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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihr!
    Andrew hob ärgerlich den Kopf, aber die echte Angst in Damons Gedanken ließ ihn sofort handeln. Er erhob sich und trug Callista zu ihrem Bett. Sie lag still, ohne Bewußtsein.
    »Wie lange ist sie schon so?« fragte Damon.
    »Nur ein paar Minuten. Wir hatten uns unterhalten«, verteidigte Andrew sich.
    Damon seufzte. »Ich dachte, ich könne dir vertrauen. Ich dachte, du hättest Verständnis.«
    »Sie furchtet sich nicht vor mir, Damon. Sie wollte , daß ich sie hielt!«
    Callistas Wimpern flatterten. Sie öffnete die Augen. Im bleichen Schneelicht sahen sie farblos aus. »Schelte ihn nicht, Damon, ich hatte es so satt, im Bett zu liegen. Wirklich, mir geht es besser. Ich dachte schon daran, mir heute Abend meine Harfe bringen zu lassen und ein bißchen zu spielen. Ich bin es leid, nichts zu tun zu haben.«
    Damon sah sie zweifelnd an. Doch er antwortete: »Ich werde die Harfe bringen lassen, wenn du es möchtest.«
    »Laß mich gehen und sie holen«, erbot Andrew sich. Es mußte ihr doch bestimmt besser gehen, wenn sie sich wohl genug fühlte, die Harfe zu spielen! Er stieg in die Große Halle hinunter, traf einen Diener und fragte nach Lady Callistas Harfe. Der Mann brachte das kleine Instrument, das nicht viel größer als eine terranische Gitarre war, in seinem geschnitzten Holzkasten.
    »Soll ich sie nach oben tragen, Dom Ann’dra?«
    »Nein, ich nehme sie.«
    Eine der Dienerinnen hinter dem Mann sagte: »Übermittelt der Lady unsere Glückwünsche. Wir hoffen, es wird ihr bald gut genug gehen, daß sie sie selbst entgegennehmen kann.«
    Andrew fluchte; er konnte sich nicht beherrschen. Schnell entschuldigte er sich – die Frau hatte nichts Böses im Sinn gehabt. Und was hätten die Leute anderes denken sollen? Callista hatte zehn Tage im Bett gelegen, und niemand war aufgefordert worden, sie zu pflegen. Nur ihre Zwillingsschwester hatte um sie sein dürfen. Konnte man den Dienstboten einen Vorwurf machen, wenn sie meinten, Callista sei schwanger und ihre Schwester und ihr Mann ergriffen alle Vorsichtsmaßnahmen, damit ihr Kind nicht dasselbe unglückliche Schicksal treffe wie Ellemirs? Endlich brachte Andrew mit schwankender Stimme hervor: »Ich danke euch für eure … eure guten Wünsche, aber meiner Frau ist kein solches Glück beschieden …« Er vermochte nicht weiterzusprechen. Er ließ sich die gemurmelten Äußerungen des Mitgefühls gefallen und floh die Treppe hinauf.
    In dem äußeren Raum der Suite blieb er stehen, da er Damons ärgerlich erhobene Stimme hörte.
    »Es hat keinen Sinn, Callista, das weißt du selbst. Du kannst nicht essen, du kannst nicht schlafen, wenn ich dir kein Betäubungsmittel gebe. Ich hoffte, es werde alles von selbst in Ordnung kommen, nachdem dein Zyklus spontan eingesetzt hat. Aber sieh dich an!«
    Callista murmelte etwas. Andrew konnte die Worte nicht verstehen, wohl aber den Protest, der in ihnen lag.
    »Sei ehrlich, Callista. Du warst Leronis in Arilinn. Wenn irgendwer in diesem Zustand zu dir gebracht worden wäre, was hättest du getan?« Eine kurze Pause. »Dann weißt du, was ich tun muß, und zwar schnell.«
    »Damon, nein!« Es war ein Schrei der Verzweiflung.
    » Breda , ich verspreche dir, ich werde versuchen –«
    »Oh, Damon, laß mir noch ein bißchen Zeit!« Andrew hörte sie schluchzen. »Ich will versuchen zu essen, das verspreche ich dir. Ich fühle mich besser, ich habe heute länger als eine Stunde aufgesessen, frag Ellemir. Damon, kannst du mir nicht noch ein kleines bißchen Zeit lassen?«
    Langes Schweigen. Dann fluchte Damon und kam aus dem Zimmer. Er wollte ohne ein Wort an Andrew vorbeigehen, aber der Terraner faßte seinen Arm.
    »Was ist los? Was hast du gesagt, daß sie sich so aufregt?«
    Damon starrte über ihn hinweg, und Andrew hatte das beunruhigende Gefühl, daß er für Damon gar nicht wirklich anwesend sei. »Sie will nicht, daß ich tue, was ich tun muß.« Damon erblickte die Harfe in ihrem Kasten und fragte ärgerlich: »Glaubst du tatsächlich, dafür geht es ihr gut genug?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Andrew aufgebracht zurück. »Ich weiß nur, daß sie mich um ihre Harfe gebeten hat.« Ihm fiel ein, was die Diener gesagt hatten, und das machte für ihn das Maß voll.
    »Damon, was stimmt nicht mit ihr? Immer, wenn ich dich frage, weichst du mir aus!«
    Damon seufzte und setzte sich. Er stützte den Kopf in die Hände. »Ich bezweifle, daß ich es erklären kann. Du bist nicht im Gebrauch der Matrix ausgebildet, du

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