Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
den Palast bis hin zu Wasserhähnen und Türklinken restlos ausgeplündert, aber die Russen hatten es geschafft, ihn so rechtzeitig zu renovieren, dass die Konferenz der >Großen Drei< - Stalin, Churchill und Roosevelt - stattfinden konnte. Ihnen würde es hoffentlich gelingen, die meisten ihrer Meinungsunterschiede zu beseitigen und sich auf eine Nachkriegsordnung zu einigen.
    Erst am dritten Abend fand Metcalfe Gelegenheit, allein einen Spaziergang im Schlosspark zu machen. Der bisherige Verlauf der Konferenz bedrückte ihn. Der Präsident war todkrank und hatte Mühe, sich auf die Verhandlungen zu konzentrieren. Seine öffentlichen Äußerungen waren planlos weitschweifig. Er hatte nicht mehr lange zu leben, was jedoch nur sehr wenige Leute wussten.
    Auch Harry Hopkins, sein wichtigster Berater, war schwer krank. Roosevelt verfolgte in Jalta nur zwei Ziele: Er wollte Stalin zum Eintritt in den Krieg gegen Japan bewegen und eine internationale Organisation schaffen, der er den Namen Vereinte Nationen gegeben hatte. Diesen beiden Zielen ordnete der Präsident alles andere unter, was dazu führte, dass er Stalins Forderungen viel zu bereitwillig nachgab. Roosevelt zeigte Churchill die kalte Schulter und weigerte sich, auf die Argumente des englischen Politikers einzugehen. Der Präsident beharrte darauf, Stalin als »Onkel Joe« zu bezeichnen, was seine Naivität in Bezug auf Stalins wahre Bösartigkeit und Verschlagenheit bewies.
    Auch Metcalfe versuchte, Einwände zu erheben, aber seine Stellung war allzu untergeordnet; er hatte hier eigentlich nur die Aufgabe, sich bei allen Plenarsitzungen Notizen zu machen. Niemand wollte auf ihn hören, sodass seine Frustration von Tag zu Tag wuchs.
    Als Spion habe ich wenigstens etwas bewirkt, dachte er. Hier bin ich bloß ein kleiner Schreiberling.
    Eine nur als Silhouette sichtbare Gestalt kam durch die Schatten auf ihn zugehinkt. Metcalf es alte Instinkte wurden wach: Er erstarrte und spürte dann, wie ein Adrenalinstoß seinen Körper durchflutete. Aber er entspannte sich, als er sah, dass dort ein Einbeiniger kam - oder vielmehr ein Mann mit einem Holzbein, der ihm nicht gefährlich werden konnte.
    »Metcalfe!«, rief der Einbeinige aus, als er näher kam.
    Metcalfe starrte überrascht das feuerrote Haar, den stolzen, fast arroganten Zug um die Lippen des Mannes an. »Leutnant
    Kundrow?«
    »Jetzt Oberst Kundrow.«
    »Großer Gott!« Metcalfe schüttelte Kundrow die Hand. »Sie sind auch hier? Was ist Ihnen zugestoßen?«
    »Mir ist Stalingrad zugestoßen - die Schlacht um Stalingrad.
    Ich habe noch Glück gehabt und nur ein Bein verloren. Viele meiner Kameraden haben ihr Leben verloren. Aber wir haben gesiegt. Der Überfall auf Russland war Hitlers größter Fehler.«
    »Der Grund, weshalb er den Krieg verloren hat«, bestätigte Metcalfe nickend.
    »Sie haben Recht behalten.« Kundrow schien ihm kaum merklich zuzublinzeln.
    »Tut mir Leid, aber ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Natürlich nicht. Über diese Dinge darf man nicht sprechen. Die geheime Geschichte dieses Krieges darf niemals erzählt werden.«
    Metcalfe ignorierte Kundrows Bemerkung. »Wie ich gehört habe, ist Rudolf von Schüssler nach der Schlacht um Stalingrad auf Befehl Hitlers wegen Landesverrats angeklagt und hingerichtet worden.«
    »Pech für ihn.«
    »Trotzdem ist mir die Tatsache, dass die Rote Armee so schlecht auf einen Krieg vorbereitet war, immer ein Rätsel geblieben. Stalin muss gewarnt worden sein, dass Hitler angreifen würde.«
    Kundrows Gesichtsausdruck wurde ernst. »Viele haben versucht, Stalin zu warnen. Churchill hat ihn gewarnt. Selbst ich habe den Kreml mehrmals gewarnt - in Meldungen an Stalin persönlich, obwohl ich bezweifle, dass er sie jemals zu Gesicht bekommen hat. Trotzdem hat Stalin alle Warnungen in den Wind geschlagen, als hätte er nicht glauben können, dass Hitler ihn verraten würde.«
    »Oder dass Hitler sich auf ein so wahnwitziges Abenteuer einlassen würde.«
    »Den wahren Grund werden wir nie erfahren, aber diese Sturheit hat unendlich viele Opfer gefordert.« Er machte eine Pause. »Wie ich höre, arbeiten Sie jetzt im Weißen Haus.« »Irgendwo muss man arbeiten.«
    »Haben Sie das Ohr des Präsidenten?«
    »Nur aus der Ferne. Ich bin ein junger Mann, und der Präsident hört nur auf seine erfahrensten Berater, was ganz in Ordnung ist.«
    »Aber bedauerlich. Sie verstehen Russland besser als seine alten Männer.«
    »Sie sind zu freundlich.«
    »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher