Der verlorne Sohn
Männchen von dem Stuhle, welcher an dem einzigen Tische stand, der vorhanden war.
»Ah, der Herr Adolf des Herrn Fürsten!« sagte der Kleine. »Ihr Herr sendet Sie?«
»Ja. Sind die Sachen fertig?«
»Gestern habe ich letzte Hand angelegt. Ich hätte sie abgeliefert, wenn mir nicht befohlen worden wäre, zu warten, bis Sie kommen. Wollen Sie die beiden Kästen mitnehmen?«
»Ja. Wie steht es mit der Rechnung?«
»O, ich bin bereits vorher bezahlt. Seine Durchlaucht haben mich aus dem tiefsten Elend gezogen. Ich habe doppelt soviel erhalten, als ich zu fordern hatte.«
Er ging in einen Nebenraum und brachte zwei Holzkästen hervor, welche nicht sehr groß waren, aber ziemlich schwer zu sein schienen.
»Hier sind sie und hier auch die beiden Schlüssel,« sagte er. »Wollen Sie das Alles selbst tragen, oder soll ich helfen?«
»Danke! Ich brauche Niemand. Adieu!«
Er schlug nun die grade Richtung nach der Palaststraße ein. Als er nach Hause kam, schritt er sofort auf die Gemächer des Fürsten zu. Die beiden Kästen setzte er im Vorzimmer ab. Dann trat er ein. Der Fürst befand sich in seinem Arbeitszimmer. Er warf einen Blick auf den Diener und sagte sofort:»Ah, Du bringst etwas Neues und Gutes?«
»Ja, Durchlaucht. Ich habe einen Fang gemacht, oder vielmehr, wir werden heute einen Fang machen!«
»Wen? Deinem Gesicht nach ist dieser Fang ein bedeutender. Du meinst doch nicht etwa den Hauptmann?«
»Gerade diesen!«
»Nun, so sage ich Dir, daß ich ihn nicht fangen werde.«
Der Diener machte ein ganz verdutztes Gesicht.
»Es liegt mir an diesem Fange noch nichts,« fuhr der Herr fort. »Doch, man muß ja doch mit den Verhältnissen rechnen. Erzähle!«
Adolf berichtete, was er erlebt und erfahren hatte. Der Fürst hörte ihm zu, trat dann an das Fenster und blickte, in tiefes Nachdenken versunken, hinaus. Nach einer Weile drehte er sich wieder in das Zimmer zurück und sagte: »Für wen hältst Du diesen Architekten?«
»Natürlich für einen Vertrauten des Hauptmannes.«
»Ich nicht. Es ist der Hauptmann selbst gewesen.«
»Donnerw – – –!« entfuhr es dem Diener. »Auf diesen Gedanken bin ich allerdings nicht gekommen!«
»Er hat ein sehr wichtiges Arrangement mit Dir getroffen, das konnte nur der Hauptmann thun. Du meinst also, daß er heute in der Nacht kommen wird?«
»Gewiß! Punkt drei Uhr!«
»Und was räthst Du mir?«
»Er wird nicht allein kommen, sondern seine Spießgesellen mitbringen. Wir lassen sie ein und nehmen sie Alle gefangen.«
Der Fürst ließ ein überlegenes Lächeln sehen. Er erhob, spaßhaft drohend, den Finger und sagte:
»Du willst ein Polizist sein?«
»Ich bin es, selbst in Ihrem Dienste!« antwortete Adolf, indem dem Tone seiner Stimme eine kleine Kränkung anzuhören war.
»Und Du hältst Dich natürlich für einen guten Polizisten?«
»Ich thue möglichst meine Pflicht.«
»Ich bin davon überzeugt; aber ich sage Dir, daß ich heute die Einbrecher nicht fangen werde.«
»Nicht?« fragte Adolf, beinahe erschrocken.
»Nein!«
»Aber die prächtige Falle, die ich ihnen gestellt habe!«
»Ich werde mich trotz dieser Falle bestehlen lassen und ruhig zusehen, daß die Diebe entwischen.«
»Aber, bitte tausendmal um Entschuldigung, das begreife ich nicht!«
»Ich will den Hauptmann fangen!«
»Er wird ja kommen!«
»Meinst Du? Wenn er käme, so wäre er werth, mit Ruthen gezüchtigt zu werden wie ein dummer Bube, der nichts lernen will. Er wird nicht kommen; er wird die Besten seiner Leute schicken. Er kann sich ja noch gar nicht auf Dich verlassen. Er stellt Dich auf die Probe, und dieser Probe wegen wird er nicht seine Person, seine Freiheit, sein ganzes Werk auf das Spiel setzen.«
Adolf zog ein etwas beschämtes Gesicht. Er sagte:
»Durchlaucht, Verzeihung! Ich sehe wieder einmal ein, daß Sie stets und immer unser Meister sind!«
»Du meinst also, daß ich Recht habe?«
»Gewiß!«
»So werde ich Dir ferner sagen, wie Alles kommen wird. Längst vor drei Uhr wird mein Palais von den Leuten des Hauptmannes umzingelt sein. Sie werden sich im Garten und überall verstecken. Sie erwarten, bei mir einen glänzenden Fang zu thun; daher werden sie zahlreich kommen. Bei ihnen wird allerdings der Hauptmann sein; aber in das Innere des Hauses wird er sich nicht wagen.«
»Das leuchtet mir allerdings ein.«
»Einer seiner besten Leute wird an das Thor kommen; aber sobald Du öffnest, werden Mehrere hinzutreten. Sie werden sich Deiner Person
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