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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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vergeudet."  
    Sie schwiegen einen Moment, dann sagte Constance: „London hat mich immer gefesselt. Es lebte in meiner Phantasie als die Stadt des Nebels . . . aber auch als die Stadt des düsteren Verbrechens, als die Stadt, die Scotland Yard hervorbrachte. Natürlich habe ich diese etwas kindlichen und höchst einseitigen Regungen nie ganz ernst genommen, aber als ich in der vergangenen Woche mit Britta hier ankam, packte es mich mit seltsamer Gewalt . . . die Furcht vor dem Unheimlichen."
    „Wollen Sie damit andeuten, daß Ihre Furcht einer bestimmten Person gilt?"
    „Ich muß annehmen, daß es sich so verhält. Ich bin schon mehrmals nachts wach geworden und war überzeugt, daß sich ein Mann in meinem Zimmer aufhielt. Ich kann nicht erklären, was mich jeweils weckte . . . ein Luftzug, ein leises, wohl nur erahntes Geräusch . . . irgend etwas! Ich fand nie den Mut, das Licht anzuknipsen, und früher oder später schlief ich wieder ein. Am nächsten Morgen überprüfte ich stets den Inhalt meiner Schmuckschatulle; es fehlte nie etwas."  
    Das Wörtchen Schmuck ließ ihn aufhorchen. Er war der festen Überzeugung gewesen, daß sie ihre Preziosen im Hotelsafe aufbewahren ließ, und mußte nun erkennen, daß das gar nicht der Fall war. Sein Herz schlug rascher. Hier bot sich eine grandiose Möglichkeit! Warum machte er sich die Angstträume und Einbildungen des jungen Mädchens nicht zunutze? Warum drang er nicht zu nächtlicher Stunde in ihrem Zimmer ein und raubte den Schmuck? Wenn es ihm gelingen sollte, sich in den Besitz des Schmuckes zu setzen, gab es zwei Möglichkeiten: er konnte ihn entweder behalten und verkaufen, oder er konnte ihn ein paar Tage später wieder abliefern und erklären, daß es ihm gelungen sei, die Preziosen einem unbekannten Gangster abzujagen. So etwas würde seinen Eindruck auf ein unverbildetes Mädchengemüt kaum verfehlen.
    „Haben Sie Ihr Fräulein Schwester von Ihren Beobachtungen und Befürchtungen schon in Kenntnis gesetzt?"
    „Nein, es wäre töricht, Britta mit diesen Geschichten kommen zu wollen. Vermutlich würde sie mich auslachen. Sie ist zwar menschenscheu, aber durchaus nicht furchtsam."
    „Warum wechseln Sie nicht einfach das Hotel?"
    „Britta fühlt sich hier sehr wohl. Außerdem hätte das doch keinen Zweck. Wenn wirklich jemand die Absicht haben sollte, uns zu berauben, so kann er das auch in einem anderen Hotel tun."
    Gegen seine Absicht sagte Ashton: „Ich finde, Sie handeln recht leichtsinnig, wenn Sie den Schmuck im Hotelzimmer aufbewahren.“
    „Es ist so schrecklich umständlich, immer erst die Hotelleitung wegen des Safes zu bemühen. Man muß Quittungen bei der Ein- und Auslieferung unterschreiben und unangenehme Wartezeiten in Kauf nehmen. Ich hasse diese dummen, wenngleich notwendigen Umstände. Im übrigen führe ich nur einen Teil meines Schmuckes bei mir ... ich schätze, daß sein Wert dreihunderttausend Dollar kaum überschreiten dürfte."
    Ashton senkte die Lider, um sich nicht durch das triumphierende Aufblitzen seiner Augen zu verraten. Dreihunderttausend Dollar! Das war die Jagdbeute eines ganzen Jahres! Hier lag sie griffbereit in einem Hotelzimmer des ,Carlton‘!
    „Das ist ein beträchtliches Vermögen", sagte er ruhig. „Ich wiederhole, daß es leichtsinnig ist, den Schmuck nicht im Safe aufzubewahren. Man hört immer wieder von dreisten Hoteldiebstählen."
    Sie lächelte zerstreut. „Natürlich, das ist richtig. In diesem Zusammenhang muß ich Ihnen ein Geständnis machen. Sie sind ein Mann und werden mich wahrscheinlich nicht verstehen. Aber in meiner Furcht gehe ich so weit, zu glauben, daß ein nächtlicher Eindringling sich mit dem Schmuck zufriedengeben und mich nicht belästigen würde." Sie hob den Blick und schaute ihn an. „Ich betrachte den Schmuck gewissermaßen als Unterpfand für meine persönliche Sicherheit."
    „Ist Ihre Furcht denn so ausgeprägt?" fragte er erstaunt.
    „Ja."
    „Sind diese Angsterscheinungen typisch für Sie?"
    „Keineswegs. Ich habe sie zum ersten Mal hier in London bemerkt."
    „Fühlen Sie sich beobachtet?"
    „Ja."
    Ashton zwang sich zu einem Lächeln. „Ich hoffe, Sie halten mich nicht für einen Ignoranten Ihrer Gefühle, wenn ich meine, dafür eine plausible Erklärung gefunden zu haben. Ist es nicht ganz selbstverständlich, daß eine junge Dame mit Ihren Attributen von Jugend und Schönheit Beachtung findet? Aber es wäre, finde ich, grundverkehrt, diese echte Bewunderung in ein

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