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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hier. Niemand braucht dich hier. Warum gehst du nicht jetzt weg, solange du es noch kannst, bevor irgendetwas Fürchterliches geschieht. Geh weg, geh dorthin, woher du gekommen bist, zurück in deine eigene Welt. Du wirst dort glücklicher sein. Geh jetzt. Geh jetzt weg. Niemand wird es merken oder sich dafür interessieren .
    Andrew wußte, es war ein logischer Fehler in seinen Überlegungen. Damon hatte ihm einen guten Grund genannt, warum er nicht gehen sollte. Doch dann erinnerte er sich, daß er auf Damon böse war.
    Die Stimme fuhr sanft zuredend fort:
    Du meinst, Damon sei dein Freund. Vertraue ihm nicht. Er wird dich ausnutzen, wenn er Hilfe braucht, und dich dann fallenlassen . Es war irgendetwas Bekanntes an der Stimme, aber es war überhaupt keine Stimme. Es war irgendwie innerhalb seines Gehirns! In Panik versuchte Andrew, sie auszuschließen, aber sie war so beruhigend.
    Geh jetzt weg. Geh weg. Niemand will dich hier. Du hast versagt. Du tust Callista nur weh. Geh weg, geh zu deinen eigenen Leuten .
    Seine Stiefel glitten im Schnee aus, aber er lief weiter, hob und senkte die Füße mit sturer Entschlossenheit. Callista braucht dich nicht . Er war betrunkener, als er wußte. Er konnte kaum gehen. Er konnte kaum atmen – oder schnitt ihm das Schneegestöber den Atem ab, nahm ihn und weigerte sich, ihn zurückzugeben?
    Geh weg. Geh zurück zu deinen eigenen Leuten. Niemand braucht dich hier .
    Er kam ein bißchen zu sich und machte einen letzten verzweifelten Versuch, sein Leben zu erhalten. Er war allein in dem Sturm, und die Lichter von Armida waren in der Dunkelheit verschwunden. Er drehte sich um, stolperte, fiel auf die Knie, merkte, daß er betrunken oder verrückt geworden war. Er kämpfte sich auf die Füße. Seine Gedanken verwirrten sich, und er fiel der Länge nach in den Schnee. Er mußte aufstehen, weitergehen, zurückgehen, unter Dach und Fach kommen – aber er war so müde.
    Ich will hier nur eine Minute lang ausruhen … nur eine Minute …
    Dunkelheit deckte seinen Verstand, und er verlor das Bewußtsein.

 
9
     
    Damon arbeitete lange Zeit in dem engen Destillierraum, und schließlich gab er enttäuscht auf. Es gab keine Möglichkeit, den Kirian so herzustellen, wie er in Arilinn gemacht wurde. Er hatte dazu weder das Geschick noch, wie seine gründliche Inspektion der Gerätschaften vermuten ließ, die richtige Ausrüstung. Ohne Begeisterung betrachtete er die einfache Tinktur, die er zusammengebraut hatte. Ihm lag gar nichts daran, an sich selbst einen Versuch zu machen, und Callista würde es bestimmt nicht tun. Es war jedoch eine ganze Menge des Rohmaterials vorhanden, und vielleicht hatte er ein anderes Mal mehr Erfolg. Vielleicht hätte er mit einer Äther-Extraktion beginnen sollen. Er wollte Callista danach fragen. Als er sich die Hände wusch und sorgfältig alle ihnen anhaftenden Spuren entfernte, dachte er plötzlich an Andrew. Wohin war er gegangen? Er stieg wieder nach oben. Callista schlief noch, und Ellemir antwortete auf seine besorgte Frage überrascht:
    »Andrew? Ich dachte, er sei mit dir zusammen. Soll ich kommen …«
    »Nein, bleib bei Callista.« Damon dachte, Andrew sei sicher nach unten gegangen, um mit den Männern zu sprechen, oder durch einen der unterirdischen Tunnel hinaus zu den Ställen. Aber Dom Esteban, der allein mit Eduin und Caradoc ein frugales Abendessen einnahm, runzelte auf Damons Frage hin die Stirn.
    »Andrew? Ich habe ihn in der unteren Halle mit Dezi trinken gesehen. Nach der Menge zu schließen, die sie konsumierten, muß er irgendwo herumliegen.« Die grauen Augenbrauen des alten Mannes sträubten sich vor Ärger. »Ein feines Benehmen, sich sinnlos zu betrinken, wenn seine Frau krank ist! Wie geht es Callista?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Damon, und plötzlich durchfuhr ihn der Gedanke, daß der alte Dom es wußte. Was sonst konnte es sein, wenn Callista krank im Bett lag und Andrew davonlief, um sich zu betrinken? Aber eins der stärksten sexuellen Tabus auf Darkover war jenes, das die Generationen trennte. Selbst wenn Dom Esteban Damons Vater statt Ellemirs gewesen wäre, hätte die Sitte ihm verboten, mit Damon über die Angelegenheit zu sprechen.
    Damon durchsuchte alle wahrscheinlichen Stellen des Hauses und dann, mit steigender Angst, auch die unwahrscheinlichen. Schließlich rief er die Diener zusammen und hörte, niemand habe Andrew seit Mitte des Nachmittags, als er und Dezi in der unteren Halle getrunken hatten,

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