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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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hinter vorgehaltener Hand, während kleinere Kinder nur kurz von ihrem schreienden Vergnügen beim Füttern der umherflatternden Tauben aufblickten. Durch den sitzenden Kreis älterer, schwatzender Frauen ging ein Tuscheln, als Finn vorüberging, und er war sich sicher, mehrfach den Namen Fokklin herauszuhören.
    Finn klopfte. Der Wind fuhr in die Fahne des Vahogathmáhirs und brachte sie an ihrem Mast an der Spitze des Giebels zum Tanzen: zwei gekreuzte Schriftrollen vor einem grünen Hügel, über dem sich das Blau des Hüggellandhimmels mit den sieben Siebensternen wölbte. An allen vier Ecken flatterten einander gleiche Fahnen: das weithin sichtbare Rot der Landhüter, in deren Mitte die große Sonnenblume prangte.
    Die Tür war unverschlossen, wie es bei Vahithäusern üblich war. Als niemand antwortete, trat er ein und befand sich sogleich in der Amtsstube.
    Staub kräuselte sich im Halbdämmer unter offenen Balken. Zwei Tische mit allerlei Schriftrollen und Schreibzeug darauf und Stühlen davor wie dahinter beherrschten den Raum. Die Stirnseite nahmen ein Kamin und ein daneben aufgeschichteter Stapel Feuerholz ein. Entlang aller übrigen Wände verliefen Bänke. Über den beiden Tischen hingen an Ketten siebenarmige Kerzenleuchter mit breiten Tropfenfängern. Rußflecken an der Decke zeugten vom emsigen Gebrauch der jetzt erloschenen Kerzen. Licht fiel durch zwei kleine Fensterscheiben an der Stirnseite des Hauses und zwei weitere an der linken Wand. Der Eingangstür gegenüber führte die Hintertür in ein weiteres Zimmer. Ein Geruch nach gebratenen Eiern mit Pilzen, angereichert um den süßlichen Duft noch warmen Pflaumenkuchens, schien von eben jener Tür herüberzuwehen. Finns Magen begann zu knurren.
    Die Schreibtische waren verlassen; er stand allein in der Amtsstube. Der junge Vahit klopfte noch einmal lauter an die Haustür, diesmal von innen. »Ist jemand da?«, rief er laut.
    »Wer will das wissen?«, kam eine dumpfe Stimme aus dem rückwärtigen Raum.
    Finn hatte vorgehabt, mit Gesslo Regenpfeifer selbst zu sprechen, dem hiesigen Gauvogt. Die Gauvogte unterstanden dem Vahogathmáhir als Oberstem Hüter des Hüggellandes unmittelbar: Selten allerdings beaufsichtigten sie mehr als fünf oder sechs Vahits. Herr Gesslo hatte sein Amt schon viele Jahre inne. Finn kannte ihn, wenn auch nicht gut.
    »Wem soll ich’s sagen?«, fragte er zurück, ehe ihm einfiel, dieskönne vielleicht ein wenig zu keck geraten sein. Aber es war heraus, ehe er es verhindern konnte.
    Ein Rumpeln war zu hören, dann riss jemand die Tür auf. Ein großer und auffallend dickleibiger Vahit polterte herein. Vahits blieben im allgemeinen eher schlank und setzten kaum an (und wenn, erst jenseits der siebzig). Umso merkwürdiger fand Finn den Anblick, der sich ihm bot. Es war nicht Gesslo, der eintrat, sondern ein Vahit, den Finn noch nie zuvor gesehen hatte. Er war noch jung, kaum älter als Finn selbst. Und er hielt ein Stück dampfenden Pflaumenkuchens in der Hand. Sein Gesicht klebte von Pflaumensaft. Die schweinsklugen Augen blinzelten, ehe sie sich vorwurfsvoll auf ihn richteten.
    »Du bist doch einer der Landhüter?«, fragte Finn.
    Nirgendwo hing einer der roten Hüterhüte, der groß genug für den Kopf des vor ihm Stehenden gewesen wäre. Genau genommen konnte er im ganzen Raum keine einzige Kopfbedeckung entdecken, weder an einem Haken hängend noch auf einer der Bänke liegend.
    »Und wenn ich’s wäre?«, brummte der dickleibige Vahit, ein wenig undeutlich ob des Kuchens in seinem Mund.
    »Dann wäre ich froh. Ich habe eine Meldung zu machen.«
    »So, du wärest also froh, ja?« Das angebissene Kuchenstück in der Hand verschwand schneller im Mund des Vahits, als Finn es sich hätte vorstellen können. Er saugte schmatzend die klebrigen Reste von den Fingerspitzen, während er Finn beäugte wie ein lästiges Insekt.
    »So. Soll ich dir sagen, was ich wäre? Ich für mein Teil wäre gar nicht froh, wenn du eine Meldung zu machen hättest. Denn dann würdest du nämlich meine Mittagspause noch länger stören, als du es jetzt schon tust. Und das hieße, mein Essen würde kalt, und kaltes Essen vertrage ich nicht. Es schlägt mir auf den Magen. Mit grimmem Magen aber vermag ich dir nicht zu helfen. Das wirst du sicher einsehen. Du wirst daher keine Meldung machen, ja?«
    »Ich fürchte, ich kann auf deinen Magen keine Rücksicht nehmen.« Finn zog Banavreds Brief hervor und faltete ihn umständlich auseinander. Er hielt

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