Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
machen …« Konzentriert dachte er über die Möglichkeiten nach: Eine starke Lösung der Öle in Alkohol. Vielleicht konnte er mit Ferrikas Hilfe das Zeug einmal destillieren. Er legte die Blüten hin. Der Geruch war schon bis an die Wurzeln seines Gehirns vorgedrungen, zerstörte Kontrollen, brach Schranken zwischen Geist und Körper …
    Andrew lief unruhig in dem Destillierraum auf und ab. Sein eigener Geist war mit Schreckensbildern gefüllt. »Damon, Callista muß gewußt haben, was passieren könnte.«
    »Natürlich hat sie es gewußt.« Damon hörte ihm gar nicht richtig zu. »Noch ehe sie fünfzehn war, hat sie gelernt, daß kein Mann eine Bewahrerin berühren kann.«
    »Und wenn ich sie so schrecklich verletzen oder ängstigen konnte – Damon!« Wie gestern abend wurde er wieder von Abscheu und Widerwillen überwältigt. Seine Stimme sank zum Flüstern herab. »Weißt du, was sie von mir verlangt hat? Sie bat mich … sie bewußtlos zu schlagen und zu vergewaltigen, wenn sie sich nicht wehren könnte.« Andrew versuchte, Damon etwas von dem Abscheu, den er empfand, zu übermitteln, aber Damon blickte nur nachdenklich drein.
    »Das hätte funktionieren können«, antwortete er. »Klug von Callista, daran zu denken. Es zeigt, daß sie einen Begriff von den anstehenden Problemen hat.«
    Andrew konnte ein entsetztes »Großer Gott!« nicht zurückhalten. »Und du kannst so ruhig darüber sprechen!«
    Damon drehte sich zu dem jüngeren Mann um und erkannte plötzlich, daß dieser am Rand eines Zusammenbruchs stand. Er fragte freundlich: »Andrew, du weißt doch, was dich davor gerettet hat, getötet zu werden, nicht wahr?«
    »Ich weiß überhaupt nichts mehr. Und das, was ich weiß, hilft mir nicht viel!« Die Verzweiflung zermalmte ihn. »Glaubst du wirklich, ich hätte es fertig gebracht …«
    »Nein, nein, natürlich nicht, Bredu . Ich verstehe, warum du es nicht konntest. Kein anständiger Mann könnte es tun.« Sanft legte er die Hand auf Andrews Handgelenk. »Andrew, was dich – was euch beide – rettete, war die Tatsache, daß sie keine Angst hatte! Daß sie dich liebte, dich begehrte. Deshalb traf sie dich nur mit dem körperlichen Reflex, den sie nicht kontrollieren konnte. Du bist davon nicht einmal bewußtlos geworden, das kam, weil du dir den Kopf an einem Möbelstück angeschlagen hast. Wenn sie sich voller Furcht gegen dich gewehrt hätte, wenn du wirklich versucht hättest, sie gegen ihren Willen zu nehmen, kannst du dir überhaupt vorstellen, was sie dir dann entgegengeschleudert hätte?« fragte Damon. »Callista ist eine der stärksten Telepathinnen auf Darkover und in Arilinn als Bewahrerin ausgebildet worden! Wenn sie Widerwillen empfunden hätte, wenn es ihr wie eine Vergewaltigung vorgekommen wäre, wenn sie irgendwie … Abscheu vor deinem Verlangen gehabt hätte, dann wärst du tot!« Er wiederholte mit Nachdruck: »Du wärst tot, tot, tot! «
    Aber sie hatte Angst gehabt, erinnerte sich Andrew, bis Damon und Ellemir den Kontakt aufnahmen … Erst die Wahrnehmung von Ellemirs Freude hatte in ihr den Wunsch erweckt, daran teilzunehmen! Noch mehr störte Andrew der Gedanke, daß Damon sich Callistas ebenso bewußt gewesen war wie er selbst sich Ellemirs. Damon empfing den Gedanken und war für einen Augenblick schockiert, denn er sah darin eine Zurückweisung. Sie waren sich doch alle so nahe gewesen! Wollte Andrew nicht Teil ihrer Gemeinsamkeit sein? Er legte seine Hand auf Andrews Schulter, bei einem Telepathen eine seltene Geste, doch ganz natürlich im Bewußtsein der Intimität, die sie miteinander geteilt hatten. Andrew zuckte zusammen, und Damon zog seine Hand beunruhigt und ein bißchen traurig zurück. Mußte Andrew diese Entfernung einhalten? Wie lange noch? War er ein Bruder oder ein Fremder?
    Er sagte jedoch freundlich: »Ich weiß, es ist dir neu, Andrew. Ich vergesse immerzu, daß ich als Telepath aufgewachsen bin und daß mir diese Dinge selbstverständlich sind. Du wirst sehen, du gewöhnst dich noch daran.«
    Daran gewöhnen, fragte Andrew sich. Er sollte akzeptieren, daß nichts anderes seine Frau daran gehindert hatte, ihn zu töten, als sein unfreiwilliges Belauschen des anderen Paares? Er sollte akzeptieren, daß Damon – und Ellemir! – so etwas für selbstverständlich hielten, es erwarteten, es richtig fanden? Nahm Damon es ihm übel, daß er Callista für sich allein haben wollte? Er erinnerte sich an Callistas Vorschlag, erinnerte sich an das Gefühl,

Weitere Kostenlose Bücher