Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
die Socke aus.«
Berzerk blickte verblüfft, tat dann aber wie geheißen und schämte sich dafür, dass sein großer Plastikzeh aus einem Loch im Strumpf hervorlugte.
Zottel zog die Kappe vom Filzstift. Berzerk konnte den Schriftzug WASSERFEST auf dem Maler lesen.
»Hallo Chef! Was kann ich für dich tun?« Die Stimme erklang aus dem Plastikgehäuse des Filzschreibers. Sie klang kräftig und jugendlich.
»Wir müssen einen Neuen kennzeichnen«, antwortete der Bär und zeigte auf Berzerk.
»Nein!«, schrie der Stift mit hoher Stimme. »Bitte kein Barbar! Zitronengelb und Royalblau haben verheerende Dinge über Barbarenfüße erzählt! Ich bitte dich Zottel, zeige Erbarmen.«
Der Bär mit dem Fischerhut schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber irgendwann bist du eben dran.«
»Oh nein, das kannst du nicht zulassen! Barbarenfüße sind das Schlimmste, was uns passieren kann. Karmesinrot hat vor lauter Übelkeit noch heute einen Grünstich! Ich male deine Nische an Zottel, das verspreche ich dir! Male sie in feinsten Strichen in wunderschönem Ocker, wenn du mich verschonst.«
Berzerk platzte der Kragen. Er war zwar nicht scharf darauf, angemalt zu werden, doch hatte er auch keine Lust, sich beleidigen zu lassen. Und außerdem waren die Worte wunderschön und ocker in einem Satz nun wirklich nicht stimmig.
»Pass mal auf, Ockergelb. Wenn du nicht ruhig bist, nehme ich dich und breche dich in der Mitte durch wie einen Zahnstocher. Haben wir uns verstanden?«
Der Stift wimmerte. »Ja ... ja, in Ordnung.«
In Zottels Knopfaugen blitzte kurz so etwas wie Respekt auf, bevor er Berzerk aufforderte, seinen nackten Fuß anzuheben.
Der Barbar tat wie geheißen, und der königliche Zeichner kam mit dem Stift immer näher an seinen Fuß. Für einen Moment schienen alle den Atem anzuhalten. Dann spürte Berzerk ein kurzes Kitzeln an der Fußsohle, gefolgt von Würgegeräuschen, die Ockergelb ausstieß.
»So, dass war‘s schon«, sagte Zottel. »Vielen Dank für deine Kooperation.« Er ließ das immer noch würgende Ockergelb verstummen, indem er dem Farbstift die Kappe aufsteckte, und ließ es zu den anderen Stiften in den Karton fallen.
»Das ging ja schnell.« Berzerk wollte sich gerade an Rechenmaus wenden, denn in seinem Kopf steckte noch eine Wagenladung voller Fragen fest. Doch das Skateboard rollte mit seinem Maschinenpassagier bereits weiter.
»Wir reden später, Berzerk«, rief Rechenmaus ihm zu. »Schau dich hier um. Und geh vor allem in den Park!«
Auch Zottel war wieder aufgebrochen und hatte seine aufständischen Stifte mitgenommen. Ein Schaufelbagger fuhr an ihm vorbei und hupte. Eine Horde blauer Plastikmännchen kam schnatternd auf ihn zu. Über seinem Kopf flogen immer noch Flugzeuge und Zeppeline, Heißluftballons und Segelflieger. Vor einer Sonne, die mit einem gütigen Lächeln auf die Szenerie hinunterblickte, konnte er Fallschirmspringer und Drachenflieger erkennen. Am Horizont erkannte er ein grünes, stählernes Gerippe, das in sich verdreht war, und an dem in halsbrecherischer Geschwindigkeit eine metallene Raupe entlangfuhr, die wiederum Bewohner dieses Landes zu transportieren schien. Die Raupe stellte sich auf den Kopf, fuhr steile Hänge hinab und schoss durch enge Korkenzieherkurven.
Eine Tonpuppe auf Skiern lief an ihm vorbei. Sieben Zwerge kamen des Weges, sangen ein Lied über eine Schönheit namens Schneewittchen. Ein Cockerspaniel mit Schlappohren schlurfte auf ihn zu. Er trug eine Ärzteuniform und ein Stethoskop um den Hals.
Alles war in Bewegung, nichts stand still.
Berzerk Momentum, Barbar und Abenteurer, schloss die Augen und sah Sören vor sich.
Er fühlte sich einsam.
Kapitel 2 - Der Park
So, so, dachte Berzerk. Dann bin ich eine Actionfigur.
Er wusste nicht genau, was eine Actionfigur sein sollte, aber er vermutete, dass es sich dabei um Spielzeug handelte, ähnlich den Soldaten oder Rittern, die kentosianische Väter als Holzschnitzereien für ihre Kinder herstellten.
Berzerk wusste auch nicht, wie lange er, unfähig sich zu bewegen, das Treiben um sich herum beobachtet hatte, bis er sich entschied, dem Rat der Rechenmaschine zu folgen und den Park aufzusuchen. Wo auch immer dieser sich befinden sollte. Vielleicht fand er ja dort jemanden, der ihm mehr Informationen über das Reich der unerfüllten Wünsche geben konnte.
Leider hatte ihm die Buchhalterin des Königs nicht verraten, in welche Richtung er gehen musste, und so setzte er sich einfach auf dem Weg
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