Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
es war nur eine Illusion, wenn ein Blitz nach dem anderen in den Turm einschlug und ohrenbetäubendes Donnern ihn erschütterte, zuckte er doch jedes Mal ein bißchen zusammen. Das war gefährlich, denn alles, was dem Astralkörper zustieß, konnte auf das physische Selbst übergreifen. Aber hinter den Mauern ihres Turms waren sie geschützt.
    Sie können uns nichts antun. Und ich möchte ihnen nichts antun, ich möchte nur mit meinen Freunden sicher sein … Früher oder später mußten die unaufhörlichen Angriffe von draußen seinen Kreis schwächen. Seine einzige Verteidigung war der Gegenangriff.
    Mit Gedankenschnelle wechselten sie auf die höchste Zinne ihres Turms über. Andrew meinte, Fels unter seinen Füßen zu spüren. Wie immer in der Überwelt trug er die silbergraue Uniform des Terranischen Imperiums, doch als er sich dessen bewußt wurde, änderte sich seine Kleidung. Nein, im Grunde bin ich hier kein Terraner . Ganz kurz nahm er wahr, daß er nun die vom Sattel abgeschabten Reithosen und die Reitjacke aus Pelz anhatte, die er bei der Arbeit auf dem Gut zu tragen pflegte. Das war seine echteste Verwirklichung; er gehörte jetzt zu Armida.
    Von ihrem Platz oben auf dem Turm konnten sie Arilinn als flammenden Lichtstrahl erkennen. Wie hatte Arilinn ihnen so nahe kommen können, fragte sich Damon. Dann machte er sich klar, daß dies die Visualisierung Leonies und ihres Kreises war. Leonie hatte gesagt, der verbotene Turm sei auf ihrer Schwelle gebaut worden. Damon hatte die Türme immer als sehr weit voneinander entfernt, durch Welten getrennt gesehen. Aber jetzt standen sie nahe beieinander, so nahe, daß er Leonie sehen konnte, eine Statue in karminroten Schleiern. Sie griff sich Hände voll plastischen Gedankenstoffs und schleuderte einen Blitz. Damon traf ihn mitten in der Luft mit seinem eigenen. Die Explosion erfolgte über dem Kreis, der auf der Spitze des Arilinn-Turms stand; die Mauern der Festung zeigten einen Riß.
    Sie sehen uns als Bedrohung an! Warum?
    Gleich darauf krachte wieder Donner, zuckten Blitze und kreuzten sich. Ein nebensächlicher Gedanke tauchte auf – er mußte von Andrew stammen: Ich komme mir vor wie Zeus, der seine Blitze schleudert . Mit einem winzigen Bruchteil seines Bewußtseins fragte sich Damon, wer oder was Zeus sein mochte.
    Ich kann den Turm von Arilinn in Stücke schlagen, weil sie sich aus irgendeinem Grund vor uns fürchten . Doch da änderte Leonie ihre Taktik. Die Blitze erstarben, und plötzlich fiel ein Regen aus Übelkeit erregendem Schleim auf sie nieder, erstickte sie, drehte ihnen den Magen um vor Ekel. Wie Dung, Samen, Pferdemist, wie die Spuren der Schnecken, die bei feuchtem Wetter in die Gewächshäuser eindrangen … sie ertranken in Gestank. So sehen sie das, was wir getan haben? Damon kämpfte, seinen Verstand von der Widerwärtigkeit zu befreien. Er wischte sein Gesicht ab – Nein! Damit gab er der Illusion Realität. Schnell verstärkte er mit Händen und Gedanken seinen Kreis. Er verdickte den Schleim, machte ihn zu fruchtbarem, gut gedüngtem Boden, ließ ihn von ihren Körpern fallen. Aus der nahrhaften Krume sprossen Blumen und grüne Gewächse auf. Sie bedeckten das Dach des Turm und umgaben sie mit dem überquellenden Leben des Frühlings. Triumphierend standen sie darin, Schönheit aus Häßlichkeit schaffend.
    Ich habe außerhalb eines Turms gegen die Große Katze gekämpft und sie besiegt . Diese Tat hatte Damon zum Bewußtsein gebracht, daß die Jahre, die er außerhalb eines Turms verlebt hatte, seine Psi-Kräfte nicht hatten schmälern können. Wie zur Bestätigung dieser Tatsache beschwor er die Große Katze herauf. Das vereinigte Bewußtsein floß in das Abbild ein und ließ es über den Höhen von Arilinn schweben. Während die Große Katze die Kilghardberge verwüstete und allen unseren Leuten Dunkelheit und Terror und Hunger brachte, habt ihr sicher in Arilinn gesessen und nichts getan, um ihnen zu helfen!
    Die beiden Türme waren sich jetzt so nahe gerückt, daß Damon Leonies Gesicht hinter ihrem Schleier erkennen konnte. Es leuchtete vor Zorn und Verzweiflung. In der Überwelt, so fuhr es Damon durch den Kopf, war sie immer noch so schön, wie sie einmal gewesen war. Aber er sah sie nur für einen Augenblick, denn ihr Gesicht verschwand in der wirbelnden Dunkelheit, die ihren Kreis vor ihm verbarg. Wo Leonie gestanden hatte, bäumte sich ein Drache auf, brüllend und Feuer schnaubend. Goldene Schuppen hatte er und goldene

Weitere Kostenlose Bücher