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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Und das stimmte auch. Aber komischerweise war es mir einfach egal. Mich interessierte nicht einmal, woher sie wusste oder doch fast wusste, wo sie mich finden konnte.
    Ich zog eine Badehose und einen Hotelbademantel an und ging runter zum Strand. Die Sonne brannte schon heiß vom Himmel, und ich kniff die Augen zum Schutz gegen das grelle Leuchten von Wasser und Sand zusammen. Ich legte den Bademantel neben sie und setzte mich darauf.
    »Ist der Platz noch frei?«, fragte ich.
    Sie öffnete die Augen. Sie waren blauer, als ich sie je gesehen hatte, spiegelten die Farben von Meer und Himmel wider.
    Sie lächelte, setzte sich auf und sah mich lange an. Dann sagte sie: »Du hast meine Nachricht bekommen.«
    Ich nickte. »Ich war überrascht. Angenehm überrascht.«
    »Du willst wissen, wie ich dich gefunden habe.«
    Sie war schön. Sie war einfach … schön. Ich sagte: »Ich will wissen, wie es dir ergangen ist.«
    Sie sagte kein Wort. Sie sah mir nur in die Augen, beugte sich vor und küsste mich. Sie zu schmecken, ihren Mund zu spüren, sie vor mir zu sehen, es war wie ein Tagtraum.
    Ich wich zurück und schaute mich um.
    »Schon in Ordnung«, sagte sie. »Ich würde das auch machen, im umgekehrten Fall.«
    Ich betrachtete sie einen Moment. Es tat gut, mit jemandem zusammenzusein, der meine Angewohnheiten nachvollziehen konnte. Der sie mit mir teilte.
    Sie schaute kurz auf meinen Arm und meinen Oberschenkel. Ich trug keinen Verband mehr, und die fast verheilten Folgen von Belghazis Werk hatten deutliche Spuren hinterlassen. Wer auch immer mich zusammengeflickt hatte, ihm war es offenbar wesentlich wichtiger gewesen, die Wunden zu schließen, als sich Gedanken um das kosmetische Ergebnis seiner Arbeit zu machen. Es sah aus, als sei ich von einem amoklaufenden Rasenmäher attackiert worden.
    »Ich weiß, was du in Kwai Chung gemacht hast«, sagte sie.
    Ich zuckte die Achseln. »Was, diese wilde Schießerei da? Ich hab gelesen, das waren die CIA und die Hongkonger Polizei?«
    Sie lachte glucksend. »Weißt du, an wen die Raketen gehen sollten?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »An von den Saudis finanzierte Gruppen, die sie gegen Jerusalem und Haifa und Tel Aviv einsetzen wollten. Die Raketen haben eine Reichweite von zehn Meilen. Israel ist in der Mitte gerade mal neun Meilen breit. Sie hätten jeden Punkt des Landes treffen können.«
    »Dann warst du also hinter den Raketen her?«
    Sie nickte. »Wir hatten keine Möglichkeit, an den Anbieter ranzukommen. Aber wir waren an Belghazi dran, nah dran, wie du ja weißt. Sobald er sie übernommen hätte, wären die Informationen über den Transport in seinem Computer gewesen. Er hatte immer alles darauf. Verschlüsselt natürlich, aber wir haben Leute, die den Code hätten knacken können.«
    »Und dann?«
    »Dann hätten wir das Schiff verfolgt, mit dem die Raketen transportiert worden wären. Mit ziemlicher Sicherheit hätte es Kurs auf einen saudischen Hafen oder auf Dubai genommen. Daher wäre das Schiff im südchinesischen Meer von einem Marinekommando geentert worden, und man hätte die Ladung kontrolliert und beschlagnahmt.«
    »In diesem Teil der Welt gibt es viele Seeräuber«, stellte ich fest.
    »Und längst nicht alle seeräuberischen Aktivitäten gelangen an die Öffentlichkeit. So manche Reederei bewahrt lieber Stillschweigen über einen Überfall. Das kommt natürlich ganz auf die Ladung an, um die es sich handelt.«
    »Dann hast du also auf die Übergabe und die Transportinformationen gewartet.«
    »Ja. Wenn Belghazi vorher schon etwas zugestoßen wäre, hätten wir die Raketen aus den Augen verloren. Es hätte einen anderen Käufer gegeben.«
    Ich nickte nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass Belghazi vorhatte, die Raketen ganz normal über den Containerhafen zu verschiffen. Nach dem, was ich gehört habe, hatte er sie in Kwai Chung in einen Van verladen lassen.«
    »Die Informationen, die wir inzwischen gesammelt haben, lassen das vermuten, ja. Die Alazans waren für alle Beteiligten eine ungewöhnliche Fracht. Und sie wollten ungewöhnliche Transportwege benutzen.«
    »Das Gefühl hab ich auch.«
    »Ich will damit sagen, wenn wir nach unserem ursprünglichen Plan vorgegangen wären, hätten wir die Ladung vielleicht aus den Augen verloren. Das wäre katastrophal gewesen. Du hast jetzt unter den Leuten, für die ich arbeite, jede Menge Bewunderer.«
    Ich lächelte, aber das Lächeln fühlte sich traurig an. »Ich hab das Gefühl, da bahnt sich ein

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