Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unbesiegbare

Der Unbesiegbare

Titel: Der Unbesiegbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
überhaupt lebendes Gewebe, das sich nach einer Verletzung selbständig erneuert. Selbst wenn ein Makroautomat imstande wäre, einen anderen zu reparieren, brauchte er dazu Werkzeuge, einen ganzen Maschinenpark.Folglich genügte es, sie von ihren Werkzeugen zu trennen, um sie außer Gefecht zu setzen. So sind sie fast wehrlos den fliegenden Geschöpfen zum Opfer gefallen, denen es weit weniger ausmachte, beschädigt zu werden.«
    »Sehr interessant«, sagte Saurahan plötzlich. »Daraus folgt, daß man Automaten, damit sie wirklich universell sind, ganz anders bauen muß, als wir es tun: Man muß von kleinen Elementarbausteinen ausgehen, von Pseudozellen, die einander ersetzen können.«
    »Das ist gar nicht so neu«, entgegnete Sax lächelnd, »denn lebende Formen entwickeln sich eben auf diese Weise, und nicht von ungefähr. Deswegen besteht auch die ›Wolke‹ gewiß nicht rein zufällig aus solchen austauschbaren Elementen. Es ist eine Frage des Materials. Ein beschädigter Makroautomat benötigt Teile, die nur eine hochentwickelte Industrie zu erzeugen vermag. Ein System hingegen, das sich aus ein paar Kristallen, Thermistoren oder anderen einfachen Elementen zusammensetzt, kann ohne weitere Folgen zerstört werden, weil es sofort durch eins von den Milliarden ähnlicher Systeme ersetzt wird.«
    Horpach sah, daß von ihnen nicht viel zu erwarten war, und verließ die Versammelten; sie bemerkten es kaum, so sehr waren sie in die Diskussion vertieft. Er ging in die Steuerzentrale, um Rohans Truppe von der Hypothese der »toten Evolution« zu unterrichten. Es war bereits dunkel, als der »Unbesiegbare« Verbindung mit dem Superkopter im Krater bekam. Am Mikrofon meldete sich Gaarb.
    »Ich habe hier nur sieben Leute«, sagte er, »unter ihnen zwei Ärzte bei den Verunglückten. Die anderen schlafen, außer dem Funker, der neben mir sitzt. Ja, wir haben vollständigen Feldschutz. Aber Rohan ist noch nicht zurück.«
    »Noch nicht zurück? Und wann ist er aufgebrochen?«
    »Gegen 18 Uhr. Er hat sechs Maschinen mitgenommen und die ganze übrige Mannschaft. Wir haben vereinbart,daß er nach Sonnenuntergang zurückkommt. Die Sonne ist vor zehn Minuten untergegangen.«
    »Haben Sie Funkverbindung mit ihm?«
    »Die ist seit einer Stunde unterbrochen.«
    »Gaarb! Warum haben Sie mich nicht sofort verständigt?«
    »Weil Rohan angekündigt hat, daß die Verbindung eine Zeitlang abreißen würde. Sie wollten in eine der tiefen Schluchten vordringen, wissen Sie. Die Hänge sind dort mit diesem Sauzeug aus Metall bewachsen. Das reflektiert so stark, daß nicht die Spur von einem Signal zu kriegen ist.«
    »Bitte, verständigen Sie mich unverzüglich, wenn Rohan wieder da ist. Er wird sich dafür zu verantworten haben. So können wir im Handumdrehen alle unsere Leute verlieren.«
    Der Astrogator hatte noch nicht ausgeredet, als Gaarbs Aufschrei ihn unterbrach: »Sie sind da, Astrogator! Ich sehe Lichter, sie kommen den Hang herauf, das ist Rohan. Eins, zwei, nein, nur eine Maschine … Gleich werden wir mehr wissen.«
    »Ich warte.«
    Als Gaarb das Scheinwerferlicht erblickte, das flach über den Boden wischte, bald Lichtgarben über das Lager schleuderte, bald hinter Bodenwellen verschwand, ergriff er eine Leuchtpistole und schoß zweimal. Der Erfolg war großartig – alle wurden aus dem Schlaf gerissen und sprangen auf die Beine. Unterdessen beschrieb die Maschine einen Bogen, der wachhabende Funker der Zentrale öffnete einen Durchlaß in der Wand des Kraftfeldes, und über den mit blauen Blinkfeuern abgesteckten Geländestreifen rollte ein staubbedecktes Raupenfahrzeug herein und bremste vor der Düne, auf der der Superkopter stand. Zu seinem Entsetzen erkannte Gaarb in der kleinen Maschine die Drei-Mann-Aufklärungsamphibie, den Funkwagen der Gruppe. ImLicht der eilig ausgerichteten Scheinwerfer lief er mit den anderen dem Ankömmling entgegen. Noch ehe der Wagen richtig hielt, sprang ein Mann in zerfetztem Skaphander heraus. Sein Gesicht war von Dreck und Blut so verkrustet, daß Gaarb ihn erst erkannte, als er zu sprechen anfing.
    »Gaarb«, stöhnte der Mann und faßte den Wissenschaftler an den Schultern, und die Beine sackten unter ihm zusammen. Die anderen Männer sprangen herbei, stützten ihn und fragten aufgeregt: »Was ist geschehen? Wo sind die anderen?«
    »Sie … sind … nicht mehr … Keiner …«, hauchte Rohan und sank ihnen ohnmächtig in die Arme.
    Gegen Mitternacht gelang es den Ärzten, ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher