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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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schlanke Physiker lächelte.
    »Sicher, wenn er ohne Vorankündigung eintrifft.«
    Sie bestiegen einen Lift, der sie zwölf Stockwerke hochbrachte. Das Büro, in das Grant den Psychiater führte, hatte Fenster nach drei Richtungen. Es war schalldicht und besaß eine Klimaanlage. Die polierten Walnußbaummöbel glänzten.
    »Das sieht ja aus wie die Office eines Vorsitzenden. Die Wissenschaft wird langsam zum ganz großen Geschäft.«
    Grant blickte seinen Besucher verwirrt an.
    »Ja, sicher. Aber die Gelder der Regierung fließen reichlich, und es ist schwierig, ein Kongreßmitglied von der Wichtigkeit Ihrer Arbeit zu überzeugen, wenn der Mann nicht den äußeren Glanz sehen, riechen oder fühlen kann, mit dem Sie sich umgeben.«
    Blaustein setzte sich und spürte, wie der gepolsterte Sessel weich nachgab.
    »Dr. Elwood Ralson ist bereit, seine Arbeit wieder aufzunehmen«, sagte er.
    »Wunderbar. Ich hoffte, daß Sie mir diese Nachricht bringen würden, als 5ie sich bei mir anmeldeten.« Grant bot dem Psychiater eine Zigarre an, die dieser jedoch ablehnte.
    »Aber wie dem auch sei«, sagte Blaustein, »er ist noch immer ein kranker Mann. Er muß sorgfältig und mit großer Einfühlungsgabe behandelt werden.«
    »Sicher. Natürlich.«
    »Es ist nicht so einfach, wie Sie vielleicht denken. Ich werde Ihnen einiges über Ralsons Probleme erzählen, damit Sie verstehen, wie heikel die Situation ist.«
    Er begann zu sprechen, und Grant hörte zuerst interessiert und dann mit wachsender Bestürzung zu.
    »Er muß den Verstand verloren haben, Dr. Blaustein. Unter diesen Umständen wird er uns nicht nützlich sein können. Er ist verrückt.«
    Blaustein zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht, was Sie unter ›verrückt‹ verstehen. Das ist ein böses Wort. Gebrauchen Sie es nicht. Sicher, er leidet unter Wahnvorstellungen. Man kann nicht wissen, ob sie seine speziellen Talente beeinflußen oder nicht.«
    »Aber ein Wahnsinniger kann doch nicht …«
    »Bitte, halten wir uns nicht mit langen EHskussionen über die psychologische Definition von Wahnsinn auf. Der Mann hat Wahnvorstellungen, und unter normalen Umständen würde ich ihn zweifellos beurlauben. Aber die besonderen Fähigkeiten dieses Mannes werden mithelfen, ein Problem zu lösen, das absolut außerhalb jeder Norm liegt. So ist es doch, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    »Wie können Sie oder ich dann den Wert seiner Arbeit beurteilen? Übrigens, hatten Sie in letzter Zeit Selbstmordgedanken?«
    »Nein.«
    »Und die anderen Wissenschaftler hier?«
    »Sicher nicht.«
    »Ich möchte vorschlagen, daß während der Arbeit an dem Kraftfeld die betroffenen Wissenschaftler sowohl hier als auch zu Hause beobachtet werden. Noch besser wäre es, wenn sie gar nicht nach Hause gehen würden. Büros wie dieses kann man als kleine Schlafzimmer einrichten …«
    »Sie wären niemals damit einverstanden.«
    »Oh doch, wenn Sie ihnen die wahren Gründe verschweigen und sagen, es handle sich um eine Sicherheitsmaßnahme, werden sie zustimmen. Sicherheitsmaßnahmen. Dieses Wort ist doch heute sehr beliebt. Ralson muß mehr als alle anderen beaufsichtigt werden.«
    »Natürlich.«
    »Aber all das ist von geringerer Bedeutung. Es muß etwas getan werden, um mein Gewissen zu entlasten, für den Fall, daß Ralsons Theorien richtig sind. Ich glaube das natürlich nicht. Es handelt sich sicher um Wahnvorstellungen, aber es ist notwendig, nach ihrer Ursache zu fragen. Was gab oder gibt es in Ralsons Leben, das diese Wahnvorstellungen hervorruft? Die Antwort wird nicht einfach sein. Es kann jahrelanger konsequenter Psychoanalyse bedürfen, um eine befriedigende Erklärung zu finden. Und bevor ich die Antwort nicht weiß, kann ich ihn nicht heilen.
    Aber vorläufig können wir wenigstens einige Gegebenheiten annehmen. Er hatte eine unglückliche Kindheit, in der er auf die eine oder andere Art mit dem Tod konfrontiert wurde, und zwar auf ziemlich unangenehme Weise. Außerdem war er nie fähig, Kontakt zu anderen Kindern zu finden, und als er erwachsen wurde, ging es ihm genauso mit allen anderen Menschen. Ihre langsame Denkungsart erweckte stets seine Ungeduld. Was immer auch der Unterschied zwischen seinem Denken und dem anderer Menschen sein mag, er errichtete eine Mauer zwischen sich und der Gesellschaft, die etwa so stark ist wie das Kraftfeld, daß Sie zum Schutz gegen die Atombombe zu entwickeln versuchen. Aus ähnlichen Gründen war er immer außerstande, ein normales

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