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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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auf eine Liaison hinaus..."
    Bemerkungen dieser Art hatten Ashton bislang die Ohren spitzen lassen. Heute beachtete er sie gar nicht. „Aber wahrscheinlich haben nicht einmal Sie eine Chance bei dem Mädchen", sagte Gilbert Ferguson nachdenklich. „Constance Britton kann sich das beste nehmen, was die Welt bietet . . . den reichsten und begehrenswertesten Mann. Sicher haben schon Dutzende hoffnungsvoller Aspiranten um ihre Hand angehalten, um diese Hand, die Fortunas Füllhorn zu halten scheint. Flirt, Liebe und Anbetung sind ihr gewiß geläufige Begriffe; sie wird sie entweder aufregend oder langweilig finden, je nach Partner und Laune. Was könnte eine solche Frau noch reizen?"
    „Ich weiß es nicht."
    „Ich wette, daß sie uns alle für vertrocknete, spießige Gesellen hält. Für Leute, die man zwar kennen muß, wenn man sich schon einmal in London befindet, über die man aber später lächelt und spottet, und mit denen einen nicht verbindet."
    „Sie stellen unserem Kreis nicht das beste Zeugnis aus."
    „Ich versuche objektiv zu sein. Sehen Sie sich doch einmal in der Runde um! Glauben Sie wirklich, daß hier auch nur ein Mann anwesend ist, der eine Frau wie Constance Britton reizen könnte?"
    Ashton lächelte gezwungen.
    „Es scheint Ihnen Spaß zu machen, uns als glatte Versager einzustufen!"
    Ferguson zuckte mit den Schultern. „Es fällt mir nicht leicht, mein Lieber. Aber ich habe es immer gehaßt, mir etwas vorzumachen. Darum beurteile ich die Dinge so, wie sie nun einmal liegen."
    Er klopfte Cabott leicht auf die Schulter und ging weiter, um einen anderen Bekannten zu begrüßen. Ashton führte den Sektkelch an die Lippen. Normalerweise trank er Whisky, aber den Burleys gehörten unter anderem ein paar bedeutende Sektkellereien auf dem Kontinent, und so war es nur natürlich, daß man in diesem Haus Sekt angeboten bekam. Der Sekt war ausgezeichnet, aber Ashton vermochte dem Getränk keinen Geschmack abzugewinnen. Das lag nicht am Inhalt des Glases, sondern an Fergusons Worten, die seine Eitelkeit verletzt hatten. War er, Ashton Cabott, wirklich schon abgeschrieben? Konnte er mit seinem bewährten Charme nur noch die Damen der mittleren Altersklassen bezaubern?
    Er merkte, daß sein Leben zwar einen Inhalt gehabt hatte, aber er begriff auch, daß dieser künstlich geschaffene Inhalt nicht länger ausreichte, um ihn zu befriedigen. Er war ein Mann, trotz allem, und er brauchte ein Ziel, für das sich zu kämpfen lohnte. Er schaute Constance Britton an und merkte, wie sich ihre feinen Augenbrauen irritiert zusammenzogen. Sie wandte den Kopf und schenkte ihm einen flüchtigen Blick. Dann wandte sie sich wieder ihrer Gesprächspartnerin zu, als sei nichts geschehen. Es war ja auch nichts geschehen . . . nur ein zufälliger Blickwechsel,
    dem keine tiefere Bedeutung zugeschrieben werden konnte. Oder?
    Ashton hatte auf einmal Mühe, normal zu atmen. Der Blick des Mädchens war in das Zentrum seiner geheimsten Seelenbezirke vorgestoßen. Ashton wußte, daß er Constance Britton begehrte, so wie er noch nie zuvor etwas begehrt hatte.
    Mache dich nicht lächerlich! schoß es durch seinen Kopf. Du willst nur ihr Geld, so wie du immer nur das Geld wolltest . . . aber irgendwie glaubte er zu spüren, daß es diesmal mehr war. Er zermarterte sich das Hirn, auf welche Weise er sich den beiden Frauen nähern konnte, ohne plump zu wirken. Ihm fiel nichts ein, und ihm war völlig klar, daß er im Moment nicht die notwendige Sicherheit aufzubringen vermochte, um auf Anhieb imponieren zu können.
    Eine halbe Stunde später fand er sich allein auf der Straße wieder. Die letzten Abschiedsworte, die höflichen Phrasen und leeren Gemeinplätze, die die Garnierung des Aufbruchs gebildet hatten, waren längst verklungen. Keines der Worte war in ihm haftengeblieben. Er dachte nur an Constance Britton, an ihre Schönheit, an ihre Jugend und an ihren Reichtum.
    Sie war mit einem gemieteten Rolls Royce davon gefahren. Es konnte nicht schwerfallen, ihre Adresse ausfindig zu machen. Aber wie sollte er sich ihr nähern? Wie konnte er ihren Respekt und, was wichtiger war, ihre Liebe gewinnen? Er war vermögend, aber nicht vermögend genug, um ihr damit imponieren zu können. Wahrscheinlich war Geld für Constance Britton so selbstverständlich, daß sie es kaum zu würdigen mußte. Was aber reizte sie, was vermochte ihre Aufmerksamkeit zu wecken und ihr Herz zu infizieren? Liebte sie die Männlichkeit, den Mut, den Geist? Wie

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