Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
begleitenden Drákon-Männern war in der Lage, auch nur eine Spur von ihm zu entdecken.
Und sie hatte mehr als einmal versucht, Kimber noch etwas anderes zu sagen. Wann immer sie ihm in seinem Schlafzimmer gegenübersaß, beide bei Kerzenschein oder Tageslicht oder vom Mond beschienen aßen, senkte sie den Kopf; ihre Lippen formten die Worte, die ihr in dem Londoner Traum von rotem Himmel und Sternen so leicht gefallen waren: Ich liebe dich . Aber immer bewirkte irgendetwas, dass ihr in der letzten Sekunde die Luft zu fehlen schien. Sie lieferte sich selbst tausend Entschuldigungen, dass er zu müde aussah oder zu abgelenkt, dass zu viele Leute sie zu jeder Stunde unterbrachen, Familie, Ärzte, Ratsmitglieder.
Jedes Mal sah es so aus, als wüsste er es. Sie pflegte dann all ihren Mut zusammenzunehmen, den Kopf zu heben und den Mund zu öffnen, und jedes Mal, ganz gleich, was er gerade tat, hielt er inne und erwiderte ihren Blick, fixierte sie mit einem Starren aus hellgrünen, glühenden Augen - und die Worte erstarben ihr im Halse.
Es gefiel ihr gar nicht, sich für einen Feigling zu halten; sie hatte Dinge gesagt und getan, die erheblich kühner waren als dieses Geständnis, sicherlich. Aber der Graf blieb so schön, so ernst und so weit von ihr weg. Selbst wenn sie ein Bett und ihre Leiber teilten, fühlte sie eine Distanz zwischen ihnen, einen gähnenden Abgrund, den sie nicht zu überbrücken vermochte, jedenfalls nicht mit Worten.
Gelegentlich erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf ihn, wenn er mit einer ganz gewöhnlichen Tätigkeit beschäftigt war - seinen Rock anzog, seine Feder mit einem Federmesser anschnitt, wobei sich winzige Späne papierdünn um
seine Finger ringelten -, und sie glaubte ersticken zu müssen, wenn sie das nicht aussprach, was ihr Herz bewegte.
Aber sie tat es nicht. Und das schien ihm nichts auszumachen.
Es dauerte beinahe eine Woche, bis sie die Gaben des Drachens und des Rauchs zurückerlangte. Eine Woche, in der sie gezwungen war, nur auf menschlichen Füßen zu reisen, das Haus, das Dorf und die Wälder vom immer gleichen menschlichen Standpunkt aus zu sehen. Maricara ging, wann immer sie konnte, um die unruhige Energie loszuwerden, die in ihren Beinen aufgestaut zu sein schien. Bei jedem Schritt schwang sie die Arme und ließ die Sonne die schwachen roten Linien heilen, die ihre Handgelenke umspannten.
Der Glaube, für immer in diesem Zustand verharren zu müssen, verängstigte sie mehr, als sie je zugegeben hätte. Wann immer sie versuchte, das zustande zu bringen, was ihr immer so leicht gefallen war - Dunst, Tier - erhoben sich stattdessen die schwachen, schwülen Töne von Draumr um sie herum, schickte diese Ranken von Musik aus, die sich wieder in sie senkten, sie banden, bis ihre Nervenzellen gefroren.
Zane war verschwunden, Draumr ebenfalls, beide von den Flammen der anonymen Nacht in London verzehrt. Keiner der anschließend in die Stadt geschickten Drákon hatte eine Spur von ihnen entdeckt. Aber es schien, als wollten weder der Mann noch der Stein sie diesen Augenblick in dem Bordell vergessen lassen, die leisen Worte, die Zane beinahe lautlos geflüstert hatte.
Du wirst die Wandlung nicht vollziehen.
Es kam ihr wie Hohn und Spott vor, dass die Drachen von Darkfrith jetzt mit weniger Geheimnistuerei als jemals in
ihrer Geschichte durch den Himmel schossen, während Maricara von ihrem eigenen Körper am Boden gefesselt blieb.
Verdammter Zane, und verdammter Diamant. Tatsächlich sollte die ganze Welt verdammt sein. Alles, was sie sich je gewünscht hatte, war Freiheit. Und jetzt, mit dem sich absondernden Kimber und ihren nicht länger so wunderbaren und seltenen Gaben , fand sie heraus, dass ihre Freiheit ihr mehr zur Last wurde, als es die Gefangenschaft je gewesen war. Selbst der Himmel schien sowohl bleiern als auch weit entfernt zu sein, von schleierdünnen, ausgebleichten Wolken verstopft, die sich hoch über ihr auftürmten, um sich dann mit dem Gewicht des Horizonts zu krümmen und die weit entfernten Hügel zu ersticken.
Am sechsten Tag ihrer Gefangenschaft in der Menschengestalt nahm sie Feder, Tinte und einen Stapel Papier mit hinaus in den Pavillon der Jahreszeiten. Sie saß auf dem sauber gefegten Marmorboden und versuchte, einen Brief an ihren Bruder zu schreiben. Ihre Röcke bauschten sich in einer Blase aus Seide und Spitzen um sie herum, und die Tinte färbte ihre Nagelbetten allmählich schwarz.
Die zerbrochene Säule hatte man noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher