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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Wunde.
    »Danke, Bruder«, sagte Wito überaus erleichtert, der dem nervös zuckenden Pferd beruhigend über den Hals strich. »Wenn es um Krankheiten geht, sind Menschen und Tiere einander gar nicht so unähnlich, nicht wahr?«
    Bevor der Mönch protestieren konnte, fügte er rasch hinzu: »Es sind doch alles Geschöpfe Gottes.«
    Thomas hatte keine Bedenken, den beiden umgehend die Nachricht vom Tod des Kaisers mitzuteilen. Sie würde ohnehin sofort die Runde im Lager machen. Vielleicht wurde ja gerade der Rückzug des Heeres beschlossen.
    »Er ist immer noch exkommuniziert wegen der Gefangennahme von Richard Löwenherz!«, rief Notker erschrocken. »Er darf nicht in geweihter Erde begraben werden.«
    »Das ist wirklich übel«, meinte Wito. »Wird der Papst den Bann nicht aufheben?«
    »Nicht dieser Papst. Nicht Coelestin, solange er noch lebt«, beharrte Notker.
    »Obwohl der Kaiser zu einem Kreuzzug aufgerufen hat?«, wunderte sich Wito. »Dann hat es ihm nichts gebracht.«
    »Wir haben der Piraterie Einhalt geboten«, erinnerte Thomas. Und der Deutsche Orden wird auch nach Heinrichs Tod gegründet werden, dachte er. Doch ob Heinrichs kleiner Sohn und damit die Staufer den Nutzen davon haben werden, ist noch die Frage. Es sollte mich wundern, wenn die Welfen nicht einen eigenen Anwärter auf den Thron ins Spiel bringen.
    »Denkt Ihr, die ganze Sache wird hier abgeblasen, und wir segeln zurück?«, fragte Wito.
    Thomas zuckte mit den Schultern. Die Beratung beim Erzbischof war sicher nicht so bald zu Ende, aber er würde sich auf die Lauer legen, um das Ergebnis so schnell wie möglich von Dietrich zu erfahren.
    »Ich sag’s dir, sobald ich etwas weiß«, versprach er.
    Wito streichelte erneut den Hals des immer noch unruhigen Hengstes.
    »Man kann wirklich nicht behaupten, dass wir hier riesigen Spaß hätten oder gewaltigen Ruhm ernten«, meinte Raimunds Sergent. »Aber wenn ich mir vorstelle, die Pferde noch einmal zu so einer Überfahrt zu zwingen – das macht mich so wütend und hilflos, dass ich ihnen am liebsten allen den Gnadenstoß geben würde, um ihnen die Quälerei zu ersparen! Und den hier, den kann ich gleich abschlachten, der würde keine zwei Tage auf dem Schiff überleben! Dann war deine ganze Mühe umsonst, Bruder. Trotzdem vielen Dank!«
    »Das fügt sich alles nach Gottes Willen«, erwiderte Notker und rollte sein Bündel zusammen, um zu dem nächsten Verletzten zu gehen.
    Nachdem er fort war, sagte Thomas zynisch: »Der Kaiser tot, sein Sohn erst drei Jahre, und die mächtigsten Fürsten weit weg von zu Hause, hier im Heiligen Land. Ich schätze, jetzt brechen daheim spannende Zeiten an.«
    »Gott schütze uns vor spannenden Zeiten!«, entgegnete Wito bitter. »Aber um eines werde ich den Allmächtigen bitten: dass er Graf Dietrich endlich zu seinem Land und seinem Titel verhilft. Dafür würde ich sogar noch einmal in ein Schiff steigen.«
    Ich fürchte, hierin kann sich Dietrich nicht auf Gott verlassen, sondern nur auf sich selbst, dachte Thomas, ohne es auszusprechen. Auf sich, meinen Stiefvater, Raimund, Norbert von Weißenfels und noch eine Handvoll Getreuer.
     
    Thomas war sich bewusst, dass es einen ungebührlich neugierigen Eindruck machen würde, wenn er vor Dietrichs Quartier wartete, bis dieser von der Beratung zurückkam. Doch das kümmerte ihn wenig. Es war auch weniger Neugierde, die ihn trieb, sondern das Gefühl, bereit sein zu müssen. Vielleicht würden sie gleich morgen früh aufbrechen, zurück in die Heimat, und dann das tun, was Lukas einmal bei einem Gespräch im Kreis seiner engsten Vertrauten angedeutet hatte: wie Dietrichs Großvater Konrad die Wirren einer königslosen Zeit nutzen und das Land im Handstreich erobern.
    Es war schon tief in der Nacht, als Dietrich zurückkehrte. Er wie auch Hermann von Thüringen und Konrad von der Ostmark hatten Unterkunft in einem der prächtigen, bei ihrem Einzug in der Stadt leerstehenden Paläste erhalten.
    Dietrich wirkte ernst und hellwach trotz der späten Stunde.
    Mit einer Geste lud er Thomas ein, ihn in sein persönliches Quartier zu begleiten. Kaum hatte Christians Sohn die Tür hinter sich geschlossen, ließ sich Dietrich in einen der mit schönen Schnitzereien verzierten Stühle fallen und rieb sich über das Gesicht. Thomas wollte ihm Wein einschenken, doch der Graf winkte ab und bat nur um frisches Wasser. Er trank den Becher in einem Zug aus, dann richtete er den Blick auf Thomas, der begriff, dass er diesmal die

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