Der Traum des Highlanders
besten Jahren. Einen starken, fähigen, intelligenten Mann, der es auch schafft zu töten, wenn es nötig ist.«
»Und was ist mit Morgans Jungen? Oder Callums Sohn?«
Daar schüttelte den Kopf. »Ihre Stärke liegt eher im Geschäftlichen, weniger im Krieg. MacBain hat dich zum Schutzherren gemacht. Er hat dich bestens vorbereitet, denn ihm war bewusst, dass du berufen warst.« Er sah Robbie mit einem schiefen Grinsen an. »Ich glaube, dass auch deine kurze Karriere als Soldat des einundzwanzigsten Jahrhunderts durchaus hilfreich ist, auch wenn du keine modernen Waffen mit in die Highlands nehmen kannst.«
»Das ist kein Problem, denn ich kehre sowieso nicht dorthin zurück.«
»Dann schlage ich dir vor, das bisschen Zeit nach Kräften zu genießen, das dir noch mit deinem Papa und mit deinen Onkeln bleibt.« Daar wandte sich erneut zum Gehen und lief auf seinen Stock gestützt in Richtung Wald zurück.
2
R obbie glitt hinter das Lenkrad seines Trucks, lockerte seine Krawatte und blies den Atem, den er während des gesamten Treffens mit Richterin Bailey angehalten hatte, hörbar aus. Er ließ den Motor an und fuhr vom Parkplatz neben dem Gerichtsgebäude auf die Straße in Richtung von Pine Creek.
Die Besprechung war zum Großteil durchaus positiv verlaufen. Martha Bailey hatte zugestimmt, dass Gunter bei ihm blieb, solange er nur dahingehend Schwierigkeiten machte, dass er ab und zu zu spät zur Schule kam. Aber eine Schlägerei, ein Zwischenfall, bei dem der Sheriff gerufen werden müsste, und der Junge käme in den Knast und zwar, da er inzwischen achtzehn war, nicht mehr in den Jugend-, sondern in den Erwachsenenstrafvollzug.
Das war der positive Teil ihres Gesprächs.
Der negative Teil war der, dass ihm Bailey deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass auch Rick, Peter und Cody ihm entzogen würden, falls Gunter auch nur einen von den Jungs in seine krummen Touren einbezog und dass dann auch für sie, da sie wiederholt aus anderen Familien und Einrichtungen fortgelaufen waren, wahrscheinlich nur noch ein geschlossenes Heim in Frage kam.
Robbie setzte seine Sonnenbrille auf und stieß einen Seufzer aus. Auf Drängen seines Vaters hatte er vor fünf Jahren seine Karriere bei einem militärischen Sondereinsatzkommando aufgegeben und war mit dem Entschluss, auf lokaler Ebene etwas Positives zu bewirken, nach Pine Creek zurückgekehrt. Es hatte zwei Jahre gedauert, genügend Land zu kaufen, um darauf einen profitablen Holzhandel zu etablieren, und weitere zwei Jahre, um die Maine’schen Jugendgerichte davon zu überzeugen, dass er bei der Erziehung problematischer Teenager möglicherweise eine Hilfe sein konnte.
Anfangs war Richterin Bailey das größte Hindernis gewesen, seit ihr jedoch aufgegangen war, dass er die Gabe hatte, halbwegs anständige Menschen aus jugendlichen Straftätern zu machen, half sie ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Martha machte ihre Arbeit wirklich gut, weil sie die Kinder mochte, und sie war fest entschlossen, daran mitzuwirken, dass Robbie dort, wo das System versagte, ein Erfolg beschieden war.
Außerdem hatte sie einfach eine Schwäche für große, attraktive Männer, die es wagten, ihr die Stirn zu bieten, obwohl sie – wie sie wusste – manchmal wirklich Furcht einflößend war. Sie war glücklich verheiratet und beinahe alt genug, um seine Mutter zu sein, aber jedes Mal, wenn sie sich trafen, flirtete sie mit Robbie wie ein junges College-Girl.
Robbie war sich nicht zu schade, ebenfalls mit ihr zu flirten, da er dadurch seinen Zielen näher kam. Deshalb hatte er auch heute ein paar Köstlichkeiten aus dem Feinkostladen zu dem Treffen mitgebracht und mit ihr an dem riesengroßen Schreibtisch in dem winzigen Büro gespeist. Himmel, in der Hoffnung, Martha dazu zu verführen, einfach so zu tun, als wäre es normal, dass Gunter noch nicht ausgezogen war, hatte er ihr sogar eigenhändig die Brötchen dick mit Butter bestrichen und verführerisch belegt.
So weit, so gut. Gunter durfte bleiben und Robbie konnte weiterhin versuchen, ihm auf dem Weg in das Erwachsenenleben beizustehen.
Auch die beiden Brüder, Rick und Peter, gewöhnten sich allmählich an das Leben auf dem Hof, und Ricks Bemerkung heute Morgen, dass er bleiben wollte, hatte Robbie Mut gemacht. Früher oder später würde Peter seine Angst vor technischen Geräten sicher überwinden und, wenn er Nachhilfe bekäme, vielleicht sogar die Schule halbwegs schadlos überstehen.
Cody allerdings hatte den
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