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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ungewohnten Gewürze. Auch Callista aß nicht, und Ellemir machte sich Sorgen. Sie fragte: »Kann ich dir etwas anderes bringen lassen, Callista?«
    Callista schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann wirklich nicht essen, Elli. Ich habe keinen Hunger …«
    Seit Tagen hatte sie schon so gut wie nichts gegessen. In Gottes Namen, dachte Andrew, was fehlt ihr?
    Damon fuhr plötzlich rauh dazwischen: »Siehst du, Callista? Ich habe es dir gesagt! Wie lange bist du Matrix-Arbeiterin gewesen – neun Jahre? Du weißt, was es zu bedeuten hat, daß du nicht essen kannst!«
    Ihre Augen waren voller Angst. »Ich will es versuchen, Damon, wirklich«, versicherte sie. Sie nahm sich einen Löffel geschmorter Früchte auf den Teller und würgte sie widerwillig hinunter. Damon sah ihr besorgt zu. Das hatte auch wieder nicht in seiner Absicht gelegen, daß sie Hunger vortäuschte, den sie nicht empfand. Er blickte über die sahnigen Schneegrate im purpurnen Licht hinaus. »Wenn das Wetter sich aufklärte, würde ich einen Boten nach Neskaya schicken. Vielleicht könnte die Leronis kommen und nach dir sehen.«
    »Es hat den Anschein, als klärte es sich jetzt auf«, meinte Andrew, aber Damon schüttelte den Kopf.
    »Bis heute Abend wird es stärker schneien als bisher. Ich kenne das Wetter in diesen Bergen. Jeder, der heute Morgen aufbräche, stäke bis Mittag fest.«
    Und tatsächlich rieselte bald nach Mittag der Schnee von neuem in großen weißen Flocken vom Himmel, anfangs langsam, dann zu einer unbezwinglichen Flut anwachsend, die die Landschaft und die Bergkette auslöschte. Andrew sah es, als er die Vorratstunnel und die Gewächshäuser aufsuchte und mechanisch seiner Aufgabe nachkam, die Diener und Arbeiter zu beaufsichtigen. Er sah es mit Unglauben und Wut. Wie konnte ein Himmel so viel Schnee enthalten?
    Am späten Nachtmittag, sobald er mit dem bißchen an Arbeit fertig war, das in diesen Tagen erledigt werden konnte, kam er wieder nach oben. Wie immer, wenn er für eine kurze Zeitspanne von Callista getrennt gewesen war, bestürzte ihn ihr Aussehen. Ihm schien, seit dem Morgen sei sie noch weißer und dünner geworden und sie sehe zehn Jahre älter aus als ihre Zwillingsschwester. Aber ihre Augen strahlten ihm entgegen, und als er ihre Fingerspitzen ergriff, klammerte sie sich an seine Hand.
    Andrew fragte: »Bist du allein, Callista? Wo ist Ellemir?«
    »Sie möchte ein bißchen mit Damon zusammen sein. Die Armen, sie haben in diesen Tagen so wenig Zeit füreinander gehabt, da der eine oder andere ständig bei mir ist.« Sie verlagerte ihr Gewicht mit dem schmerzlichen Zusammenzucken, das sie nie zu verlassen schien. »Gnädiger Avarra, was ich es leid bin, im Bett zu liegen!«
    Er beugte sich über sie und hob sie in seinen Armen hoch. »Dann will ich dich ein Weilchen in meinen Armen halten«, sagte er und trug sie zu einem Sessel nahe dem Fenster. Sie fühlte sich wie ein Kind an, locker und schlaff und leicht. Ihr Kopf lehnte sich müde an seine Schulter. Andrew empfand eine schmerzende Zärtlichkeit ohne Begehren – wie konnte ein Mann dies kranke Mädchen mit Begehren quälen? Sanft wiegte er sie hin und her.
    »Erzähl mir, was vorgeht, Andrew. Ich bin so abgeschnitten gewesen; die Welt hätte untergehen können, und ich hätte nichts davon erfahren.«
    Andrew zeigte auf die weiße, konturlose Schneewelt vor dem Fenster. »Es hat sich nicht viel ereignet, wie du sehen kannst. Deshalb gibt es auch nichts zu erzählen, es sei denn, du interessierst dich dafür, wie viele Früchte im Gewächshaus reifen.«
    »Jedenfalls freut es mich zu hören, daß der Sturm sie nicht vernichtet hat. Manchmal zerbrechen die Fenster, und die Pflanzen sterben, aber dafür ist es noch reichlich früh im Jahr.« Sie lehnte sich erschöpft an ihn, als sei die Anstrengung des Sprechens zu viel für sie gewesen.
    Andrew saß da und hielt sie fest, zufrieden, daß sie sich nicht von ihm zurückzog, daß sie den Kontakt mit ihm jetzt ebenso zu suchen schien, wie sie ihn früher gefürchtet hatte. Vielleicht hatte sie Recht: Nun, wo ihr normaler Zyklus begonnen hatte, konnte die Konditionierung, der sie im Turm unterzogen worden war, rückgängig gemacht werden. Ihre Augen waren geschlossen; sie schien zu schlafen.
    So saßen sie, bis Damon plötzlich ins Zimmer kam. Entgeistert blieb er stehen. Er öffnete den Mund zum Sprechen, und Andrew empfing von Gehirn zu Gehirn die dringende Botschaft:
    Andrew! Setz sie ab, schnell! Geh weg von

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