Der Vampir der mich liebte
Geist schützen konnte und jede Menge Gedanken durchgesickert waren.
Telepathische Fähigkeiten zu besitzen ist nicht so einfach. Und meistens macht es überhaupt keinen Spaß.
An diesem Abend war es sogar noch schlimmer gewesen als sonst. Die Gäste der Bar, die ich fast alle seit Jahren kannte, waren nicht nur ausgelassen hemmungsloser Stimmung, da gab es zudem einige Neuigkeiten, die sie mir brennend gern erzählen wollten.
»Hab' gehört, dein Typ is' runter nach Südamerika«, sagte Chuck Beecham, ein Autoverkäufer, mit einem boshaften Funkeln in den Augen. »Da wirste ja jetzt mächtig einsam sein, ganz ohne ihn da draußen in deinem Haus.«
»Willste etwa seinen Platz einnehmen, Chuck?«, fragte der Mann neben ihm an der Bar, und beide brachen, Männer unter sich, in schallendes Gelächter aus.
»Nee, Terrell«, sagte der Autoverkäufer. »Hab' keine Lust auf das, was Vampire übrig lassen.«
»Entweder ihr benehmt euch oder ihr verschwindet durch die Tür da drüben«, sagte ich bestimmt. Ich spürte Wärme in meinem Rücken und wusste, dass mein Boss, Sam Merlotte, sie über meine Schulter hinweg musterte.
»Ärger?«, fragte er.
»Sie wollten sich gerade entschuldigen«, sagte ich und sah Chuck und Terrell direkt in die Augen. Sie senkten die Köpfe.
»Tut mir leid, Sookie«, murmelte Chuck, und Terrell nickte zustimmend. Ich nickte knapp zurück und wandte mich ab, um eine andere Bestellung aufzunehmen. Aber sie hatten es geschafft, mich zu verletzen.
Und das war auch ihr Ziel gewesen.
Ich spürte einen Stich in der Herzgegend.
Ich war ziemlich sicher, dass die meisten Einwohner von Bon Temps, Louisiana, nichts von unserer Entfremdung wussten. Es war nicht Bills Art, seine persönlichen Angelegenheiten auszuplaudern, und meine auch nicht. Arlene und Tara wussten natürlich ein bisschen was, schließlich solltest du es deinen besten Freundinnen erzählen, dass du mit deinem Typen Schluss gemacht hast, selbst wenn du die richtig interessanten Details auslassen musst. (Wie beispielsweise die Tatsache, dass du die Frau umgebracht hast, derentwegen er dich verlassen hat. Wofür ich aber nichts konnte. Wirklich nicht.) Jeder, der mir also erzählte, dass Bill das Land verlassen hatte, und annahm, ich wüsste nichts davon, tat das in boshafter Absicht.
Vor seinem letzten Besuch bei mir hatte ich Bill zuletzt gesehen, als ich ihm die Disketten und den Computer zurück brachte, die er bei mir versteckt hatte. Ich war bei Einbruch der Dunkelheit hingefahren, so dass die Sachen nicht lange auf seiner Veranda herumstehen mussten. Er kam heraus, als ich gerade wieder abfuhr, aber ich hielt nicht mehr an.
Eine gemeine Frau hätte die Disketten Bills Boss Eric gegeben. Und eine nachtragende Frau hätte die Disketten samt Computer einfach behalten und Bill (und Eric) die Erlaubnis entzogen, ihr Haus zu betreten. Also war ich, hatte ich mir selbst stolz gesagt, weder eine gemeine noch eine nachtragende Frau.
Bill hätte natürlich, rein praktisch betrachtet, einfach irgendeinen Menschen beauftragen können, bei mir einzubrechen und die Sachen zu stehlen. Ich glaubte aber nicht, dass er das tun würde. Allerdings brauchte er den Kram dringend zurück, wenn er nicht Ärger mit der Chefin seines Bosses bekommen wollte. Ich kann aufbrausend sein, ja so richtig wütend werden, wenn ich provoziert werde. Aber ich bin nicht bösartig.
Arlene hat mir schon oft gesagt, dass ich einfach zu nett bin für diese Welt, obwohl ich immer wieder beteuere, dass das nicht stimmt. (Tara sagt das nie; ob sie mich besser kennt?) Düster überlegte ich, dass Arlene irgendwann im Laufe dieses hektischen Abends unweigerlich von Bills Abreise erfahren würde. Und natürlich, keine zwanzig Minuten nach Chucks und Terrells Stichelei bahnte sie sich einen Weg durch die Menge und tätschelte mir die Schulter. »Diesen unterkühlten Mistkerl brauchst du wirklich nicht«, sagte sie. »Was hat der schon je für dich getan?«
Ich nickte schwach, um ihr zu zeigen, wie sehr ich ihre moralische Unterstützung schätzte. Doch dann gab es an einem Tisch eine Bestellung über zwei Whiskey sour, zwei Bier und einen Gin Tonic, und ich musste sausen, was mir eine willkommene Ablenkung war. Als die Gäste ihre Drinks hatten, stellte ich mir dieselbe Frage. Was hatte Bill für mich getan?
Ich hatte zwei Krüge Bier an zwei verschiedene Tische gebracht, ehe ich das alles zusammengezählt hatte.
Er hatte mich in die Kunst des Sex eingeführt, was
Weitere Kostenlose Bücher