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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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darüber sprechen. Ich erinnere mich aber daran, dass er uns erzählte, wie Benutcane an sich selbst zerbrach. Daran, dass sichHochmut und Missgunst, Gier und Gewissenlosigkeit am Ende als härter erwiesen als jeder Stein, den die Großen Leute setzten.«
    Damit schlug er leicht mit den Zügeln. Smod ruckte an der Deichselgabel und zog den Wagen über die kleine Brücke zum Acaeras. Die Sonne, die für einen Augenblick zwischen ein paar Wolken hervorlugte, stand in ihrem Rücken und tauchte den weißen Turmstein für wenige Atemzüge in ein fast unwirkliches, goldfarbenes Licht. Dann schob sich die nächste dichte Wolke heran, und plötzlich wirkten die vor ihnen aufragenden Mauern unfreundlich und grau.
    Erst als sie auf der Brücke waren und diese fast überquert hatten, sahen sie, dass früher hier ein steinernes Tor den Eingang versperrt hatte. Eine gewaltige Steinplatte hatte in der Art einer Zugbrücke an das Tor heran- und senkrecht hochgezogen werden können. Längst waren die Ketten, die die Platte vermutlich gehalten hatten, vom Zahn der Zeit zernagt und vom Wind fortgetragen worden; doch die Platte selbst war noch immer hier und lag unversehrt über der Grabenkluft. Es gab Stellen, an denen sie noch dunkle Verfärbungen sahen wie von jahrhundertealtem Rost. Die mehr als fünf Vahitfuß dicke Steinplatte lag zwischen Brücke und Mauertor in passgenauen Vertiefungen, und unter ihr hallten die Räder von den Grabenwänden wider, als sie darüber hinwegrollten.
    Wenn es früher zwischen den beiden Mauertürmen ein wehrhaftes Tor gegeben hatte, so hatte es den Weg alles Vergänglichen beschritten. Durch einen leeren Bogen fuhren sie in die Vorburg hinein. Smods Hufe klackten laut und hohl zwischen den Turmwänden.
    Falls Banavred noch nicht weiß, dass wir kommen, dachte Finn für einen Moment belustigt, jetzt hat er uns spätestens gehört.
    Die Vorburg war ein weitläufiges Gelände. Gesetzte, nicht aus Turmstein bestehende Mauerreste zeigten an, wo früher einmal mindere Häuser und Stallungen den Menschen und Tieren Obdach gegeben hatten. Ein großes Loch im Boden und verwitterte Reste von Stufen verwiesen auf den einstigen Brunnen.
    Überall sonst hatte der Wind staubigen Sand und welkes Laub hereingetragen, die im Laufe der Jahre zu Erdreich geworden waren. Gras wuchs allenthalben, und sogar ein paar Apfelbäume reckten sich entlang der Mauern. Über allem lag ein jetzt kräftiger werdender Geruch von Rauch. Und noch etwas hing klebrig in der Luft wie ein Hauch von etwas Abscheulichem: eine Art stechender Gestank, den beide Vahits nicht einzuordnen vermochten. Mellow rümpfte die Nase, sagte aber nichts weiter. Aber Finn sah, wie er nach seinem Landhüterstab griff.
    Der Weg führte von der Brücke her schräg nach rechts und leicht aufwärts. Er wurde umso höher, je mehr er sich der jenseitigen Mauer näherte. Wildrosensträucher gab es dort und neben einem weiteren leeren Rahmen einen eingezäunten Bereich, der wie ein heimischer Garten wirkte. Salat spross aus dem Boden, daneben wuchsen Möhren und Bohnen, Kürbisse und Gurken. Und Kartoffeln in langen Reihen.
    »Hier zieht Anselma ihre Feldfrüchte«, meinte Finn, als sie an dem Garten vorüberfuhren. »Sie hat ihre liebe Last mit den Ziegen; deswegen der Zaun.«
    Hinter der Mauer ragte der eigentliche Turm weit in den Himmel. Sie durchfuhren einen weiteren Bogen, ein ehemaliges Tor. Der Weg endete hinter dem Durchgang auf dem kleineren, gleichfalls von hohen Mauern umfassten Turmhof. Auch hier wuchs Gras; die kurzen Halme verrieten, dass es erst vor wenigen Tagen von Schafen abgegrast worden war. Links gab es eine kleine, kreisförmige und von einer niedrigen Mauer eingefasste Anhöhe, auf der einige Eichen und eine Weide wuchsen. Dem Rund folgende Steinbänke standen beiderseits einer Art Thronsitz im Schatten. Treppenstufen führten auf die Anhöhe hinauf und von dort bis zum Fuß des steinernen Herrschersitzes.
    Rechts stand ebenfalls ein Grüppchen von Bäumen, ein Walnussbaum, um den sich eine Schar junger Birken drängte; und hinter ihren Stämmen erkannten sie zwei Häuser mit Dächern aus Holzschindeln. Das erste lehnte an der rechten Mauerinnenseite, dasnächste hatte seine linke Wand mit dem Gebäude gemein, das der gesamten Wehranlage seinen Namen gegeben hatte: Acaeras Alamdil, der Alte Turm.
    Finn legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Turmspitze hinauf. Gewiss über hundertzwanzig Manneslängen hoch ragte seine Wandung vor ihnen

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