Der Utofant
alle das Zeug einbimsen. Auf deiner Bude scheinst du auch nicht viel zu tun. Wie machst du das?
Sie lächelte verlegen. Ich kann es nicht erklären; sie dachte, ihr könnt es nicht verstehen.
Sie war nicht überrascht, als Didas bat, sie möchte zu ihm ziehen, um mit ihm zu leben, wie es hieß. Sie hatte bereits mitbekommen, wie schnell das in der Metropole ging. So hörte sie auf die Begründung kaum noch hin.
Er liebe sie, sprach Didas, denn einerseits erscheine sie ihm rätselhaft- Frauen, verstehst du, müssen was Rätselhaftes an sich haben –, andererseits sei sie, das glaube er, überdurchschnittlich intelligent. Er teile nicht die Ansicht der Kollegen, sie sei rein rezeptiv. Auch äußerliche Vorzüge erwähnte er, Ona sei zwar nicht hübsch zu nennen, doch in gewisser Weise aufregend, und sie verfüge über einen ausgefallen schlanken Körper, der mager wirke, doch nicht dürr. Demnach als Suppenhuhn geeignet, sagte sie.
Auch dieses möge er an ihr, das Spitze, Ironische, und daß sie sich aus Komplimenten gar nichts mache. Das täten eben Frauen, die es nicht nötig haben. Auch sie solle ihm ruhig sagen, wie sie ihn einschätze, er sei gar nicht empfindlich, sie müsse gar nicht höflich sein, er könne Kritik vertragen, er wünsche sie sogar. Ich weiß nicht, antwortete Ona leise. Einfach zu sagen, ein Mensch sei so und so, und seine Eigenschaften aufzuzählen entsprach nicht ihrem Denken. Nach ihrer Ansicht konnte man so noch nicht mal einen Gegenstand einschätzen, kein Auto und keinen Fernseher. Erst in bestimmten Situationen offenbare ein Gegenstand, wie er sei. Beim Menschen sei das noch komplizierter. Ihr Bild von Didas war verschwommen. Würde er Eigenschaften entwickeln können? Was sie von ihm schon kannte, waren in ihren Augen keine Eigenschaften.
Ich sehe, du hast Bedenken, sagte er sanft, es war nur eine Bitte, überleg es dir, es muß ja nicht sofort sein, ich habe dich überrascht, verzeih mir bitte, Ona. Entdeckte sie hier nicht den Funken einer Eigenschaft? Der Eigenschaft des Wartenkönnens?
Ich muß noch einmal zu den Pfingstinseln, sagte sie, ich muß da etwas holen. Sie wußte, er besaß ein Flugzeug.
Natürlich, sagte er, wir fliegen morgen hin. Ich möchte deine Heimat auch mal kennenlernen. Vielleicht verstehe ich dich dann besser. Er lachte. Oder ich rätsele noch mehr an dir herum. Auch das würde mir Spaß machen.
Sein Flugzeug war eine der museal wirkenden sicheren Kisten, es flog nicht schnell, aber mit einem explosionsverhindernden Gemisch. Fiel der Motor aus, konnte es im Gleitflug niedergehen. Allerdings dauerte mit ihm der Flug zwei Tage, sie mußten auf den Bahamas zwischenlanden und dort eine Nacht zubringen. Als im Vormittagslicht die Pfingstinseln auftauchten, empfahl Ona, Didas möge sich von der südlichen Landestation anpeilen und automatisch auf die Startbahn weisen lassen.
Wozu das, fragte er, ich sehe ja die Startbahn deutlich unter mir. Ich bestehe
darauf, sagte Ona, sonst springe ich ab.
Aber die Bahn liegt doch genau vor meinen Augen.
Vor deinen Augen, ja. Aber hier sind die atmosphärischen Verhältnisse anders als bei dir zu Haus. Es könnte sein, bei der Bahn handelt es sich um eine Fata Morgana. Hör mal, was die Landestation dir für Werte gibt.
Widerwillig richtete er sich danach, bitte, ich folge denen, aber wir landen dann
genau im Meer. Du siehst, jetzt verschiebt sich die Landebahn, wir werden genau
daneben aufsetzen und die Klippen herunterrollen.
Flieg noch einmal an, sagte Ona.
Didas versuchte den zweiten Anflug. Nun schalte die automatische Steuerung ein.
Ich verlasse mich lieber auf meine Augen, so bin ich immer am besten gelandet. Er fragte, woher kennst du die Fachausdrücke, verstehst du was von Flugtechnik? Ich verstehe etwas von diesen Inseln, und ich sage dir, dein Auge täuscht dich hier.
Mein Auge hat mich noch nie getäuscht. Und es kann mich auch jetzt nicht täu
schen. Ich war erst vor einer Woche zur Untersuchung.
Ergebnis: 1 a.
Kannst du mir nicht vertrauen? Ich bin hier zu Hause, Didas.
Und ich bin der Flugzeugführer. Ich habe die Papiere und die Verantwortung, und ich verlasse mich auf mein Auge.
Aber nicht hier, sagte Ona, nicht bei den Inseln der Translation. Er überhörte es und setzte nach seinem Gutdünken zur Landung an. Als warnende Stimmen aus dem Kopfhörer kamen, schaltete er ihn ab. Die verwirren mich bloß, ich setze genau auf die Bahn, sieht du, Ona, haargenau auf die Mitte der Bahn, sagte er stolz.
Weitere Kostenlose Bücher