Der unheimliche Kommissar Morry
vernehmungsfähig sein."
„Gut. Rufen Sie das ,Carlton' an und fragen Sie, ob Britta Britton inzwischen zurückgekommen ist."
Der Beamte legte die Hand an den Mützenschirm und verschwand. „Ich glaube nicht, daß Britta in den Fall verwickelt ist", meinte May. „Warum hätte sie erst die Schwester und dann Sir Macolm aufs Korn nehmen sollen? Ich entdecke da kein plausibles Motiv."
„Warten wir Miß Constances Genesung ab", meinte der Kommissar. „In spätestens achtundvierzig Stunden wissen wir, wer auf sie geschossen hat."
Während der letzten Worte war Doktor Hamilton eingetreten. Er sagte: „Das kann ich Ihnen schon jetzt mitteilen. Es war Sir Macolm!"
„Sir Macolm?"
„Ja. Ich komme gerade vom Krankenhaus. Ich wollte die Operation abwarten, aber dann hielt ich es für richtiger, Ihnen die Neuigkeit sofort persönlich zu übermitteln. Die Verletzte erlangte vor dem Eingriff für ein paar Sekunden das Bewußtsein. Ich, stand neben ihr und hörte, wie sie den Namen des Täters preisgab. Dann wurde sie wieder ohnmächtig."
Die Männer starrten auf den Toten. „Nehmen wir an, er war es wirklich", sagte Hilfsinspektor May. „Wer hat ihn dann getötet?"
„Dahinter werden wir bald kommen", versprach der Kommissar.
Es klopfte, und die Tür öffnete sich. Der uniformierte Beamte trat ein.
„Miß Britton ist soeben in das Hotel zurückgekehrt, Sir", meldete er.
Morry wandte sich an May. „Machen Sie hier bitte weiter. Ich fahre ins ,Carlton'."
„All right, Kommissar."
„Wenn Sie etwas Wichtiges entdecken, rufen Sie mich dort an.”
„Okay."
Wenig später saß der Kommissar Britta Britton in ihrem Hotelzimmer gegenüber.
„Wie ich höre, sind Sie vor etwa zwanzig Minuten zurückgekehrt", sagte er, nachdem er dem Mädchen sein Beileid über den auf die Schwester verübten Anschlag ausgesprochen hatte.
„Ja, das stimmt."
Britta rauchte mit nervöser Hast eine Zigarette. Sie sah blaß und zerquält aus. Ihre rot umränderten Augen ließen erkennen, daß sie geweint hatte.
„Wenn ich doch nur auf Constance gehört hätte!" fuhr sie fort. „Es war zu spüren, daß sie etwas quälte. Während unseres ganzen Londoner Aufenthaltes war sie bedrückt. Sie fürchtete sich vor etwas. Ich hätte das respektieren und sie nach Hause schicken sollen. Oh, es ist schrecklich, einfach schrecklich!"
„Darf ich erfahren, wo Sie sich heute aufgehalten haben?"
„Ich war in Surrey; dort wohnt eine entfernte Verwandte meines Vaters. Ursprünglich wollte ich Constance mitnehmen, aber sie hatte eine Verabredung mit Mr. Cabott, und so fuhr ich schließlich allein."
„Sie haben also für die fragliche Zeit ein Alibi?"
Britta hob erstaunt die feinen Augenbrauen. „Ein Alibi?" fragte sie. „Natürlich. Aber was sollte ich damit? Glauben Sie etwa, ich könnte auf meine Schwester geschossen haben? Das wäre doch einfach absurd. Ich liebe Conny. Oder ist noch etwas passiert?"
„Allerdings."
„Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Kommissar. Was ist geschehen?"
„Man hat Sir Macolm getötet."
Brittas Augen weiteten sich erschreckt. Ihre Unterlippe begann zu zittern.
„Sir Macolm . . . getötet?" würgte sie leise hervor.
„Erschossen."
„Aber das ist doch unmöglich."
„Er ist tot. Es hat den Anschein, daß mit derselben Waffe auf ihn geschossen wurde, die auch beim Anschlag auf Ihr Fräulein Schwester Verwendung fand. Wir nehmen an, daß es sich dabei um Sir Macolms Pistole handelte. Wir entdeckten in seinem Schreibtisch einen Waffenschein für eine Pistole des in Frage kommenden Kalibers, aber keine Pistole. Die Mordwaffe ist verschwunden."
„Soll das heißen . . . begann Britta stockend.
„Ja, das soll heißen, daß Sir Macolm auf Ihre Schwester geschossen hat und später mit der eigenen Pistole getötet wurde."
Britta schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann nicht wahr sein. Sir Macolm war ein Gentleman ... er wäre einer solchen Tat nie fähig gewesen."
Der Kommissar zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid. Aber der Hinweis auf den Täter stammt von Ihrer Schwester. Kurz vor der Operation erlangte sie noch einmal das Bewußtsein. Dabei nannte sie den Namen des Täters."
„Hat sie ausdrücklich gesagt, daß Sir Macolm auf sie geschossen hat?"
„So habe ich den Doktor, der Zeuge der Aussage wurde, allerdings verstanden."
„Ich kann es nicht glauben. Sicher wollte sie etwas anderes erklären. Ich bin davon überzeugt, daß es sich um ein Mißverständnis handelt."
„Das
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