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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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    Zwei Hammelpasteten und eine Mandelschnitte
    Wenigstens hatte er eine Entschuldigung, wenn er schwitzte, dachte sich Peter Pascoe, als er hinter dem ersten der beiden Wagen gegenüber der Hausnummer 3 in Deckung ging.
    »Hast du’s im Rücken?«, fragte Detective Superintendent Andy Dalziel, als sein DCI neben ihn auf den Teer plumpste.
    »Wie bitte?«, rief Pascoe aus.
    »Du bewegst dich so komisch.«
    »Reine Vorsorge.«
    »Ach was! Ich nehm lieber Pillen. Außerdem, was zum Teufel hast du hier überhaupt verloren? Hat man den Feiertag abgesagt? Oder bist du nur getürmt, damit du nicht Unkraut zupfen musst?«
    »Eigentlich hab ich ein Sonnenbad genommen. Bevor Paddy Ireland anrief und was von einer Belagerung erzählte. Dass dir ein paar Spezialisten fehlen und ob ich nicht aushelfen könnte.«
    »Spezialisten? Wusste nicht, dass du ein Scharfschütze bist.«
    Pascoe holte tief Luft. Welch feixender Gott, fragte er sich, negierte seine eigenen Gesetze und erlaubte, dass Dalziels in einen dreiteiligen Anzug gequetschten Fettwülste so kühl aussahen, während sein eigenes spindeliges Gestell, das lediglich in einer Baumwolljeans und einem Leeds-United-T-Shirt steckte, mehr Dampf abgab als alle Beteiligten in der Fragestunde des Premierministers.
    »Ich habe an einem Kurs über psychologische Verhandlungsführung teilgenommen, du erinnerst dich?«, sagte er.
    »Dachte, das hättest du gemacht, um mit Ellie besser zurechtzukommen. Was hat dieser Umstandskrämer gefaselt?«
    Dalziel war kein großer Fan von Inspector Ireland, der, wie der Dicke nicht müde wurde zu beteuern, pflichteifrig mit drei f schrieb. Und ließ man sich darauf ein und erklärte ihm, dass das Wort nur zwei f aufweise, erzählte er einem, wofür das dritte stand.
    Ließ man sich nicht darauf ein, erzählte er es einem trotzdem.
    Pascoe dagegen war ein Meister der diplomatischen Zurückhaltung.
    »Nicht viel«, sagte er.
     
    »Tut mir leid, Sie an Ihrem freien Tag zu stören, Pete«, hatte Ireland in Wirklichkeit gesagt. »Aber ich dachte mir, Sie sollten es lieber mal erfahren. Wir haben eine Meldung über einen bewaffneten Täter in der Mill Street, Hausnummer drei.«
    Dann eine Pause, als wartete er auf eine Erwiderung. Die einzige Erwiderung, zu der Pascoe sich hätte aufraffen können, lautete: Warum zum Teufel müssen Sie mich deshalb aus meiner Hängematte scheuchen?
     
    »Paddy«, sagte er, »ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben, aber ich bin heute nicht im Dienst. Ein Feiertag, Sie erinnern sich? Andy hat in den sauren Apfel beißen müssen. Ist doch nicht seine Idee, dass Sie anrufen, oder?«
    »Ganz und gar nicht. Nur, Mill Street drei ist ein Videoverleih. Oroc Video, hauptsächlich südasiatische und arabische Sachen …«
    Leise begann es bei Pascoe zu klingeln.
    Einen Moment. Hat da nicht die CAT ein Auge drauf?«
    »Hurra. Es gibt noch jemanden im CID, der die Dienstanweisungen liest«, sagte Ireland vor Sarkasmus triefend. CAT stand für Combined Anti-Terrorism, eine Anti-Terror-Einheit, in der Beamte aus den Sondereinheiten der Polizei mit MI 1 )-Agenten zusammenarbeiteten. Verdächtige Personen und Wohnungen wurden auf einer gleitenden Skala eingeordnet, auf deren niedrigster Stufe Objekte standen, die sich eine Überwachung rund um die Uhr nicht verdienten, in deren Umfeld aber ungewöhnliche Aktivitäten registriert und gemeldet werden sollten.
    Mill Street Nr. 3 befand sich auf dieser niedrigsten Stufe. Pascoe, dem jeglicher Tadel missfiel, erwiderte: »Wollen Sie mir sagen, in der Mill Street braut sich eine Art Intifada zusammen?«
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete Ireland. »Nur, als ich die Meldung an Andy weitergab …«
    »O Gott. Sie haben es ihm also doch gesagt. Und, was hat er unternommen – außer dass er es nicht für notwendig erachtet hat, mich aufzuscheuchen?«
    Er war nicht sonderlich bemüht, seine Verärgerung zu verbergen.
    »Er sagte«, antwortete Ireland gekränkt, »er würde sich die Sache mal ansehen, sobald er seine Fleischpastete verdrückt hätte. Ich erinnerte ihn daran, dass Mill Street drei auf der Liste steht, falls ihm das entgangen sein sollte. Daraufhin gähnte er, kein hübscher Anblick, wenn er gerade eine Fleischpastete zwischen den Zähnen hat. Aber als ich ihm sagte, dass ich gemäß den Vorschriften die Meldung bereits weitergeleitet habe, wurde er ausfallend. Ich hab ihn darauf in Ruhe gelassen.«
    »Sehr klug«, sagte Pascoe und gähnte ebenfalls hörbar. »Also, wo

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