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Der Unbesiegbare

Der Unbesiegbare

Titel: Der Unbesiegbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Ursprungs. Es ist nicht viel, aber es besteht kein Zweifel …«
    »Sind Isotope vorhanden? Wie alt sind sie? Wie alt ist das Methan?«
    »Zwei bis fünfzehn Millionen Jahre.«
    »Oh, wie genau!«
    »Wir hatten nur dreißig Minuten Zeit. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Quastler! Wo kommt dieses Methan her?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Horpach blickte seine Spezialisten der Reihe nach an. Er sah aus, als würde er jeden Moment hochgehen; aber mit einemmal lächelte er.
    »Meine Herren, Sie sind doch erfahrene Männer. Wir fliegen nicht erst seit gestern zusammen. Ich bitte Sie um Ihre Meinung. Was sollen wir jetzt tun? Womit beginnen?«
    Da sich keiner anschickte zu antworten, sagte der Biologe Joppe, einer der wenigen, die Horpachs Jähzorn nicht fürchteten, den Blick ruhig auf den Kommandanten gerichtet: »Das ist kein gewöhnlicher Planet der Klasse Subdelta 92. Der ›Kondor‹ wäre sonst nicht verschollen. Da er weder schlechtere noch bessere Fachleute an Bord hatte als wir, können wir als einziges mit Sicherheit annehmen, daß ihre Kenntnisse nicht ausreichten, die Katastrophe zu verhindern. Daraus folgt: Wir müssen die Prozedur dritten Grades beibehalten und das Festland und die Ozeane untersuchen. Ich denke, wir sollten mit den geologischen Bohrungen beginnen und uns gleichzeitig mit dem hiesigen Wasser befassen. Alles andere wären Spekulationen, undeinen solchen Luxus können wir uns in unserer Lage nicht leisten.«
    »Schön.« Horpach preßte die Kiefer aufeinander. »Die Bohrungen im Bereich des Kraftfeldes sind kein Problem. Das übernimmt Dr. Norwik.« Der Chefgeologe nickte. »Was den Ozean betrifft … Wie weit ist es von hier bis ans Ufer, Rohan?«
    »Ungefähr zweihundert Kilometer«, antwortete der Navigator, durchaus nicht erstaunt, daß der Kommandant von seiner Anwesenheit wußte, obwohl er ihn nicht sehen konnte, denn Rohan stand einige Schritte hinter ihm an der Tür.
    »Ein bißchen weit. Aber wir lassen den ›Unbesiegbaren‹ jetzt in Ruhe. Sie nehmen sich so viele Leute mit, wie Sie für richtig halten, Rohan. Fitzpatrik oder noch einen Ozeanologen und sechs Energoboter aus der Reserve. Damit fahren Sie ans Ufer. Arbeiten werden Sie nur unter dem Schutzfeld. Keinerlei Vergnügungsfahrten auf dem Meer, keine Tauchversuche. Bitte gehen Sie auch mit den Automaten nicht zu großzügig um, wir haben nicht allzu viele. Klar? Dann können Sie anfangen. Ach, noch etwas: Eignet sich die hiesige Atmosphäre als Atemluft?«
    Die Ärzte flüsterten miteinander.
    »Im Prinzip ja«, sagte Stormont schließlich in wenig überzeugendem Ton.
    »Was heißt ›im Prinzip‹? Kann man atmen oder nicht?«
    »Ein so hoher Methananteil bleibt nicht ohne Wirkung. Im Laufe der Zeit tritt eine Sättigung des Blutes ein, und das kann gewisse leichte Störungserscheinungen im Gehirn nach sich ziehen, Betäubungen, aber erst nach einer Stunde, vielleicht auch nach mehreren Stunden.«
    »Genügt da nicht ein Methanabsorber?«
    »Nein, Astrogator. Das heißt, es lohnt nicht. Absorberherzustellen, weil man sie zu oft wechseln müßte. Außerdem wäre der Sauerstoffgehalt trotzdem ziemlich gering. Ich jedenfalls bin für Sauerstoffapparate.«
    »Hm. Die anderen Herren auch?«
    Witte und Eldjarn nickten.
    Horpach erhob sich. »Schön. Fangen wir also an. Rohan! Was ist mit den Sonden?«
    »Gleich stoßen wir sie aus. Darf ich die Bahnen kontrollieren, ehe ich aufbreche?«
    »Sie dürfen.«
    Rohan wandte sich ab und ließ den Lärm des Laboratoriums hinter sich. Als er die Steuerzentrale erreichte, ging gerade die Sonne unter. Ihre dunkle, von fast violettem Purpurrot gesäumte Scheibe ließ unnatürlich deutlich die gezackten Konturen des Kraters am Horizont hervortreten. Der in diesem Teil der Galaxis dichtbestirnte Himmel schien ins Riesenhafte zu wachsen. Immer tiefer senkten sich die großen Sternbilder auf den Planeten herab und verschmolzen mit der in Dunkelheit getauchten Wüste. Rohan setzte sich mit der Satellitenabschußrampe am Bug in Verbindung. Eben war der Start des ersten Fotosatellitenpaars angesagt worden. Die nächsten sollten eine Stunde später abgeschossen werden. Bis zum anderen Abend würden die Tag- und Nachtaufnahmen von beiden Halbkugeln des Planeten ein genaues Bild des gesamten Äquatorgürtels vermitteln.
    »Minute einunddreißig. Azimut sieben. Einstellung …«, wiederholte eine angenehme Stimme im Lautsprecher. Rohan dämpfte sie mit dem Regler und schwenkte den Sessel zur Kontrolltafel

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