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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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spirituellen Fähigkeiten begründet sein. Sie besitzt großes Talent auf dem Gebiet der übersinnlichen Intuition, darunter des Handlesens, der Kristallomantie und der Verbindung zu Geistern.
    Mit ihrem ungebändigten Haar entspricht Miss Moth dem Idealbild weiblicher Schönheit. Ihre Haut hat die Zartheit eines Pfirsichs, ihre Stimme ist engelsgleich, und ihre Manieren sind so erlesen, wie es einer Prinzessin gebührt. In ihrer orientalischen Tracht verkörpert sie den Inbegriff einer Anmut in Seide und Spitze. Ihr Haar, getragen im Stil ihrer zirkassischen Heimat, ist üppig, wild und dunkel.
    Â»Unter den bezauberndsten Attraktionen, die sich den Bewohnern New Yorks heute bieten, darf diese junge und schöne Eingeborene aus Zirkassien wohl als die erlesenste aller Kuriositäten gelten«, so Thaddeus Dink.Treffendere Worte lassen sich zu diesem hinreißenden zirkassischen Mädchen nicht finden. (Miss Zula Moth tritt exklusiv und nur nach Vereinbarung an sechs Tagen die Woche in Dink’s Museum auf.)

EPILOG

    I ch lebe in einem Haus am Gramercy Park, mit zwei Schoßhündchen, einem Paar Unzertrennlicher und einem ständig wechselnden Stab von Dienstmädchen. Morgen werde ich neunzehn.
    Zwischen der Dachstube eines Doktors und der Glitzerwelt des Theaters wurde aus mir eine Vaudeville-Attraktion. Die Verstellung fiel mir nicht schwer. Ich kann meine Mutter nun einmal nicht verleugnen.
    Miss LeMar übte mich in der Wahrsagerei ein, und verglichen mit Mama erwies sie sich als die viel bessere Hellseherin. Miss Eva jedoch weigerte sich, mir das Schwertschlucken beizubringen, angeblich aus Angst um meinen schönen Hals. Kurz nach meinem dreizehnten Geburtstag gründete Mr. Dink einen Wanderzirkus. Sechs Sommer hintereinander reiste ich in Zügen nach Cincinnati, Indianapolis, Chicago, St. Louis und alle Orte, die auf dem Wege lagen. Im September, wenn ich der Fremden müde war, kehrte ich zurück und stürzte mich auf mein geliebtes New York.
    Das Verlangen nach zirkassischen Schönheiten schwand mit der Zeit, doch glücklicherweise wollen die Menschen immer noch einen Ausblick auf ihre Zukunft. Dieser Tage verbringe ich kaum noch Zeit im Theater oder im Museum, dafür umso mehr in privater Konsultation mit Mrs. Astor’s Four Hundred. Die Damen dieses erlauchten Gesellschaftskreises wünschen zu erfahren, ob sie die richtige Wahl getroffen haben – bei der Abendtoilette oder dem Muster des Porzellans, bei Freundschaft und Liebe. Ihre Ehemänner, die die dunklen Jahre überstanden haben, wollen wissen, welche Aktien steigen oder fallen, welche Unternehmen eine hohe Rendite abwerfen werden. Aus Freude über den einen oder anderen Zufallstreffer bin ich gelegentlich in die Arme eines Bankiers, des einen oder anderen Aktienhändlers gesunken, aber das waren Überschreitungen aus freiem Willen.
    Bei Miss Everett hat sich nichts geändert; ihr Haus gehört zu den Institutionen dieser Stadt wie die Wall Street und die Metropolitan Bank.
    Auch bei Dr. Sadie hat sich in beruflicher Hinsicht wenig geändert, doch nun ist sie mit Mr. Hetherington verheiratet und lebt in New Jersey, ihr Geist durch die Geburt ihres ersten Kindes, eines kleinen Mädchens, erneuert. Mit dem Baby auf dem Arm hält sie zu Hause Treffen der »Gesellschaft zur Vorbeugung gegen Gewalt an Kindern« ab und schildert anderen Müttern das Dunkel, das sie gesehen hat. Ich gehe als ich selbst zu diesen Treffen, in dezenter Kleidung, mit gebändigtem Haar, und erzähle meine Geschichte. Wenn mich Frauen fragen, was sie tun können, rate ich ihnen: »Lehren Sie Ihren Kindern Aufrichtigkeit; lehren Sie Ihren Töchtern Stärke.«
    Es kommt eine neue Zeit , sagt Dr. Sadie. Hoffentlich hat sie recht.
    Während ich all dies schreibe, sitze ich in meinem Wohnraum, durch dessen großes Fenster ich beinahe den ganzen Park überblicken kann. Er ist von einem hohen Eisenzaun umgeben, zu dessen Toren nur wenige Auserwählte einen Schlüssel besitzen. Ich trage meinen an einer Kette um den Hals, und wie bei einem richtigen Zigeunermädchen baumelt er auf dem Rücken.
    Während meines täglichen Gangs um die Umfriedung herum suche ich stets nach einer Schwachstelle, einer Lücke, die für ein Kind groß genug wäre. Bisher habe ich keine entdeckt. Ich gehe lieber von außen um den Park herum, ich sitze nicht gern im Innern. Die Wege sind

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