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Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Titel: Der Ultimative Ratgeber Für Alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Nuhr
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niveaulos ist! Das ist nicht meine Schuld. Beschweren Sie sich bitte beim Internet!
    Mit anderen Worten: Alles ist einer Ordnung unterworfen, um den Ahnen das Gefühl zu geben, dass auch nach ihrem Tod ordentlich aufgeräumt wird, keine Selbstverständlichkeit, wenn man weiß, wie unsere pubertierende Brut ihre Zimmer hinterlässt.
    Was ist daran weniger plausibel als an einer Geschichte, in der ein Gott die Welt in sieben Tagen erschafft, dann mit seiner Schöpfung unzufrieden ist, alles wieder in einer Sintflut ersäuft, mit dem Neuanfang dann wieder nicht glücklich wird und in der Folge seinen Sohn auf die Erde schickt, der sich ermorden lassen soll, damit alle von ihren Sünden erlöst werden. Diese Geschichte ist so weder logisch noch sonst in irgendeiner Form verständlich.
    - Genauso gut könnte man glauben, ein Gott namens iuzgtß053w6znw454&%$§ hätte die Welt aus Kaugummi geformt.
    - Genauso gut könnte man glauben, wir sind die Spieler, aber Gott ist Trainer, Manager und Vereinsvorsitzender in einem (was unserem verständnis einer Dreifaltigkeit bereits ziemlich weit entgegenkommt).
    - Genauso gut könnte man glauben, das Universum sei bei einem verunglückten Bowlingwurf irgendeines Nebengottes entstanden, der in der Folge wegen Randalierens aus der Clique ausgeschlossen wurde und sich deshalb auch nicht mehr um die Folgen seines Wurfes kümmern kann.
    Bei den Dogon dreht sich halt alles um Geister. Auch gut! Da für die Dogon überall Gespenster der Ahnen sind, muss man auch überall auf ihr Wirken eingestellt sein. Wenn man beispielsweise eine Brücke über einen reißenden Fluss auf einen Brückenpfeiler aus Sand baut, dann fällt die Brücke nicht aufgrund des vom Wasser weggeschwemmten Sandes zusammen, sondern weil unzufriedene Geister das Fundament der Brücke zerstört haben, so glaubt der Malinese. In Mali baut man gerne Brückenpfeiler in reißenden Flussbetten auf Sand, weil die Geister sowieso machen, was sie wollen.
    Und die Entwicklungshilfegelder, die für den Bau der Brücke flossen, landen ohnehin auf dem Privatkonto des Staatschefs und seiner Familie, weil es die Geister so wollen, denn auch das Geld fließt wie von den Ahnen gesteuert. Die Geister sind stur, und die Physik ist quasi nur der Handlanger der verblichenen.
    Sollte bei Ihnen zu Hause also beispielsweise der Balkon abbrechen, ist nicht die Schwerkraft, sondern Oma Hedwig schuld. Sie will Ihnen auf diese Art und Weise mitteilen, dass sie nicht vergessen hat, wie Sie damals ihren gedeckten Apfelkuchen kritisiert haben (Sie erinnern sich sicher auch noch an Ihr unverschämtes Benehmen auf der Hochzeit von Tante Irmgard!).
    In Afrika glaubt man: Geister befinden sich überall, vor allem aber in Gegenständen, beispielsweise Strohhütten, Keramik, Masken, Waffen, Fernsehern, Mixern und MP3-Spielern. Ein gut gemeinter Ratschlag deshalb von meiner Seite: BEHANDELN SIE DIE DINGE PFLEGLICH! SELBST PFANDFLASCHEN ODER SCHUHEINLAGEN KÖNNTEN ENTFERNTE VERWANDTE SEIN.
    Geister haben nicht umsonst ein schlechtes Image. Sie stören, klopfen nachts im Gebälk oder machen komische Flecken auf das Bettzeug! Auf meiner zugegebenermaßen subjektiven Rangliste der nervigsten Wesen des Dies-und Jenseits stehen sie auf Platz 4. Vor ihnen rangieren nur noch:
    - Gremlins
    - Klingonen
    - Schreiner
    Auf Platz 5 kommen die Hobbits, deren haarige Füße eine ästhetische Beleidigung des menschlichen Sehsinns darstellen. Hobbits besuchen, als deutsche Touristen verkleidet, in Sandalen die Akropolis, oder sie stellen ihre pelzigen Pratzen in der Hotelsauna auf das blanke Holz. WENN SIE EINEN HOBBIT SEHEN, HOLEN SIE EINEN EXORZISTEN!
    Alles kann eine »menschliche Seele« beinhalten und steht mit allen anderen Elementen des Universums in Beziehung. Zwischen den Dingen existiert ein dichtes Netz von symbolischen Verbindungen. Das heißt nicht, dass ein Socken eine Kühltruhe heiraten darf. Aber man weiß nie, wo die Liebe hinfällt.
    Die Schöpfung an sich ist verwirrend und bedarf so steter Ordnungswiederherstellung. Irgendwo ist immer ein Störenfried, der den Kosmos in Unordnung versetzen möchte, denn auch die unangenehmen Ahnen hinterlassen Geister, deren schlechter Charakter nervt und sich überall offenbart, sei es in schlechtem Fernsehprogramm, Durchfall oder verdorbenem Essen, denn auch faules Fleisch ist nur von schlechten Geistern und nicht von Verwesungsbakterien und toxischen Chemikalien infiziert.
    Wenn alles schiefgeht, muss geopfert werden.

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