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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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sich mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu.
    »Wo ist Qwon?«
    »Ich habe niemanden namens Qwon entführt. Ich habe jemanden namens Cassie.«
    Verzweifelt fragte Artie: »Was meinst du damit? Es war ein Moosmann, so ähnlich wie du, nur kleiner. Du musst Qwon haben.«
    »Ich habe niemanden namens Qwon«, wiederholte Numinae.
    »Wer hat sie dann?«
    Numinae beantwortete die Frage, indem er nach Osten blickte. Der Sturm würde gewaltig werden.
    »Morgaine?«, riet Artie kleinlaut.
    »Ja«, sagte Numinae. Er fuhr fort: »Ihr habt Euch bewiesen, junger werdender König. Der Kamm von Twrch Trwyth ist eine schöne Beute.« Er kniete nieder und legte seine rechte Hand auf Arties Schulter. »Mir ist immer noch nicht klar, was Merlin vorhat, doch ich weiß, dass das, was sie will, nicht genügen wird. Ich bin mir nicht sicher, ob ich an einen Erlöser glaube, mit anderen Worten an Euch. Aber ich fürchte, dass sie unsere Vernichtung besiegeln wird, wenn sie verhindert, dass die Welten sich auf irgendeine Art vereinigen.«
    Artie war erstaunt, wie locker Numinae das sagte, als wären die Welten bereits gerettet. Da Artie sich so sehr wünschte, Qwon zu finden, setzte ihm diese Lässigkeit sehr zu, doch er versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.
    »Du und Morgaine, ihr arbeitet also nicht zusammen?«
    »In der Vergangenheit haben wir das, ja, aber nicht lange – und jetzt gar nicht mehr. Es mag so ausgesehen haben, als hätte ich sie unterstützt. Aber seid versichert, dass es nur Unentschlossenheit war, die dies so erscheinen ließ. Bercilak hat Euch in diesem Punkt, und auch in allen anderen, nicht angelogen.«
    »Okay. Dann bist du also mehr oder weniger auf meiner Seite?«
    »Ja. Aber es wäre besser, wenn sie es nicht wüsste. Wir sollten kämpfen, damit es so aussieht, als wären wir Gegner.«
    Artie war voll und ganz einverstanden. Wenn Morgaine auf dem Weg zu ihnen war, hieß das, dass sie sie beobachtet hatte. Sie sollte sehen, dass Artie Ärger mit Numinae hatte. Artie trat zurück und wirbelte Excalibur zwischen ihnen durch die Luft.
    Numinae erhob sich. Obwohl Artie wusste, dass Numinae den Kampf nur vortäuschte, konnte er einem wirklich eine Heidenangst einjagen. Die Augen des Waldmanns verengten sich zu Schlitzen. Es war unmöglich zu sagen, ob er lächelte oder böse guckte. Artie gefiel es irgendwie überhaupt nicht, dass Numinae keinen Mund hatte.
    Kay fragte: »Was ist los? Sind wir jetzt alle Busenfreunde, oder was?«
    Numinae sah Kay an und warf seinen Kopf ein wenig zurück. »Nicht ganz, Kay Kingfisher.« Er drehte sich ein wenig zu seinem Drachen um. »Die da gefällt mir, Tiberius.«
    »Hmmmpf«, kam als vage Antwort von dem Drachen.
    Der Sturm näherte sich. Noch mehr Blitze erleuchteten die finsteren Wolken. Der Wind sammelte sich und fegte in Böen über sie hinweg.
    Numinae sagte: »Das Mädchen, das du suchst, ist in Moorland. Da bin ich mir sicher.«
    »Dann müssen wir also nach Moorland, um Qwon zu finden?«, fragte Artie.
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Der Zauberer wird es wissen!«
    Der Sturm war inzwischen zu einem Orkan angeschwollen. Artie wandte sich den Sturmwolken zu und erblickte wieder das Gesicht, das er in Ohio gesehen hatte. Er täuschte ein paar Schwerthiebe in Numinaes Richtung vor und fragte: »Däumling durfte nicht dabei sein, weil er uns nicht hätte miteinander reden lassen, stimmt’s?«
    Numinae rollte mit den Schultern und seine rechte Hand verwandelte sich in einen riesigen Holzhammer. Artie wollte von diesem Gerät nicht getroffen werden. Er war froh, dass sie den Kampf nur spielten.
    Der Waldmann sagte: »Er und der Zauberer halten mich für einen Lügner!«
    »Aber du lügst nicht?«
    »Nein!«
    Was natürlich genau das war, was ein Lügner geantwortet hätte.
    »Wenn du also nicht lügst und du und Morgaine nicht unter einer Decke steckt, woher weiß sie dann, wo ich bin?«
    Numinae zeigte auf Excalibur. »Das Schwert ist nicht mehr verborgen. Es hat einen Kratzer.«
    Artie warf einen Blick auf Excalibur. Tatsächlich sah das Schwert an einer winzigen Stelle anders aus. Dort, wo es die Borsten von Twrch Trwyth durchtrennt hatte, sah er einen kleinen, dunklen, bebenden Klecks. Der Nanozauber, mit dem Merlin das Schwert überzogen hatte, war beschädigt worden!
    Numinae machte plötzlich ein furchtbares, schlitterndes Geräusch – es klang wie viele Schlangen, die sich durch raues Gras winden. Dann sagte er mit leiser, zitternder Stimme: »Sie kommt! Wir müssen

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