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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Hinterkopf spürte sie Birgittes Sorge; ihre Behüterin hatte zweifellos ihre Verletzung gespürt und war bereits auf dem Weg.
    Beinahe hätte Elayne die Schmerzen in ihrer Schulter dem Vortrag vorgezogen, den sie sich von Birgitte würde anhören müssen. Als sie daran dachte, zuckte sie wieder zusammen, dann drehte sie sich um und sah nach ihren Gefangenen. Sie musste noch die anderen Zellen überprüfen.
    Natürlich würden ihre Kinder wohlauf sein. Die Schmerzen hatten sie überreagieren lassen; eigentlich hatte sie gar keine Angst verspürt. Trotzdem war es besser …
    »Hallo, meine Königin«, flüsterte ihr ein Mann ins Ohr, bevor ein zweiter Schmerz durch ihre Seite fuhr. Sie keuchte auf und stolperte vorwärts. Eine Hand riss ihr das Medaillon aus den Fingern.
    Elayne fuhr herum, und der Raum schien zu verschwimmen. Etwas Warmes floss ihr die Seite hinunter. Sie blutete! Sie war so verblüfft, dass ihr die Quelle entglitt.
    Doilin Mellar stand im Korridor, in der Rechten ein blutiges Messer, in der Linken das Medaillon. Ein breites Lächeln, fast schon ein anzügliches Grinsen, ließ ihn das schmale Gesicht verziehen. Obwohl er nur Lumpen trug, sah er so selbstsicher aus wie ein König auf dem Thron.
    Elayne zischte und griff nach der Quelle. Nichts geschah. Hinter ihr ertönte ein Kichern. Sie hatte vergessen, Chesmals Abschirmung zu verknüpfen! Sobald sie die Quelle losgelassen hatte, mussten sich die Gewebe aufgelöst haben. Elayne sah genau hin und entdeckte die Gewebe, die sie von der Quelle abschnitten.
    Chesmals hübsches Gesicht war gerötet; sie lächelte Elayne an. Beim Licht! Zu Elaynes Füßen bildete sich eine Blutlache. Es wurde immer mehr.
    Sie stolperte gegen die Korridorwand, Mellar auf der einen, Chesmal auf der anderen Seite.
    Sie konnte unmöglich sterben. Min hatte gesagt… Wir könnten es falsch interpretieren, stiegen Birgittes Worte in ihrer Erinnerung auf. Alles Mögliche könnte trotzdem schiefgehen.
    »Heilt sie«, sagte Mellar.
    »Was?«, fragte Chesmal. Hinter ihr klopfte Eldrith sich in der Zellentür den Staub ab. Sie war zu Boden gestürzt, als sich Elaynes Luftgewebe aufgelöst hatten, aber die Abschirmung hatte noch immer Bestand. Die hatte Elayne ja auch verknüpft.
    Denk nach, sagte sich Elayne, während ihr Blut zwischen den Fingern zu Boden tropfte. Es muss einen Ausweg geben. Das muss es! Beim Licht! Birgitte, beeil dich!
    »Ihr sollt sie Heilen«, wiederholte Mellar. »Die Messerwunde sollte nur dafür sorgen, dass sie Euch loslässt.«
    »Ihr seid ein Narr«, erwiderte Chesmal. »Wären die Gewebe verknüpft gewesen, hätte eine Verletzung uns nicht befreit!«
    »Dann wäre sie eben gestorben.« Mellar zuckte mit den Schultern. Er musterte Elayne; in seinen hübschen Augen funkelte die Lust. »Und das wäre eine Schande gewesen. Denn sie wurde mir versprochen, Aes Sedai. Ich werde sie bestimmt nicht in diesem Kerker sterben lassen. Sie stirbt erst dann, wenn ich Zeit hatte, sie … zu genießen.« Er sah die Schwarze Schwester an. »Davon abgesehen, glaubt Ihr, dass die, denen wir dienen, erfreut sein würden, wenn sie wüssten, dass Ihr die Königin von Andor sterben ließet, ohne vorher ihre Geheimnisse zu ergründen?«
    Chesmal sah unzufrieden aus, erkannte aber anscheinend die Weisheit in seinen Worten. Hinter ihnen schlüpfte der Sekretär aus der Zelle, schaute sich nach beiden Seiten um und eilte dann los, in Richtung Treppe. Chesmal trat zu Elayne. Glücklicherweise wurde ihr schwindlig. Sie lehnte den Rücken gegen die Wand, ohne die Schmerzen ihrer gebrochenen Schulter weiter wahrzunehmen, dann rutschte sie nach unten, bis sie auf dem Boden saß.
    »Dummes Mädchen«, sagte Chesmal. »Ich habe deine List natürlich durchschaut. Ich habe dich hereingelegt, denn ich wusste, dass Hilfe unterwegs war.«
    Die Worte klangen hohl; sie log nur wegen der anderen. Das Heilen. Elayne brauchte … das … Heilen. Ihr Verstand wurde immer benebelter, es wurde dunkel um sie. Sie legte die Hand an die Seite, verspürte schreckliche Angst um sich selbst, Angst um ihre Kinder.
    Ihre Hand rutschte ab. Sie fühlte etwas durch den Stoff ihrer Tasche. Die Kopie des Fuchskopf-Medaillons.
    Chesmal legte Elayne die Hände auf den Kopf und erschuf Heilgewebe. Elaynes Adern füllten sich mit Eiswasser, eine Welle der Macht überwältigte ihren Körper. Sie schnappte nach Luft, und die Schmerzen in ihrer Seite und ihrer Schulter verschwanden.
    »So, erledigt«, sagte Chesmal. »Und

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