dem Wahnsinn zu verfallen.
    Manchmal glaubte sich Landru all dem selbst kaum mehr gewach-sen ...
    Der mächtigste der Vampire, dessen Leben nach Jahrtausenden zählte, stöhnte unter der Last der jüngsten Vergangenheit; die Geschehnisse weniger Wochen waren ihm zum Joch geworden.
    Er zerbrach fast am Tod seines Volkes.
    Die Alte Rasse starb. Landru zweifelte nicht länger daran. Alles, was er in den vergangenen Wochen gesehen und erlebt hatte, war untrüglicher Beweis für den Untergang der Vampire.
    Er hatte eine Vielzahl von Städten auf dem nordamerikanischen Kontinent bereist, und überall hatte sich ihm das gleiche grauenhafte Szenario geboten: Die Vampirsippen waren allerorten in einen wahren Blutrausch verfallen. Sie tranken ihr lebenserhaltendes Elixier nicht mehr, sie soffen es! Doch ihr Durst war unstillbar geworden, und das Blut ihrer Opfer vermochte sie nicht mehr zu kräftigen. Die Vampire alterten rapide, verfaulten bei untotem Leibe - und gingen kläglich zugrunde.
    Allein die Oberhäupter der Sippen blieben verschont.
    Wie auch Landru selbst.
    Eine Erklärung für all das hatte er indes noch nicht gefunden.
    Nach wie vor war Landru auf Vermutungen angewiesen, und auf das, was sich aus dem Aneinanderreihen von Fakten ergab. Es war wenig. Doch dieses Wenige genügte, um ein Entsetzen zu schüren, das Landru mit blanker Wut niederzuringen versuchte - vergebens, denn es gab nichts Greifbares, gegen das er seinen Zorn hätte richten können.
    Außer - gegen den Kelch .
    Denn mit dem Lilienkelch hatte alles begonnen.
    So vielversprechend begonnen ...
    Bis vor

Weitere Kostenlose Bücher