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Der Unbesiegbare

Der Unbesiegbare

Titel: Der Unbesiegbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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alle Maschinen sind da. Aber warum stehen sie in der Sonne?«
    »Und die Leute? Sehen Sie die Leute?« erkundigte sich Rohan, der mit zusammengekniffenen Augen vor dem Mikrofon saß.
    »Ja. Etwas bewegt sich dort … zwei Männer. Da, noch einer … und einer liegt im Schatten … Ich sehe sie, Rohan!«
    Seine Stimme entfernte sich. Rohan hörte ihn etwas zu seinem Fahrer sagen. Dann ertönte ein dumpfes Echo vom Abschuß einer Rauchrakete. Gaarbs Stimme war wieder da.
    »Das war zur Begrüßung. Der Rauch wurde ein bißchen in ihre Richtung geweht. Gleich wird er sich verteilen. Jarg, was ist dort? Was ist los? He, ihr da!«
    Sein Schrei füllte auf einmal die ganze Kabine und brach ab. Rohan vernahm Motorengeräusch, das immer schwächer wurde und bald darauf verstummte, dann waren Laufschritte zu hören, undeutliche, durch die Entfernung gedämpfte Rufe, ein Aufschrei, ein zweiter, schließlich trat Stille ein.
    »Hallo, Gaarb! Gaarb!« wiederholte er mit starren Lippen. Die Schritte im Sand näherten sich, der Lautsprecher knarrte.
    »Rohan!« Gaarbs Stimme klang fremd, er keuchte. »Rohan! Dasselbe wie bei Kertelen! Sie sind nicht bei Sinnen, sie erkennen uns nicht, sie sprechen nicht … Rohan, hören Sie mich?«
    »Ich höre. Sind alle so?«
    »Es sieht so aus. Ich weiß es noch nicht. Jarg und Terner gehen von einem zum andern …«
    »Was denn, und das Feld?«
    »Das Feld ist ausgeschaltet. Es ist nicht da. Ich weiß nicht. Offenbar haben sie es ausgeschaltet.«
    »Kampfspuren?«
    »Nein, nichts. Die Fahrzeuge stehen da, alle heil, unbeschädigt. Und die Männer liegen oder sitzen herum, man kann sie rütteln, soviel man … Was? Was ist dort los?«
    An Rohans Ohr schlug ein verzerrter Laut, der von gedehntem Winseln unterbrochen wurde. Er biß die Zähne zusammen, aber er vermochte ein Gefühl der Übelkeit, das ihm in die Eingeweide schnitt, nicht zu überwinden.
    »Allmächtiger Himmel, das ist Gralew!« schrie Gaarb entsetzt auf. »Gralew! Mensch! Erkennen Sie mich nicht?« Sein Atem füllte, verstärkt, die ganze Kabine.
    »Er auch …«, stieß er keuchend hervor. Dann schwieg er einen Augenblick, als wollte er Kräfte sammeln.
    »Rohan, ich weiß nicht, ob wir allein damit fertig werden … Die müssen alle hier weg. Schicken Sie uns mehr Leute her.«
    »Sofort.«
    Eine Stunde später hielt der grauenvolle Zug unter dem Metallrumpf des Superkopters. Von den zweiundzwanzig Leuten, die mit der Expedition aufgebrochen waren, hatten sie nur achtzehn gefunden. Das Schicksal der übrigen vier war unbekannt. Die meisten hatten sich gutwillig, ohne Widerstand zu leisten, wegführen lassen. Aber bei fünf hatte man Gewalt anwenden müssen, weil sie nicht von der Stelle weichen wollten. Fünf Tragen kamen in ein improvisiertes Lazarett auf dem Unterdeck des Superkopters, und die dreizehn Männer, die mit ihren maskenhaft starren Gesichtern einen furchtbaren Anblick boten, wurden ineinen gesonderten Raum gebracht, wo sie sich widerspruchslos in die Kojen betten ließen. Man mußte ihnen Kleider und Schuhe ausziehen, denn sie waren hilflos wie Neugeborene. Rohan stand als stummer Augenzeuge im Gang zwischen den Bettreihen und stellte fest, daß die meisten ihre passive Ruhe beibehielten, jene aber, die mit Gewalt hergeführt werden mußten, mit unheimlicher Stimme jammerten und greinten.
    Er ließ alle unter der Obhut des Arztes und schickte den gesamten verfügbaren Maschinenpark auf die Suche nach den Verschollenen. Er hatte jetzt viele Wagen, weil er die verlassenen Maschinen in Gang gebracht und mit eigenen Leuten besetzt hatte. Eben hatte er die letzte Gruppe abgefertigt, da rief ihn der Informator in die Kabine: Sie hatten Verbindung mit dem »Unbesiegbaren«.
    Er wunderte sich nicht einmal, daß es geglückt war. Er war überhaupt nicht mehr in der Lage, sich über etwas zu wundern. Mit knappen Worten berichtete er Horpach.
    »Wer fehlt?« wollte der Astrogator wissen.
    »Regnar selbst, Bennigsen, Korotko und Mead. Was ist mit den Flugzeugen?« fragte Rohan seinerseits.
    »Ich habe keine Nachricht.«
    »Und die Wolke?«
    »Ich habe heute morgen eine Dreierpatrouille ausgesandt. Vor einer Stunde ist sie zurückgekommen. Dort ist keine Spur von der Wolke zu sehen.«
    »Nichts? Gar nichts?«
    »Nichts.«
    »Auch nicht die Flugzeuge?«
    »Nichts.«

Laudas Hypothese
    Dr. Lauda klopfte an die Kabinentür des Astrogators. Als er eintrat, sah er ihn etwas in eine fotogrammetrische Karte einzeichnen.
    »Was

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