Der Traum des Teufels

hoffe, du nimmst mir meinen kleinen Vorstoß nicht übel", bat die hübsche Vampirin mit sanfter Stimme zum Schluss.
    "Ganz und gar nicht. Ich betrachte es als Kompliment und muss gestehen, dass ich beinahe in Versuchung geführt wurde", lächelte Leander versöhnlich. Damit war der Frieden zwischen ihnen beiden erstmal wieder hergestellt.
    Miles betrat den Raum, als der Halbengel gerade auflegte. "Valentina ist gerade angekommen. Wäre schön, wenn du uns in den Vatikan bringen könntest, damit wir unsere Arbeit dort zu Ende bringen. Weston hat uns mit insgesamt vier Laptops mit extra starken Akkus ausgestattet."
    Leander nickte. "Sehr schön. Nehmt euch noch Vorräte mit. Ich werde euch in drei bis vier Wochen wieder abholen. Dann sollte alles erledigt sein. Seid ihr sicher, dass ihr das machen wollt? Immerhin besteht die Gefahr, dass unser Freund eher auftaucht, als ihr fertig werdet."
    "No risk, no fun. Hast du ihnen von der neuen Liste erzählt?", fragte der Schotte stattdessen. Valentina und er waren sich bewusst, dass sie sich beeilen mussten. Wenn Chyriel sie da unten antraf, würde er sie liebend gerne gleich als Opfer benutzen, um die ersten Urnenbewohner wiederzuerwecken.
    "Wen? Den Menschen? Natürlich nicht. Sie würden wieder nur auf dumme Gedanken kommen. Das bleibt unser Betriebsgeheimnis."
    Miles lächelte zufrieden. "Dann sollten wir uns bald einen hübschen Namen für unser Unternehmen ausdenken." Jason Dawn geleitete die hübsche Valentina Sacharowa ins Wohnzimmer. Als Künstlerin und Galeriebesitzerin konnte sie sich Urlaub nehmen und würde die Zeit nun freiwillig in den unterirdischen Katakomben des Vatikans verbringen. Anscheinend war ihr das nicht ganz unangenehm, denn sie lächelte Miles liebevoll an, was auch Leander und Jason nicht entging.   
    "Das ist zweitranging. Da wird uns schon was einfallen." Er winkte Miles beiseite und gab ihm flüsternd die Anweisung, die Nekropole zu zerstören, sobald sie mit ihrer Arbeit fertig wären. "Sicher ist sicher", sagte er. "Ihr zerstört die Urnen, ich erledige den Rest, wenn ich euch abhole. Die haben ein Höllenfeuer verdient."
    Miles hob erst verwundert die Brauen, dann nickte er. "Ganz wie du meinst, Chef. Bis dahin machen Valentina und ich uns dort unten eine schöne Zeit."
    Leander lächelte verständnisvoll und wartete, bis die beiden Hybriden ihre Taschen gepackt hatten. "Startklar?" Miles und Valentina nickten beide.
    "Macht´s gut, ihr beiden Turteltauben", grinste Jason und winkte ihnen zu. Dann war er plötzlich allein, und die ungewohnte Stille erschien ihm fremd, obwohl er wusste, dass Leander schnell wieder zurück sein würde. Er blicke aus dem Fenster. Das Wetter war wie immer recht unbeständig an der englisch-schottischen Grenze. Es nieselte leicht. Hatte er jetzt endlich seinen Platz gefunden? Der Halbengel würde ihn sein Studium beenden lassen und gleichzeitig würde er mit seinen seherischen Fähigkeiten die Freunde unterstützen. Endlich fühlte er sich dazugehörig. Alles hatte sich für ihn zum Positiven gewandelt. 
    Hätte er nur geahnt, wie nah der Suchende der Nekropole schon gekommen war.  Chyriel befand sich in Rom und forschte in den alten Archiven der Kirche nach dem vergessenen "Lichthüterorden", der einst die Vampirjäger aussandte. Dieser Orden musste es gewesen sein, der die Überreste aufsammelte und sie irgendwo verbarg. Er würde ihnen schon auf die Schliche kommen! 
    Das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse war vorläufig wiederhergestellt. Ein trügerischer Friede. Chyriel war im Besitz des Buches, das die Vampire wieder zum Leben erwecken konnte, Leander im Besitz der Einhornwaffe, um diese endgültig zu vernichten. Eine neue Bedrohung war aufgetaucht. Die Karten wurden neu gemischt. Nur war diese neue Karte im Tarot der Vampire unberechenbar - der Hohepriester.
    * * *
    Fortsetzung ab 2013.