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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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wenn dem so war, wurden sie ebenfalls hier festgehalten? Sollte sie nicht nach ihnen suchen? Doch auch dieser Gedanke gewann für sie keine emotionale Dringlichkeit. Innerlich wie betäubt, empfand sie lediglich die dürftigste Form instinktiver Anteilnahme für die verdorbene Kreatur vor ihr, die sie auch für jeden Fremden aufgebracht hätte. Das war das Maximale, was sie aus sich herauskitzeln konnte.
    Sie sah hoch zu den Ringen an den Wänden. Wenn sie ihn befreite, würde sein geschwächter Körper sich schließlich wieder ganz erholen, seine sterbliche Form annehmen? Sie war überzeugt davon, dass die Befreiung allein nicht ausreichen würde, dass die Künstler selbst ihr Werk irgendwie rückgängig machen mussten. Sollte sie sich auf die Suche nach ihnen begeben? An ihre Gnade würde sie sicher nicht appellieren können, aber vielleicht gab es eine andere Möglichkeit, wenigstens einen von ihnen zu zwingen, ihrem Befehl zu gehorchen?
    Der Kopf war in leises Winseln verfallen. Sie sprach ihn noch einmal an.
    »Wie lautet mein Name?«, fragte sie ihn. »Vater … Wie lautet mein Name?«
    Doch er fing nur wieder an zu lamentieren und ignorierte sie, als ob sie gar nicht da wäre. Sie nahm an, dass auch aus ihm jegliches Bewusstsein, eine Tochter zu besitzen, herausgebrannt worden war, und nur noch seine Liebeserklärungen an ein himmlisches Wesen übrig geblieben waren, bei dem sie zweifelte, ob es ihm überhaupt zuhörte.

3. Die Gefräßigen
    A n der Seite des großen Schachts war eine Leiter an der Wand befestigt, befand sich aber deutlich oberhalb des aus dem Körper ihres Vaters gewebten Netzes. Sie schaute sich um und schlurfte weiter durch die Schalen toter Krabben. Durch zahllose Generationen von ihnen. Zumindest diese Wesen schienen in der Lage, im Tod Frieden und Erlösung zu finden.
    Es gab noch eine andere, größere Metalltür an der gegenüberliegenden Wand. Sie ging zu ihr. Die Tür wies in Kopfhöhe ein kleines Sichtfenster aus Glas auf, doch der Raum dahinter lag in völliger Dunkelheit. Als Trost bot die Scheibe ihr die Möglichkeit, einen Blick auf ihr Spiegelbild zu werfen.
    Was sie sah, überraschte sie nicht, wenigstens das hatte sie also nicht vergessen. Strähniges, rotes Haar umrahmte das blasse Gesicht einer jungen Frau, deren Alter sie im Leben auf Ende 20 geschätzt hätte. Eine längliche, spitze Nase, die ihr zierlicher lieber gewesen wäre, ein kleiner Mund mit dünnen Lippen, den sie sich voller gewünscht hätte. Ihre Augen, so vertraut sie auch sein mochten, wirkten hohl und starr und beunruhigten sie. Das auffallende Blau erinnerte an eine Gasflamme.
    Sie rüttelte an der Klinke, doch die Tür blieb verschlossen. Das Fenster einzuschlagen, dürfte kein Problem darstellen, aber es war zu klein, um sich hindurchzuquetschen. Sie mühte sich eine lange Zeit am Türgriff ab, bis sie Blasen an den Händen hatte und sich eingestehen musste, dass die Tür von der anderen Seite verriegelt zu sein schien. Mit dem Rücken zur Wand hockte sie sich hin und wartete, bis ihre Hände so weit verheilt waren, dass sie sie wieder benutzen konnte. Eine lebende Krabbe tauchte mit erhobenen Scheren aus den Tiefen ihrer toten Artgenossen auf, als ob sie sie gewittert hätte und ein Stück von ihr abkneifen wollte. Die Frau beugte sich vor und zerquetschte sie mit der Faust am Boden.
    Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Leiter, die im Inneren des Schachts hinaufführte. Nachdem sie die Situation eine Weile analysiert hatte und der pochende Schmerz in ihren Händen abgeklungen war, stand sie auf, um ihre einzige Idee in die Tat umzusetzen. Sie ging zu einem anderen Punkt an der Wand, der sich im gleichen Abstand zwischen zwei der eisernen Ringe befand. Das Netz hing an dieser Stelle ein Stück weiter herab. Sie ging in die Knie, sprang hoch, bekam die glitschigen Stränge zu fassen und kämpfte gegen den Ekel an, den die Berührung augenblicklich in ihr hervorrief. Anschließend stützte sie sich mit den Füßen an der Wand ab und zwängte sich am äußeren Ende des Netzes vorbei. Es gelang ihr, auf das Geflecht zu klettern. Tänzelnd versuchte sie, auf der schwankenden Oberfläche die Balance zu halten. Sie wirkte dabei wie eine Trapezkünstlerin, die mitten in der Aufführung abgestürzt war.
    »He!«, protestierte der Kopf, der wie eine schon lange verfaulte Frucht in seiner Bronzehülle baumelte.
    Die Frau taumelte mit federnden Schritten zu der Stelle, an der die Leiter aus der

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