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Der überflüssige Mensch: Unruhe bewahren (German Edition)

Der überflüssige Mensch: Unruhe bewahren (German Edition)

Titel: Der überflüssige Mensch: Unruhe bewahren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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Investitionen fördern wir? Sind wir beteiligt an Finanzinstrumenten, die wir ablehnen?
    Wir müssen die noch existierenden Allmenden mit Zähnen und Klauen verteidigen, ob es sich um das Wasser oder das Internet handelt. Wir müssen uns wehren gegen das voranschreitende Kapern des Allgemeinbesitzes, zumal wenn dadurch unwiederbringliche Naturressourcen ausgebeutet und vernichtet werden oder wenn wir, anstatt in freien Räumen und Netzen Information austauschen zu können, in kommerzielle Zwangsjacken gesteckt werden.
    Es gibt keine Alternative zu organisiertem, gemeinsamem Handeln. Der Niedergang der Gewerkschaften ist einer der Gründe, wieso es den Akteuren der marktkonformen Demokratie so leichtgefallen ist, die rechtlichen und materiellen Bedingungen zum Nachteil von Arbeitern und Angestellten zu verändern. Im Jahre 1955 waren in den USA noch 34 Prozent der Lohnempfänger gewerkschaftlich organisiert, heute sind es nur noch sieben Prozent. Die Tendenz geht bei uns in die gleiche Richtung, in Deutschland sind es laut Angaben des DGB 16 %, Rentner und Arbeitslose mitgerechnet. Eines der größten gegenwärtigen Probleme ist die Atomisierung der Gesellschaft. Der Isolierte ist ein bereitwilliges Opfer der Verhältnisse.
    Selten halten wir inne, nehmen Auszeit von einem rasanten Alltag aus Pflicht und Unterhaltung, sitzen am Ufer oder schwingen auf der Schaukel, der Kontemplation zugetan oder einfach nur dem Nichtstun. Mit unserem Zeitvermögen gehen wir verschwenderischer um als mit unserem Geld. »Das wäre schön, aber leider habe ich dafür keine Zeit«, dient uns als (faule) Entschuldigung. Gewiss, wer sich an zwei Jobs klammern muss, um seine Kinder zu ernähren, wird wenige Minuten zur freien Verfügung haben, aber die meisten von uns ziehen es vor, die vorhandene Zeit anders zu investieren, wie die Einschaltquoten allwöchentlich dokumentieren. Es würde sich lohnen, denn aus kontemplativer Sicht wirkt das Selbstverständliche des Alltags oft lächerlich oder erniedrigend.
    Ohne Empathie ist die Realität des überflüssigen Menschen nicht zu bekämpfen. »Die Not des anderen erträgt man mit Geduld«, hat der brasilianische Schriftsteller Joaquim Maria Machado de Assis vor Zeiten geschrieben. Die Not der Überflüssigen, müsste man seine Sentenz der Gegenwart anpassen, ertragen wir mit souveräner Gleichgültigkeit. »You’re having a tough time?«, faucht einer der Überlebenden in »The Walking Dead« einen anderen an, der sich zu sehr beklagt hat. »The whole world is having a tough time.« Darin liegt die Perversion unserer Situation: Wir verbrauchen so viel wie keine Gesellschaft vor uns und empfinden doch überwiegend Krise. Unter dem Zwang, unentwegt zu funktionieren und zu konsumieren, fällt es uns zunehmend schwer, Empathie zu spüren, Glück zu empfinden.

Bibliografische Hinweise
La Meduse
    Jonathan Miles, Medusa. The Shipwreck, the Scandal, the Masterpiece. London, Jonathan Cape 2007
Zu viel, zu viele
    Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. Aus dem Französischen von Hainer Kober. München, C. Bertelsmann 2012
    Jon Wiener, Hell Is Other People in: Mike Davis und Daniel Bertrand Monk (hg.), Evil Paradises: Dreamworlds of Neoliberalism. New York, The New Press 2007
Von Milliardären, Elchjägern und anderen Malthusianern
    Ted Turner beim World Affairs Council: http://www.youtube.com/watch?v=yhUrvsnvKt0
    Rede von Bill Gates: http://www.youtube.com/watch?v=KhKPnw9s9OU&nR=1&feature=endscreen
Mensch und Müll
    Kathrin Hartmann, Wir müssen leider draußen bleiben. Die neue Armut in der Konsumgesellschaft. München, Karl Blessing Verlag 2012
    Zygmunt Baumann, Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne. Hamburg, Hamburger Edition 2005
Prekär, der Prekäre, das Prekariat
    Guy Standing, The Precariat. The New Dangerous Class. London, Bloomsbury 2011
    Hans-Ulrich Wehler, Die neue Umverteilung. Soziale Umverteilung in Deutschland. München, C.H. Beck 2013
    weitere Daten zu Wohlstand und Armut: http://www.alternet.org
    http://www.institutionalinvestorsalpha.com/Article/3190499/The-Rich-List.html
Ein Sprungbrett nach unten
    Hartz IV ist offener Strafvollzug...:
    http://www.news.de/wirtschaft/855080286/hartz-iv-ist-offener-strafvollzug/1/
Die Ein-Euro-Reservisten
    ... dass sich Richter gelegentlich ein Zubrot verdienen mit großzügigen Verurteilungen :
    http://en.wikipedia.org/wiki/Kids_for_cash_scandal
Die Oligarchen sind unter uns
    Jeffrey A. Winters,

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